Während seiner mittlerweile 54jährigen Geschichte hat das Frohburger Dreieck im Süden von Leipzig schon viel erlebt. So musste das Rennen 1968 abgesagt werden, da die Panzer der Sowjets über die Rennstrecke gen Prag rollten, um dort die Reformbemühungen der Bürger der Tschechoslowakei niederzuschlagen. Auch in der jüngeren Vergangenheit gab es Höhepunkte und Tiefpunkte.
Die Teilnahme der Rennfahrerlegende Joey Dunlop 1995 und 1996 oder das völlig verregnete Rennwochenende von 2010 zum Beispiel, als die Zuschauer und auch wir Medienvertreter bei eisigen Temperaturen auf den wasserdurchtränkten Feldern ausharrten. Das 52. Frohburger Dreieckrennen wird sich in die Höhepunkte der Frohburger Renngeschichte einreihen. Nicht nur das Wetter zeigte sich von seiner allerbesten Seite, auch die Frauen und Männer vom MSC Frohburger Dreieck hatten in mühevoller Arbeit eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Erstmals konnten die Zuschauer die Rennen von drei Tribünen in der Startkurve verfolgen. Zudem gelang es zusammen mit dem sächsischen Team penz13.com den 11fachen TT-Sieger Michael Dunlop an den Start zu bringen. Der 25jährige Nordire war zuletzt 2008 in Frohburg zu Gast, damals als vielversprechendes Nachwuchstalent der Road-Racing-Szene. Dunlop gewann im Juni die Senior-TT auf einer BMW, 75 Jahre nachdem dies zuletzt Georg „Schorsch“ Meier mit einer Kompressor-BMW gelang.
IRRC Superbike:
Das erste Rennen der Superbiker am Sonntag gab schon einen Vorgeschmack auf das, was an diesem Tag noch folgen sollte. Johan Fredriks, Didier Grams und Michael Dunlop umrundeten das Dreieck Rad an Rad, bis sich der „König von Frohburg“, Didier Grams, nach Runde sieben an seinem holländischen Meisterschaftskonkurrenten vorbei schob. Die Titelchancen von Fredriks waren ohnehin nur noch theoretischer Natur und so reichte der ausgezeichnete zweite Platz nicht, um Grams am Gewinn seines fünften IRRC-Titels zu hindern. Michael Dunlop blieb Dritter, allerdings mit nur einer Sekunde Rückstand auf den Sieger Grams. Die deutschen IRRC-Fahrer Matti Seidel und Thomas Kreutz nutzten ihren Heimvorteil in Frohburg und belegten die Plätze vier beziehungsweise fünf.
Der zweite Lauf wurde wiederum zwischen Fredriks und Grams entschieden. Johan Fredriks gewann zwar den Start, doch Hausherr Grams biss sich am Hinterrad des Holländers fest. Als die ersten Überrundungen anstanden, fackelte Didier Grams nicht lange, schnappte sich die Führung und gewann. Der dritte Platz wurde zwischen Matti Seidel, Michael Dunlop und Jochem van den Hoek ausgefochten. Dunlop musste das Rennen allerdings vorzeitig mit technischem Defekt beenden und van den Hoek verbremste sich in der Zielkurve. So war der Weg für den Drebacher Matti Seidel frei, der sich mit einer tadellosen Fahrt den Podestplatz sicherte.
IRRC-Supersport:
Nachdem der Wechselburger Georg Fröhlich im Juli das Ende seiner Rennfahrerkarriere bekannt gab, wurde die MV Agusta vom Team Motorrad Scheunpflug Seggewiß in Frohburg von Manou Antweiler pilotiert. Der Nachwuchspilot aus Bleckede ist in Frohburg kein Unbekannter. Er stand schon 2012 in der Klasse bis 600 Kubikzentimeter auf dem Podest. Als Gaststarter in der IRRC war Antweiler zwar nicht punkteberechtigt, doch die hohe Endgeschwindigkeit seines italienischen Zweirades brachte ihm die Pole-Position und den souveränen Laufsieg im ersten Rennen ein. Um den zweiten Platz entbrannte ein heißer Kampf zwischen Timothy Baken, Michal Dokoupil und Thomas Kreutz. Dokoupil, der in der Supersportklasse auch schon bei der Tourist-Trophy auf der Isle of Man beeindruckte, konnte sich am Ende mit vier Zehntelsekunden Vorsprung vor Thomas Kreutz durchsetzen. Kreutz fügte Baken damit die erste Niederlage auf der Strecke in diesem Jahr zu. Zuvor hatte der junge Belgier in allen IRRC-Rennen, die er beendete, auch die volle Punktzahl mitgenommen. Nicht nur dass Baken damit auf den undankbaren vierten Platz zurückfiel, am Ende sollte der verpasste dritte Platz auch die Meisterschaft zu seinen Ungunsten entscheiden.
Im zweiten Lauf verließ Manou Antweiler das Glück. Anstatt die überlegene Leistung der MV Agusta im Verlauf des Rennens zu nutzen, musste er gleich in der ersten Kurve per Highsider aus dem Sattel. Allerdings hatte er Glück im Unglück und blieb unverletzt. Timothy Baken nutzte die Chance und stellte seine Niederlage aus dem ersten Lauf richtig. Der Sieg und damit 25 Punkte reichten allerdings nicht, um Joey den Besten noch einzuholen. Der Holländer holte nach Platz fünf im ersten Rennen den vierten Platz und sicherte sich damit die Meisterschaft in der IRRC-Supersport. Zweiter wurde Marek Cerveny, der als Meisterschaftszweiter mit nur einem Punkt Rückstand auf Joey den Besten angereist war. Der Tscheche konnte den ersten Lauf allerdings nicht beenden und fiel so auch noch auf den dritten Platz in der Meisterschaft zurück. Dritter wurde wiederum Thomas Kreutz, der die Meisterschaft als Vierter abschloss.
OPEN/Superbike/Superstock 1000:
Den krönenden Abschluss aller beiden Veranstaltungstage bildete das Rennen der OPEN-Superbike-Klasse. Am Samstag sorgte Johan Fredriks für einen Paukenschlag, als er, zur Überraschung vieler, siegte. Fredriks übernahm vom Start weg die Führung und hielt Didier Grams hinter sich. Der Limbach-Oberfrohnaer konnte zwar gegen Rennende aufschließen, doch das auf acht Runden verkürzte Rennen bei Sonnenuntergang ging schließlich um 0,122 Sekunden an den Holländer, der sich über diesen unerwarteten Triumph riesig freute. Grams gratulierte fair und erfreute sich mehr an dem spannenden Rennen, als dass er dem verpassten Sieg hinterhertrauerte. Michael Dunlop kämpfte mit einem stark abbauenden Hinterreifen und musste schließlich aufgeben. Matti Seidel beendete das Rennen als Dritter vor Jochem van den Hoek und Frank Bakker. Der Kanadier Dan Kruger gab mit Platz sechs einen starken Einstand auf dem Frohburger Dreieck.
Nach einem ereignisreichen Renntag konnten sich die zahlreichen Zuschauer auf ein spannungsgeladenes Finale einstellen. Grams hatte zuvor beide IRRC-Läufe gewonnen und Johan Fredriks auf den zweiten Platz verwiesen. Fredriks jedoch wollte seinen Sieg vom Vortag wiederholen. Michael Dunlop, der bis zu diesem Zeitpunkt nur ein Rennen beenden konnte, hatte ebenfalls noch ein Auge auf den Siegerpokal geworfen. Dunlop bewegte an diesem Wochenende die BMW des penz13.com-Teams, die noch eine Woche zuvor bei den 24 Stunden von Le Mans den Klassensieg in der OPEN-Klasse einfuhr. Nun hatte er ausreichend Kilometer auf dem für ihn doch etwas ungewohnten Endurance-Bike gesammelt, um Grams und Fredriks einzuheizen.
Fredriks erwischte wieder einmal den besten Start, doch diesmal wartete Grams nicht ab. Er ging schon zu Beginn des Rennens in Führung und setzte sich leicht ab. Fredriks bekam seinerseits Druck von Michael Dunlop, der einen guten Start erwischte und sofort vorn mitmischen konnte. Als Dunlop den Holländer dann überholte ging es Schlag auf Schlag. Mit der ersten 1:34er Zeit des Wochenendes schloss er zu Grams auf und brannte den neuen absoluten Rundenrekord in den Frohburger Asphalt. Grams hatte dem entfesselt fahrenden Dunlop nichts entgegenzusetzen.
Bei der Zieldurchfahrt hatte der Nordire über drei Sekunden Vorsprung auf Grams herausgefahren. Sein sagenhafter neuer Rundenrekord von 1:34,335 entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 181,269 km/h. Zuvor war Didier Grams mit 1:34,875 (aufgestellt 2012/180,237 km/h) schnellster Mann auf dem Dreieck.
Zwar kam es dann bei der Siegerehrung zu einer kleinen Verzögerung, als die Tontechnik noch schnell die irische Hymne suchen musste. Bei dem Nordiren Dunlop, der bei den Straßenrennen in Nordirland und auf der Isle of Man sonst nur politisch korrekt „God Save the Queen“, die Hymne des Vereinigten Königreiches, vorgespielt bekommt, kam diese Geste dennoch gut an.
Supersport/Superstock 600/Moto2:
Wie in der IRRC-Supersport, so war auch in der offenen Supersport-Klasse Manou Antweiler der Mann, den es zu schlagen galt. Am Samstagnachmittag hielt sich Antweiler noch zurück und überließ Michal Doukoupil lange Zeit die Führungsarbeit. Dann spielte er den Leistungsvorteil der MV Agsusta klug aus und fuhr mit zwei Sekunden Vorsprung zum Sieg. Dritter, hinter seinem Landsmann Dokoupil, wurde Marek Cerveny.
Vor dem zweiten Rennen kam es zu einer Verzögerung. Michal Dokoupil stürzte in der Aufwärmrunde. Zwar blieb der Tscheche bis auf einige Blessuren unverletzt, doch das Wochenende war für ihn beendet. Der Start verzögerte sich und das Rennen wurde von zehn auf acht Runden reduziert. Antweiler gewann das verkürzte Rennen souverän mit knapp zehn Sekunden Vorsprung auf Cerveny. Den dritten Platz sicherte sich Marc Bornhäusser.
Eine starke Leistung zeigte auch der Berliner Andreas Brandt. Der Routinier konnte mit seiner Erfahrung gut mithalten und belegte die Plätze sieben und fünf.
International Sidecar Trophy:
Der Sprint der Seitenwagen über nur sechs Runden versprach am Samstagabend ein schnelles, spannendes Rennen. Leider musste das Rennen dann schon eine Runde vor dem Ende mit der roten Flagge abgebrochen werden. In der Startkurve waren zwei Gespanne beim Anbremsen kollidiert. Die betroffenen Fahrer und Beifahrer wurden dabei nicht lebensgefährlich verletzt. Die Wertung des Rennens erfolgte nach nur drei Runden. Es gewannen Tassilo Gall/Hendrik Crome vor Ken Knapton/Enrico Roick. Markus Schwegler und Alexander Röder wurden mit dem F600-Gespann als Dritte abgewinkt und gewannen so die Formel-2-Wertung vor Eckart Rösinger/Andy Kolloch.
Im Hauptrennen am Sonntag stürmten wiederum Gall/Crome auf und davon. Doch dann holten Knapton/Roick auf und gingen vorbei. Gall blieb am Hinterrad des britisch-deutschen Gespannes, fand aber keinen Weg vorbei. 0,815 Sekunden entschieden schließlich über den Sieg für Knapton/Roick. Gall/Crome reichte der zweite Platz allerdings, um die Meisterschaft in der International Sidecar Trophy nach Hause zu fahren. Dritter wurde das schweizer Gespann Felix Bereuter/Thomas Hofer. Die Formel-2-Wertung gewannen Herbert Vogl und Valentin Marklin (AUT/GER).
Die Frohburger Lokalmatadoren Andreas Böse und Sven Steinbach rutschten nach einer guten Trainingsleistung im Sprint neben die Strecke und beschädigten ihr RSR-Gespann so schwer, dass an einen Start im Hauptrennen nicht zu denken war.
Continental Superduke Battle:
Das erste Rennen des Continental Superduke Battles bildete den Auftakt zum Rennsonntag. Sieger Sebastian Bursig war der Ausgeschlafenste der Battle-Piloten, Meisterschaftsleader Stefan Helldobler konnte das Rennen dagegen nicht beenden. Im zweiten Lauf siegte Helldobler zwar, doch Bursig reichte der zweite Platz, um den Gesamtsieg 2014 einzufahren.
2 Takt Klassik Trophy:
Den Klang und den Duft vergangener Zeiten brachte die 2 Takt Klassik Trophy nach Frohburg. 44 Zweitakter von 125 bis 500 Kubikzentimeter nahmen das Training auf. In den beiden Rennen setzte sich jeweils Silvio Reinprecht auf einer Suzuki durch. Thomas Schneider und Stefan Tennstädt wurden in beiden Läufen Zweiter, beziehungsweise Dritter.
Wer das 52. Int. Frohburger Dreieckrennen selbst miterlebt hat, der wird sich noch lange an dieses ereignisreiche Rennwochenende zurückerinnern. Für den MSC Frohburger Dreieck wird das Geschehen auf der Strecke und der Zuschauerzuspruch entlang der Strecke ein Ansporn sein, das 53. Rennen im nächsten Jahr zu einem weiteren Höhepunkt werden zu lassen.