Nach einem verregneten Rennwochenende im vergangenen Jahr konnten sich die Organisatoren, Teilnehmer und Besucher des 60. Int. Frohburger Dreieckrennen in diesem Jahr über trockene Bedingungen und warmes, sonniges Spätsommer-Wetter freuen. Beste Voraussetzung für die Finalläufe der IRRC-Klassen Superbike und Supersport, wo einer der beiden Titel noch zu vergeben war. Das Rahmenprogramm auf der 4,78 Kilometer langen Straßenrennstrecke im Süden von Leipzig bildeten die Rennen der Zweitaktklassen für Grand-Prix- und Klassik-Motorräder sowie der Twin- und der Triumph Cup.
IRRC Superbike
Für die IRRC Superbike hatten sich einmal mehr schnelle Gäste angekündigt. Die ehemaligen IRRC Spitzenfahrer David Datzer (BMW) und Erno Kostamo (BMW) waren ebenso mit von der Partie wie der Niederländer Jorn Hamberg (Kawasaki), der einen Gaststart in der großen IRRC-Klasse absolvierte. Wie üblich, fahren die Gaststarter nur um Platzierungen in den Rennen und sind für die Meisterschaft nicht punkteberechtigt.
Im Zeittraining am Samstag wurde Datzer seiner Favoritenrolle gerecht und holte die Pole-Position. Der fünffache IRRC-Superbike-Meister Didier Grams (BMW) aus Limbach-Oberfrohna war allerdings nur einen Hauch, genau genommen fünf Tausendstelsekunden, langsamer. Die erste Startreihe komplettierte der Finne Kostamo, der Macau-Grand-Prix-Sieger des vergangenen Jahres. Auf Platz vier in der zweiten Reihe überraschte Jorn Hamberg mit einer starken Leistung bei seinem Einstand in der Superbike-Klasse.
Den besten Start zum ersten Lauf erwischte Didier Grams, während der Trainingsschnellste David Datzer bis auf den sechsten Platz durchgereicht wurde. Der bereits als Champion feststehende Lukas Maurer erwischte aus der zweiten Reihe kommend mit seiner Kawasaki einen hervorragenden Start und setzte sich vor Kostamo und Hamberg auf den Zweiten Platz.
Datzer schnappte sich Runde um Runde einen seiner Gegner, bis er kurz nach Halbzeit des 10-Runden-Rennens nur noch Grams vor sich hatte. Der war bereits um mehr als dreieinhalb Sekunden enteilt, doch Datzer konnte mit auf seiner BMW M1000RR die Rundenzeiten unter die Marke von 1:34 drücken und war damit klar schneller als der führende. Mit 1:33,636 setzte er die schnellste Runde des Wochenendes, knapp drei Zehntel über dem absoluten Streckenrekord. In der letzten Runde liefen die beiden Deutschen auf zu überrundende Fahrer auf. Datzer konnte die Gelegenheit nutzen und sich in der Anbremszone zum Grauen Wolf in Führung setzen. Der Bayer war nach Frohburg gekommen, um hier endlich auch einmal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen und man hätte das Skript für diesen Sieg nicht spannender schreiben können. Ein wahrer Husarenritt von Datzer, dem die Emotionen unmittelbar nach dem Rennen ins Gesicht geschrieben standen.
Auf den weiteren Plätzen setzte sich Erno Kostamo gegen Jorn Hamberg durch, während Patrick Hoff (BMW) den Schweizer Lukas Maurer hinter sich lassen konnte. Bereinigt um die Gaststarter konnte sich Hoff mit dieser Platzierung die Punkte für den zweiten Platz hinter Didier Grams, der die volle Punktzahl mitnahm, gutschreiben lassen. Damit waren dann auch der Vizetitel für Grams und der dritte Gesamtplatz für Hoff, der als nächster Deutscher einen Start auf der Isle of Man anpeilt, gesetzt.
Für den abschließenden zweiten Lauf der Superbikes hatte sich Jorn Hamberg noch einmal mehr vorgenommen. Zwar war der Holländer erstmals in der IRRC Superbike am Start, doch die 1000ccm ist für den leichtgewichtigen Supersport-Piloten keineswegs Neuland. Seine Erfahrung setzte er am Start sofort um und ging gleich einmal in Führung. Wieder schlecht weggekommen war David Datzer von der Pole Position. Hinter Hamberg, Kostamo, Gra ms, Maurer und Hoff musste er sich zunächst auf dem sechsten Platz einreihen.
Grams setzte sich in der dritten Runde in Führung, doch Datzer ließ den schnellen Dachdecker diesmal nicht weit entkommen schon in Runde sieben hatte der Bayer die Führung zurückerobert. Didier Grams konnte noch einmal kontern, doch Datzer hatte die Sache im Griff und machte seinen Frohburg-Ausflug mit einem Doppelsieg perfekt.
Auf dem dritten Platz bestätigte Jorn Hamberg seine Leistung des Wochenendes und krönte die Saison mit einem ersten Podiumsplatz in der IRRC Superbike, ein beachtenswertes Resultat. Auf den weiteren Positionen platzierten sich Kostamo, Hoff und Maurer.
Ein beachtenswertes Road-Racing-Debüt gelang dem ehemaligen Red-Bull-Rookies-Cup-Pilot Freddie Heinrich (Kawasaki) mit den Plätzen 14 und 12. Für den großgewachsenen 18jährigen aus Lunzenau ist es die erste Saison auf der 1000ccm-Maschine. In Frohburg konnte er mit diesen Resultaten gestandene Roadracer wie Forest Dunn (17./15.) und Rhys Hardisty (22./DNS) hinter sich lassen.
IRRC Supersport
Der Titel in der IRRC Supersport war in Frohburg noch zu vergeben, doch ein enger Kampf um den Titel zwischen Marek Cerveny (Triumph) und Jorn Hamberg (Yamaha) war es nicht. Mit 17,5 Punkten Rückstand hätte Hamberg schon ein wenig Pech seines tschechischen Rivalen gebraucht um die Meisterschaft noch einzufahren. Die Saison begann perfekt für den Mann aus der Nähe von Assen mit vier Siegen in den ersten vier Rennen, doch es folgten technische Probleme die einen Start beim ersten Lauf in Imatra verhinderten und ein Motorschaden in Chimay. Zweimal null Punkte warfen den 28jährigen in der Meisterschaft zurück, doch in Frohburg wollte es Hamberg trotz seiner geringen Meisterschaftschance noch einmal wissen.
Im Qualifying unterstrich der fliegende Holländer einmal mehr seine Ambitionen: Pole Position mit einer Sekunde Vorsprung auf den Zweiten Marek Cerveny. Auf dem dritten Platz qualifizierte sich Lukas Maurer (Yamaha), der an diesem Wochenende einen Gaststart in der IRRC Supersport absolvierte „Da es an diesem Wochenende keine Open-Klasse für die Superbikes gibt, ist das eine gute Gelegenheit um etwas mehr Kilometer zu sammeln und Spaß zu haben“, so der Schweizer. Doch als Gaststarter spielt sollte Maurer für die Meisterschaftsentscheidung keine Rolle spielen. Nicht nur dass er nicht punkteberechtigt ist, auch fehlte ihm auf Cerveny eine weitere Sekunde in der Rundenzeit.
Hamberg und Cerveny fuhren also in einer eigenen Liga und das spiegelte sich auch in den beiden Rennen wider. Zwar erwischte Marek Cerveny den besseren Start, doch Hamberg nahm dem dreifachen IRRC-Supersport-Meister eine Sekunde pro Runde ab und siegte schließlich mit knapp sieben Sekunden Vorsprung. Hinter den beiden war ein heißer Kampf um den dritten Platz entbrannt, den teilweise auch der vom elften Platz gestartete Derek McGee (Kawasaki) innehatte. Der vielfache irische Straßenmeister und Zweite bei der Lightweight TT 2018 wohnt seit Kurzem in den Niederlanden und hat jetzt auch sein Motorrad aus der Heimat nachgeholt. Das Frohburg-Wochenende betrachtete McGee, der sich vor zwei Jahren das Becken gebrochen hatte, als Test und um einfach mal wieder ein paar Rennkilometer zu sammeln. Seine Fitness ist noch nicht wieder zu 100% hergestellt, umso erstaunlicher sein starkes Rennen, das schließlich nach einem Verbremser in der Jugendkurve auf dem fünften Platz endete. „Meine Bremsen ließen nach und so verlor ich die beiden Plätze als ich einmal einen weiteren Bogen fahren musste“, so der sympathische Mann aus Irland nach dem Rennen. Die Plätze drei und vier gingen somit an Lukas Maurer und Ilja Caljouw (Yamaha).
Den zweiten Lauf musste Derek McGee vorzeitig beenden. „Mein Motor war schon in der Startaufstellung heiß gelaufen und ich wollte keinen Motorschaden riskieren“. Die Chancen stehen gut, dass wir den schnellen Mann von der Insel und Exil-Niederländer nächstes Jahr permanent in der IRRC sehen. „Aber ich brauche wahrscheinlich einen größeren Kühler für die Temperaturen hier“, so McGee.
Währenddessen zeigte sich an der Rennspitze ein ähnliches Bild wie im ersten Lauf. Zunächst ging Cerveny an die Spitze mit Hamberg im Schlepptau. Nach sechs Runden hatte der Niederländer genug gesehen, setzte sich an die Spitze und zog bis zur Zielflagge nach Runde zehn um fast fünf Sekunden davon. Marek Cerveny reichte der zweite Platz um nach 2015, 2016 und 2022 seinen vierten IRRC-Supersport-Titel einzufahren. Lukas Maurer stellte die Yamaha R6 von Stefan Wauter trotz Top-Speed-Nachteil auf den langen Geraden einmal mehr auf den dritten Platz. Ilja Caljouw konnte sich im Duell um den vierten Platz gegen den Schleizer Sebastian Frotscher durchsetzen und sicherte so seinen dritten Rang im Gesamtklassement ab. Frotschers Teamkollege im Team Schleizer Dreieck, der zweifache TT-Sieger Gary Johnson ging in Frohburg erstmals seit seinem schweren Sturz im Frühjahr in Horice wieder an den Start. „Meine Fitness ist vielleicht bei 50%. Ich werde schauen, ob ich das Wochenende durchhalte“ so der Brite noch am Freitagabend. Johnson, der im Vorjahr noch Podiumsplatzierungen auf dem Frohburger Dreieck feiern durfte, schlug sich unter diesen Umständen mit den Plätzen 10 und 13 achtbar.
Jorn Hamberg musste sich trotz beeindruckendem Speed einmal mehr in der Meisterschaft geschlagen geben. Die Chancen stehen gut, dass wir den Holländer auch 2024 in der IRRC wiedersehen: „Für nächstes Jahr ist noch nichts entschieden, aber ich möchte unbedingt Meister in der IRRC Supersport werden.“
Zweitakt GP
Christian Schneider (Yamaha) war klar schnellste Mann bei den 250ccm-Maschinen der ehemaligen Grand-Prix-Klasse. Fünf der insgesamt acht Runden führte der Nürnberger das Feld an, dann musste er wegen eines zu überrundenden Fahrers vor dem Eschefelder Kreuz eine andere Linie wählen und stürzte über eine Bodenwelle. Schneider hob das Motorrad auf und fuhr weiter, doch der Sieg lag nun außer Reichweite. Chris Meyer aus Reinsdorf bei Zwickau übernahm so mit seiner Honda kampflos die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht wieder ab. Hinter der schnellsten 500ccm-Maschine, pilotiert von Alexander Jehn (Suzuki), schnappte sich Christian Schneider in der letzten Kurve noch Hans Wieser (Suter), um das Rennen trotz Sturz noch auf dem Podium zu beenden.
Im zweiten Rennen setzte sich Schneider wieder an die Spitze. Chris Meyer folgte in Schlagdistanz und wollte in der letzten Runde zum Angriff ansetzen. Doch als er auf die Start-und-Zielgerade herausbeschleunigte ging die Honda RS 250 fest und sein Rennen war vorzeitig beendet. So war das Rennglück diesmal auf der Seite von Christian Schneider, der den Lauf vor Jehn und Wieser gewann.
Zweitakt Klassik
Im Training waren es noch die 125ccm-Maschinen von Chris Meyer (Honda) und Christopher Eder (KTM), die den Ton angaben. Am Sonntag drehte dann Vorjahressieger Günther Hinze den Gashahn an seiner Yamaha TZ350 ganz auf und ließ den kleinen 125ccm-Rennern auf der langen Geraden keine Chance.
Während Hinze das Rennen souverän gewann lieferten sich hinter ihm die kleinen 125er ein sehenswertes Rennen. Der Sieg ging mit vier Zehntelsekunden Vorsprung schließlich nach Österreich. Christopher Eder konnte den Italiener Lorenzo Tiveron (Aprilia) knapp hinter sich halten, der dritte Platz in der Klasse ging an Chris Meyer.
Im zweiten Lauf bliesen die kleinen 125er dann zum Angriff auf Günter Hinze. Allen voran Chris Meyer, der sich zur Freude der Zuschauer in den Kurven immer wieder an der schnellen 350er vorbei setzte. Doch im Ziel musste sich Meyer dann doch um 1,8 Sekunden der stärkeren Maschine geschlagen geben. Doch der Klassensieg bei den 125ern ging an den Sachsen, vor Eder und Moritz Klaus (Honda), der hinter der 350er von Matthias Bormann auf Gesamtrang fünf einlief.
Zwei Siege in der 250ccm-Klasse konnte sich der Hohenstein-Ernstthaler Nico Müller gutschreiben lassen. Der IRRC-Superbike-Pilot pilotierte eine Bakker-Rotax von Stefan Tennstädt.
Twin Cup
Bei den Zweizylinder-Motorrädern im Twin-Cup führt normalerweise kein Weg vorbei an Justin Hänse und seiner Yamaha MT07. Mit sieben Siegen in acht Rennen ist der amtierende Meister auch dieses Jahr klar der dominierende Fahrer. Doch im vergangenen Jahr patzte Hänse ausgerechnet bei den beiden Läufen in Frohburg und so war der schnelle sächsische Straßenkurs noch ein weißer Fleck auf der Landkarte 20jährigen aus Niederpöllnitz.
Nach der Pole-Position am Samstag mit knapp acht Zehntelsekunden Vorsprung war dann am Samstagnachmittag nach 10 Runden der Sieg fällig. Spannend wurde es nur im Kampf um den zweiten Platz. Gaststarter Micky Winkler (Kawasaki) legte sich mit Felix Kauertz (Yamaha) und Jan Gerwin (Yamaha) an. Mit 0,085 Sekunden Vorsprung konnte schließlich Winkler den Pokal für den zweiten Platz mit nach Hause nehmen, Kauertz und Gerwin folgten auf den weiteren Plätzen.
Ein ähnlicher Rennverlauf zeigte sich im zweiten Lauf. Diesmal baute Hänse in den zehn Rennrunden seine Führung auf über 6,7 Sekunden aus. Das Duell zwischen Kauertz und Winkler spitzte sich bis zur letzten Runde in der Hartmut-Wagner-Kurve zu. Beim Anbremsen verschätzten sich beide Kontrahenten, doch Kauertz fand als Erster den Weg aus der Wiese zurück auf die Strecke und ging so als Zweiter über die Ziellinie. Ein ausreichend großer Vorsprung auf den Viertplatzierten Till Weiß erlaubte es auch Micky Winkler noch als Drittplatzierter abgewinkt zu werden.
Der geplante Gaststart von David Datzer im Twin Cup wurde von technischen Problemen an der Kupplung seiner Yamaha MT07 verhindert. Das erste Rennen nahm der Bayer gar nicht erst auf, im zweiten Lauf war der Einsatz bereits nach einer Runde beendet.
Triumph Cup
Neu im Programm des Frohburger Dreieckrennens, vermochte es das gemischte Feld der britischen Dreizylinder-Motorräder nicht gerade mit spannenden Rennen zu überzeugen. 19 Teilnehmer mit einem starken Leistungsgefälle von bis zu 15 Sekunden pro Runde ließen die Herzen der Rennsportfans nicht unbedingt höher schlagen. Die beiden Rennen waren am Ende eine klare Angelegenheit für den Trainingsschnellsten Lukas Kretzer. Die Plätze zwei und drei gingen in beiden Läufen jeweils an Stefan Österle und Christian König. Österle schaffte es dabei im zweiten Lauf trotz defekter Kupplung an seiner Daytona 675 R ins Ziel.
Danke für den tollen ausführlichen Bericht.
Schade das die Tourenwagen und Rennwagen(B8-MT 77) nicht erwähnt wurden.Sind auch viele Zuschauer deshalb gekommen.
Zu den Rennwagen finden Sie etwas in unserem Artikel vom Samstag.
Hallo, ein Kommentar in eigener Sache, in der Triumph Series starten zwei Rennserien in einem Rennen. Die Triumph Challenge in der offenen Klasse, meist vollverkleidet und mit weitgehender Tuning Möglichkeit und im T-Cup mit originalgetreuen Triumph Street Triple, mit reglementiert wenig Eingriffsmöglichkeiten, was naturgemäß ein Leistungsgefälle bedingt. Daher gibt es in der T-Series auch zwei Wertungen und Siegerehrungen. Sprich Lukas Kretzer und Stefan Österle in der T-Challenge und Christian König im T-Cup als Sieger
Danke für den tollen, ausführlichen Bericht. Hier war jemand mit Interesse und Sachverstand am Werk. Zwei kleine Berichtigungen:Derek McGee kommt aus Irland nicht Nordirland und die MZ mit der 22 fuhr Rajko Wagner nicht Jamie Williams.
Danke, ist korrigiert.