Ein neues interessantes Motorsportformat präsentierte sich am 7.-9. Oktober auf dem EuroSpeedway Lausitz. Der „World Cup of Motorsport“ wird im Winterhalbjahr 2005/2006 zum ersten Mal ausgetragen und beinhaltet 12 Rennwochenenden auf sechs verschiedenen Kontinenten. Schon der Saisonauftakt in Brand Hatch vor zwei Wochen war mit 88.000 Zuschauern nahezu ausverkauft. Den Weg zum EuroSpeedway fanden an drei Tagen immerhin 51.000 Fans aus dem In- und Ausland.
Jede der 25 teilnehmenden Nationen wird an einem Rennwochenende durch einen Fahrer vertreten. Die einheitlichen Fahrzeuge, welche von Lola entwickelt und gefertigt wurden, werden alle im A1-GP Technikzentrum in der Nähe der Strecke von Silverstone gewartet. Nur während der Rennen werden die Wagen zusammen mit dem Equipment in einheitliche Container verpackt und an die jeweilige Rennstrecke transportiert. Damit ist ein fairer Wettbewerb zwischen den Ländern garantiert, unabhängig vom Budget.
Unter den Fahrern der Serie findet man berühmte Namen wie Jones (AUS), Lauda (AUT), Piquet (BRA) und Scheckter (RSA) allesamt Söhne ehemaliger Formel-1-Größen. Aber auch Formel-1-Fahrer der heutigen Zeit zieht es in die neue Serie, so startet neben Jos Verstappen für die Niederlande, Tomas Enge für die Tschechische Republikund Ralph Firman für Irland auch Hideki Noda für Japan und Alex Yoong für Malaysia. Der Italiener Enrico Toccacello verzichtete sogar auf seinen Job als Ersatzfahrer beim Minardi-Rennstall, um bei den ersten beiden Rennen der A1-GP für sein Land zu starten.
Das deutsche A1-Team wird vom Manager der Schumacher-Brüder Willi Weber geleitet und besitzt mit Timo Scheider einen erfahrenen Mann am Steuer des, in den deutschen Nationalfarben lackierten, Renners. Aber auch der junge Adrian Sutil, in dieser Saison hauptsächlich in der Formel-3-Euroserie unterwegs, soll in dieser Saison die Chance erhalten sein Land bei einem der Läufe zu vertreten.
In gleich vier Qualifyings über je 15 Minuten wurde am Samstag die Pole-Position ausgefahren, wobei sich der Franzose Nicolas Lapierre vor dem Amerikaner Scott Speed in der ersten Reihe platzierte. Es folgte Brasilien mit Nelson Piquet jun., dem Doppelsieger von Brands Hatch. Timo Scheider fuhr für das Team Deutschland auf den fünften Startplatz.
Den besten fliegenden Start zum 18 Runden langen Sprintrennen erwischte Nicolas Lapierre für das Team Frankreich. Robbie Kerr (Team GBR), der sich in der ersten Kurve an Scott Speed (Team USA) vorbeibremsen wollte, löste dabei eine Kollision aus, bei der auch Ralph Firman mit ins Aus musste. Das Team Schweiz profitierte von diesem Zwischenfall und setzte sich an die zweite Position, gefolgt von Brasilien. Der Deutsche Timo Scheider verteidigte den fünften Startplatz, biss sich jedoch im Verlauf des Rennens am Heck des Neuseeländers Jonny Reid fest, der von Startplatz 14 aus ins Rennen ging. Das Rennen wurde nur durch eine Safety-Car-Phase kurz unterbrochen, da der Pakistanische Wagen einige Teile auf der Strecke verloren hatte.
Lapierre lies sich seinen komfortablen Vorsprung nicht nehmen, sodass zur Siegerehrung zu Ehren Frankreichs die Marseillaise gespielt werden konnte. Neel Jani war für die Schweiz zum ersten Mal auf dem Siegerpodest zugast, Nelson Piquet jun. musste sich nach seinem Doppelsieg in Brands Hatch mit Platz drei zufrieden geben. Timo Scheider gelang es leider nicht dem Neuseeländer den vierten Platz abzujagen, er fuhr mit dem fünften Platz die bisher beste Platzierung für das Team Deutschland ein.
„Meine Herren, für den Stolz Ihrer Nationen, starten Sie die Motoren“ schallte es aus den Lautsprechern zum Start des Hauptrennens über 36 Runden. Diesmal sollte der Start, wie bei der Formel 1, stehend erfolgen und auch ein Pflichtboxenstopp musste absolviert werden. Die Startaufstellung richtete sich nach dem Zieleinlauf des Sprintrennens. Wieder stand daher Nicolas Lapierre auf dem besten Startplatz, doch diesmal verpatzte er den Start, sodass Neel Jani seine Chance nutzte und als Erster in die erste Kurve einbog. Alex Yoong schob sich mit einem Bombenstart auf Position zwei. Schon in den ersten Runden kamen die ersten Teams an die Box um ihren Pflichtstopp abzuhalten. An der Spitze des Feldes blieben doch zunächst alle Teams auf der Strecke, auch Frankreich, die sich schon bald ihre Führung vom Schweizer Jani wiederholten. Dann war auch für die Spitzenteams die Zeit der Boxenstopps angebrochen die die Platzierungen kräftig durcheinander wirbelten. Neben der Schweiz und Brasilien lief auch der Stopp des Deutschen Teams schief, sodass Scheider seine gute Position nicht halten konnte. Frankreich blieb als einzige Nation unter den gut platzierten Teams ohne größere Probleme. Nach einer Safety-Car-Phase wurde es noch einmal richtig heiß. Lapierre hatte Mühe seine Führung gegen den starken Briten Kerr zu behaupten. Das englische Team war vom letzten Startplatz aus ins Rennen gegangen und hatte sich bis auf Position zwei vorgearbeitet, nicht zuletzt weil das Team einen „exzellenten Job“ machte bemerkte der zufriedene Kerr. Lapierre konnte dagegen sein Material, vor allem seine Reifen, über die lange Distanz schonen und war damit leicht im Vorteil. Auf Platz drei kam überraschend der Kanadier Sean McIntosh ins Ziel.
Timo Scheider startete trotz des verpatzten Boxenstopps eine Schlussoffensive, da es vor heimischem Publikum um den letzten zu vergebenden Punkt ging. Kurz vor dem Ende des Rennens schnappte er dem portugiesischen Team Platz zehn in einem sehenswerten Überholmanöver weg. Das Rennen um den Titel ist nach dem zweiten Rennwochenende noch völlig offen, da Brasilien und die USA im zweiten Lauf leer ausgingen.
Im Rahmenprogramm trugen die Interserie und der Trabant-Lada-Racing-Cup je zwei Rennen aus.