Bei der vorletzten Saisonstation stand nicht nur im ADAC GT Masters die vorzeitige Vergabe des Meistertitels als Möglichkeit im Raum. Auch in das Rahmenprogramm bot spannenden Motorsport und zum Teil dramatische Rennverläufe, auch in Bezug auf die Punktewertung.
ADAC GT Masters:
Mit der Möglichkeit den Sack bereits eine Woche vor dem Saisonfinale in Hockenheim zuzumachen, kam Callaway-Corvette-Pilot Jules Gounon nach Sachsen. Der junge Franzose startete an diesem Wochenende neben ex-DTM-Fahrer Renger van der Zande, der den Sachsenring zu seinen Lieblingsstrecken zählt. Im Qualifying für das erste Rennen landeten die beiden allerdings nur auf dem 17. Platz. Die Pole ging an die Audi-Mannschaft von Land-Motorsport mit Christopher Mies und Connor De Phillippi vor Sebastian Asch, der das Wochenende mit DTM-Pilot Edoardo Mortara im Mercedes AMG GT3 bestritt. Doch für die beiden Mücke-Piloten endete der Lauf schon im Startgetümmel. Zwar konnte Asch die Fahrt fortsetzen, aber die wichtigen Meisterschaftspunkte waren dahin. So waren es dann die Zakspeed-Mercedes-Kollegen Yelmer Buurman und Nicolai Sylvest, welche Jagd auf den Spitzenreiter machten. Am Ende mussten sie sich nur knapp Mies und De Phillippi geschlagen geben. Über den dritten Platz konnte sich der Leipziger Marvin Kirchhöfer mit seinem Teamkollegen Indy Dontje und dem Mercedes-Team HTP-Motorsport freuen.
Hinter Philipp Eng und Nick Catsburg im Schnitzer-BMW kamen die Brüder Kelvin und Sheldon van der Linde im Aust-Audi auf einen hervorragenden fünften Platz. Kelvins jüngerer Bruder Sheldon startet üblicherweise in der ADAC TCR Germany und ersetzte am Sachsenring kurzfristig den erkrankten Markus Pommer.
Für den zweiten Lauf bahnte sich bereits im Qualifying eine Mercedes-Dominanz an. Yelmer Buurman stellte den Zakspeed-Mercedes AMG GT3 knapp vor Maximilian Götz (Mercedes/HTP-Motorsport) auf die Pole-Position. Die zweite Reihe war mit Edoardo Mortara (Mercedes/Mücke-Motorsport) und Luca Ludwig (Mercedes/Zakspeed) ebenfalls fest in Mercedes-Hand. Im Rennen sah zunächst alles danach aus, als ob das niederländisch-dänische Duo Buurman/Sylvest endlich den verdienten ersten Laufsieg einfahren könnten, doch dann sorgte ein starker Einschlag des Attempto-Lamborghini für eine längere Safety-Car-Phase. Als das Rennen wieder freigegeben wurde, nutzte Luca Stolz im zweiten Zakspeed-Mercedes die Chance und ging an Patrick Assenheimer vorbei auf Rang zwei. Bei Zakspeed griff man daraufhin zum Funkgerät und gab Stallorder aus. Stolz/Ludwig sind im Traditionsteam die klare Nummer eins und haben mehr Meisterschaftspunkte. Buurman und Sylvest hätten nach einer schwierigen Saison mit diesem Sieg einen Befreiungsschlag landen können, so war es eher ein Schlag in die Magengrube.
Platz drei war ein versöhnliches Ende eines schwierigen Wochenendes für die Berliner Mücke-Motorsport-Mannschaft um Sebastian Asch und Edoardo Mortara. Assenheimer/Götz komplettierten den Vierfachsieg für Mercedes. Den einzigen BMW M6 im Feld steuerten Philipp Eng und Nick Catsburg auf den sechsten Platz. Die Schnitzer-Mannschaft hat mit Philipp Eng noch ein heißes Eisen im Feuer um den Fahrertitel im ADAC GT Masters, denn nach dem Ausfall von Jules Gounon am Sonntag, liegt der Österreicher nun nur noch 24 Punkte hinter dem Meisterschaftsführenden.
Für Marvin Kirchhöfer aus Leipzig lief es nach dem Podestplatz am Vortag gar nicht rund. Von Startplatz 13 aus geriet Teamkollege Indy Dontje ausgerechnet mit dem Plauener Philip Geipel aneinander, der für diese Aktion eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt bekam. Dontje musste den Mercedes AMG GT3 mit einem Reifenschaden vorn rechts abstellen. So erging es auch Geipels Teamkollegin Rahel Frey am Vortag, als ein loser Diffusor den YACO-Audi R8 einbremste.
[red_box]Beide Zakspeed-Mercedes (Ludwig/Stolz und Buurman/Sylvest) wurden sowohl für das Rennen am Samstag, als auch für das Rennen am Sonntag für nicht reglementskonform befunden und nachträglich disqualifiziert. Da das Team Zakspeed gegen diese Entscheidung Berufung eingelegt hat, bleiben die Ergebnisse provisorisch.[/red_box]ADAC TCR Germany:
Im bunten Feld der 33 Starter in der ADAC TCR Germany hatte sich vor allem einer viel vorgenommen: Steve Kirsch. Der Lokalmatador, der den Sachsenring als Fahrinstruktor im Verkehrssicherheitszentrum wie seine Westentasche kennt, musste im ersten Lauf aber bereits in der zweiten Runde abstellen. Luca Engstler hatte Kirsch unsanft von der Strecke gerempelt, so dass der daraufhin in der Leitplanke landete und sein Rennen beenden musste.
Den Sieg strich unterdessen Audi-Pilot Sheldon van der Linde ein, der mit einem Blitzstart den Grundstein für seinen Triumpf legte. Hinter dem Südafrikaner fuhr Harald Proczyk auf Platz zwei. Die Meisterschaftsanwärter Mike Halder und Josh Files belegten die Plätze drei und vier vor Moritz Oesterreich vom Honda Team ADAC Sachsen.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Meisterschaftsaspiranten. Diesmal ließ der Vorjahresmeister und aktuell Führende der Meisterschaft, Josh Files, keine Zweifel aufkommen. Der Brite fuhr einen klaren Start-Ziel-Sieg nach Hause. Doch sein Verfolger, Mike Halder, hielt den Schaden mit dem zweiten Platz gering. Dritter wurde der Schweizer Kris Richard, der, wie Files, für das Team Target Competition an den Start geht. Steve Kirsch verpasste zwar als Vierter das Podest, aber nach dem frühen Aus am Samstag konnte der Pilot vom Honda Team ADAC Sachsen wichtige Meisterschaftspunkte mitnehmen.
ADAC Formel 4:
Alles sah nach einem perfekten Wochenende für Julian Hanses vom Team US Racing aus. Der 20jährige sicherte sich die Pole Position und behielt auch im ersten Rennen die Nerven, als dieses nach einem schweren Startunfall von Laurin Heinrich, Oliver Söderström und Charles Weerts unterbrochen werden musste. Der Schweizer Fabio Scherer knöpfte Marcus Armstrong mit einem sehenswerten Ausbremsmanöver am Queckenberg noch in der letzten Runde den zweiten Platz ab und machte so den Doppelsieg für US Racing perfekt. Meisterschaftsleader Juri Vips aus Estland wehrte sich bis zu Ziel erfolgreich gegen Sophia Flörsch und nahm auf dem fünften Platz wichtige Punkte mit.
Im zweiten Rennen hatte Hanses wieder alles in der Hand, aber er ließ sich im Startgetümmel von Teamkollege Scherer aus dem Tritt bringen und fiel noch hinter Armstrong auf den dritten Platz zurück. Wenig später geriet Hanses leicht neben die Strecke und musste einmal quer durch das Kiesbett. Der dritte Platz ging damit an die Mücke-Pilotin Sophia Flörsch. Als Sechster verlor Vips die Gesamtführung an den Prema-Piloten Armstrong.
Das dritte Rennen begann mit einer Schrecksekunde. Kim-Luis Schramm würgte den Tatuus-Abarth auf dem zweiten Startplatz ab und blieb stehen. Glücklicherweise konnten alle 22 folgenden Fahrer dem Wagen des 20jährigen ausweichen. So waren es dann die drei van Amersvoort-Teamkollegen Artem Petrov, Frederik Vesti und Felipe Drugovich, die das Rennen anführten. Unterdessen wendete sich das so verheißungsvoll begonnene Wochenende für Julian Hanses endgültig zum Desaster. Von Platz 20 aus gestartet, geriet Hanses mit Doureid Ghattas aneinander: Rennen beendet. Den Re-Start nach der Safety-Car-Phase zur Bergung von Hanses´ Renner nutzte Drugovich, um sich an Vesti vorbeizubremsen. Sieben Minuten vor dem Ende kassierte der Brasilianer dann auch Petrov und fuhr so zum Sieg. Die volle Punktzahl für Drugovich könnte am nächsten Wochenende noch entscheidend sein, denn er liegt nun nur noch 21,5 Punkte hinter dem Tabellenführer Marcus Armstrong. Der Neuseeländer geht seinerseits mit 1,5 Punkten Vorsprung auf Juri Vips in das letzte Rennwochenende.
Porsche Carrera Cup:
Es sollte ein gelungenes Comeback des Porsche Carrera Cups auf dem Sachsenring werden, doch stattdessen machte das, was nach den Rennen passierte die Action zur Farce. Der Doppelsieg des Meisterschaftsaspiranten Michael Ammermüller wurde wegen technischer Unregelmäßigkeiten ebenso annulliert, wie die der hervorragende fünfte Platz des Lokalmatadors Toni Wolf.
Spezial Tourenwagen Trophy:
Ein breites Feld, von Chrysler Viper bis Ford Fiesta, bot die STT den Zuschauern am Sachsenring. Beide Rennen gewann der ehemalige GP3-Pilot Óscar Tunjo aus Kolumbien in einem Mercedes AMG GT3.