Auf der auf 5,5 Kilometer verlängerten Thüringer Glasbach-Bergrennstrecke, so wie sie der DDR-Motorsportfreund kennt, wurde am letzten Juli-Wochenende bester Motorsport geboten. Drei Läufe je einmal im Nassen, bei gemischten Verhältnissen und im Trockenen verlangten von den Fahrern alles ab. Mit verschiedenen Reifensorten und „Streckenspionen“ wurden alle Register gezogen.
Die Veranstalter hatten die Strecke zuvor mit einer einheitlichen Bitumenschicht ohne Längsnähte in einem Zuge herstellen lassen, dazu Doppelleitplanken mit eingebauten Datenkanälen montiert. Ein erstmals angebotener und sicher noch verbesserungswürdiger Livestream zeigte Bilder der Veranstaltung über das Internet. So durften die Veranstalter ihr Prädikat „Längste und modernste Bergrennstrecke Deutschlands“ zu Recht führen.
Und ein ebenfalls erstmals auf deutschen Boden ausgetragener Lauf zur Tschechischen Bergmeisterschaft gab den Zuschauern schon mal einen Vorgeschmack auf den anvisierten Europa-Bergmeisterschaftslauf 2013. Im Bereich der Rückführung nach Steinbach musste kurzfristig noch eine Reifen-Schikane eingebaut werden, um die dort erzielten Geschwindigkeiten zu drosseln. An dieser Stelle gab es somit auch die meisten Zwischenfälle und Leitplankenberührungen aber es war eben auch eine Stelle, an der die Besten der Besten ihr Können unter Beweis stellten. Des Weiteren sollte sich auch herausstellen, dass, wenn man nach fünf Kilometern an eine Haarnadelkurve kommt, man noch voll konzentriert sein muss um nicht in der Leitplanke zu landen.
Gleich vornweg: Bei der Zwischenzeitnahme nach 2,2 Kilometern, also dem Ziel im vergangenen Jahr konnte der Rekord von 52,196 Sekunden mit nur einem trockenen Lauf nicht erreicht werden. Er wurde um 1,7 Sekunden verfehlt. Jedoch gab es auf der längeren Strecke natürlich einen neuen Streckenrekord durch den zweitplatzierten Otakar Kramsky auf einem Reynard K12 von 2:20,089 Minuten. Den Gesamtsieg dank schnellerer Zeiten im Nassen holte sich sein tschechischer Landsmann Václav Janik auf Lola B02/50 mit einer Gesamtzeit von 7:37,128. Mit Norbert Brenner kam der beste Deutsche und gleichzeitig erste Tourenwagen auf dem dritten Gesamtrang ins Ziel. Brenner setzte den neuen Tourenwagenrekord auf 2:28,843 Minuten und erreichte eine Gesamtzeit von 7:53,111, mit der er sich 16 Sekunden hinter dem Gesamtsieger und 6 Sekunden hinter dem Zweitplatzierten klassierte. Die Abwesenheit der deutschen Sportwagenelite ist natürlich in der Vielzahl der Bergrennen begründet, so dass es wirtschaftlich zu überlegen ist, ob man bei Rennen an den Start geht, wo man von vornherein kaum eine Chance hat. So kam auch der erstplatzierte Sportwagen von Milan Svoboda, ein geschlossener BRM CM02 nur auf den siebenten Gesamtrang. Im Vorjahr konnte er das Rennen in einem Lola-F3000-Formelfahrzeug für sich entscheiden. Einen akustischen Leckerbissen lieferten die Gruppe N-Fahrzeuge der tschechischen Meisterschaft, ausnahmslos Mitsubishi-Fahrzeuge. Hier siegte Oskar Benes (Gesamtrang 22/ Mitsubishi Lancer EVO X) vor Dominika Benesova (Gesamtrang 31/ Mitsubishi Lancer EVO X), die zwei Läufe geführt hatte, aber im Trockenen nicht nachlegen konnte.
Mit einer gelungenen 17. Auflage des Glasbachrennens stehen die Zeichen gut, dass wir 2013 den ersten Berg-Europameisterschaftslauf auf thüringischem Boden erleben, auch weil die Veranstalter des Trierer Bergrennens (bisher einziger Berg-EM-Lauf in Deutschland) ihre diesjährige Veranstaltung absagen mussten und eine Fortführung der Trierer Bergrenntradition derzeit äußerst fraglich erscheint.