Die ADAC-GT-Masters geht in ihre dritte Saison und bewies am Sachsenring einmal mehr, dass das Konzept aus Profi- und Amateurrennsport aufgeht. Auf der anspruchsvollen Berg-und-Talbahn von Hohenstein-Ernstthal wurde den Zuschauern einiges geboten. Bei freiem Eintritt sahen 32.000 Zuschauer spannungsgeladene Rennen, wie sie schon beim Saisonauftakt in Oschersleben zu sehen waren.
In den Trainings qualifizierten sich die beiden Audi R8 LMS vom amtierenden Meisterteam Abt Sportsline in der ersten Startreihe. Für Teamchef Christian Abt, der am Samstag seinen 43. Geburtstag feierte, sah es auch im Rennen lange Zeit nach einem passenden Geburtstagsgeschenk aus.
Die Nummer 1 mit Luca Ludwig führte das Rennen souverän an. Nach dem Boxenstopp übernahm Teamkollege Christopher Mies den Wagen. Hinter ihm kam jedoch der einzige Lamborghini Gallardo des Reiter-Teams immer besser in Fahrt. Im Training für den zweiten Startplatz qualifiziert, wurde der von Albert von Thurn und Taxis pilotierte Wagen wegen eines Regelverstoßes auf den siebenten Platz zurückversetzt. Der adelige Vizemeister von 2007 und 2008 fuhr mit einem klugen Rennen nach vorn und übergab an den holländischen Routinier Peter Kox. Der drehte dann richtig auf, pulverisierte den Rückstand auf den führenden Abt-Audi und nahm ihm schließlich in einem sehenswerten Manöver über die Außenbahn der Startkurve die Führung ab. Albert von Thurn und Taxis feierte mit Mutter Gloria in der Reiter-Box, denn dieser Sieg war mehr als verdient. Lange Gesichter dagegen beim Abt-Team, die aber mit dem zweiten Platz fleißig Punkte sammelten. Freude wiederum auf dem dritten Platz des Podestes. Für den privat eingesetzten Ascari KZ1R vom Leipert-Team stiegen Norman Knop und Roland Rehfeld auf das Podium.
Am Sonntag fand man eine gänzlich andere Ausgangssituation vor. Zwar war der Abt-Audi mit der Nummer 1 wieder auf der Pole-Position zu finden, daneben nahm diesmal jedoch die Callaway-Corvette mit dem gebürtigen Chemnitzer Thomas Jäger platz. Der Reiter-Lambo, vom letzten Platz startend, war diesmal ohne realistische Siegchance. Ex-DTM-Fahrer Jäger übernahm nach dem Start die Führung und baute sie permanent aus. Nach dem Fahrerwechsel nahm der Amateurfahrer Sven Hannawald in der Corvette mit der Nummer 27 platz. Obwohl er der schwächere der Fahrerpaarung ist, fuhr er von der Platzierung beflügelt ein sehr gutes Rennen, zeigte keine Nerven und beendete den Lauf auf dem zweiten Platz. Luca Ludwig im Abt-Audi konnte den Ex-Skispringer noch überholen und gewann. Eine weitere Callaway-Corvette mit Martin Karlhofer und Sascha Bert komplettierte das Podest. Der Reiter-Lambo pflügte vom letzten Startplatz aus durch das Feld und beendete das Rennen auf dem sechsten Platz.
Auch der Annaberger Ex-Lada-Pilot Sieghard Sonntag war mit einem Porsche 997 in der Starterliste zu finden. Zusammen mit dem ehemaligen Motorrad-Rennfahrer Uwe Wächtler, der heute Fahrinstruktor am Sachsenring ist, wollte der 71jährige ins Rennen gehen. Das Unternehmen endete nach vier gezeiteten Runden und 25 Sekunden Rückstand im zweiten freien Training. Den Rest des Wochenendes fristete der Cup-Porsche aufgebockt in einer ansonsten leeren Box.
Auch das Rahmenprogramm einiges zu bieten. So gab es am Samstag im ersten Lauf den Rennsieg von Steve Kirsch in der Mini-Challenge. Der Hohenstein-Ernstthaler war aus der ersten Reihe gestartet, fiel im Getümmel der ersten Kurven jedoch bis auf den vierten Rang zurück. Mit schnellen Runden auf seiner Hausstrecke gelang es Kirsch dennoch als erster über den Zielstrich zu fahren.
Mit Abstand die schnellsten waren an diesem Wochenende die Nachwuchspiloten des ATS-Formel-3-Cups. Für Tom Dillmann erklang jeweils am Samstag und Sonntag die Marseillaise. Schon 2009 stand der Elsässer am Sachsenring ganz oben auf dem Podest. In der kleinen Formel-Klasse, den ADAC-Formel-Masters wurden gleich drei Rennen ausgetragen. Am Samstag und im ersten Sonntagslauf ging der Neuseeländer Richie Stanaway als Sieger hervor. Im zweiten Sonntagsrennen musste sich Stanaway knapp dem erst 15jährigen Rookie Pascal Wehrlein geschlagen geben. Mit Toni Koitsch aus Döbeln ging auch ein sächsisches Talent an den Start. Sein bestes Resultat erreichte Koitsch mit dem zehnten Platz im dritten Rennen.
Die Rennen der ADAC-GT-Masters werden seit diesem Jahr durch den Privatsender Kabel eins in einer jeweils eineinhalbstündigen Sendung komplett live übertragen. In einer Pressekonferenz zog man nach den ersten Rennen eine positive Bilanz. Bis zu 800.000 Zuschauer verfolgten die Rennen am TV-Schirm, Tendenz steigend. Neben dem unkomplizierten Konzept und der kompetenten Moderation dürfte auch Kommentator Rainer Braun seinen Anteil am Erfolg haben. „Noch bin ich mit meiner Leistung nicht hundertprozentig zufrieden. Aber Michael Schumacher hat auch noch nicht zu seiner alten Form zurückgefunden – und der war nur drei Jahre weg, nicht fünf.“ So der aus dem verdienten Ruhestand zurückgekehrte Kult-Kommentator. Der fachkundige Zuschauer schaut über die eine oder andere Namensverwechslung schon einmal hinweg und erinnert sich bei Brauns Stimme und Duktus gern an die Zeit, in der DTM-Rennen noch ähnlich spannungsgeladen waren, wie heute die ADAC-GT-Masters…