Der Auftakt zur IDM-Saison 2008 macht Lust auf mehr. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen fanden die ersten Saisonrennen vor 12.500 Zuschauern auf dem EuroSpeedway Lausitz statt. 180 Fahrer aus 18 Nationen haben sich für dieses Jahr in den Klassen angemeldet, so viele wie seit langem nicht mehr. Die Superbike-Kategorie ist mit 57 Piloten randvoll besetzt. Auch qualitativ kann das Fahrerfeld einen deutlichen Anstieg vorweisen. Einige Rückkehrer aus der Weltmeisterschaft, wie zum Beispiel der Glauchauer Arne Tode, müssen sich gegen Junge Aufsteiger durchsetzen. Einer der den Umstieg von der 125er-Zweitakt-Maschine zum 1000er MV-Agusta-Superbike wagte ist der junge Wechselburger Georg Fröhlich, Meister der IDM 125 in der vergangenen Saison.
Außerdem hat die IDM mit Michael Schumacher, der bekanntlich beim offiziellen Training auf dem EuroSpeedway vor zwei Wochen für das Meisterteam Holzhauer testete, einen prominenten Botschafter bekommen, der sich in dieser Saison vielleicht im einen oder anderen Rennen selbst mit der IDM-Konkurrenz messen wird.
IDM Superbike:
Martin Bauer schloss nahtlos an seine Meistersaison an und sicherte sich auf der Holzhauer-Honda die erste Pole-Position des Jahres. Eine kleine Überraschung ist der zweite Traingsplatz von Dario Giuseppetti. Der Berliner stellte seine 1200er Ducati vom Hertrampf-Racing-Team mit drei Zehntelsekunden Rückstand in die erste Reihe, noch vor Yamaha-Rückkehrer Jörg Teuchert (Hersbruck) und den erfahrenen Suzuki-Piloten Andreas Meklau (AUT).
Auch im ersten Rennen gab Bauer vom Start weg klar den Ton an. Sekunde um Sekunde vergrößerte er den Abstand zur Verfolgergruppe Teuchert-Meklau-Daemen. Giuseppetti konnte die starke Trainingsperformance nach einer schlechten Startrunde bestätigen und fuhr die schnellste Rennrunde. Mit seiner freizügigen Duc bekam der Motor wohl die nötige Frischluft und damit extra Power. Im Startgetümmel hatte der Berliner einen teil seiner Verkleidung verloren. Martin Bauer war da jedoch schon auf und davon und beendete den Lauf mit einem souveränen Sieg. Im Kampf um den zweiten Platz auf dem Podest war kein Raum für Taktik. Bis zum Schluss fighteten Jörg Teuchert und Andreas Melkau hart, doch der Franke ließ keine Zweifel aufkommen, dass er mit der Yamaha R1 einer der schnellsten ist und verwies Meklau auf den dritten Rang. Dario Giuseppetti legte nochmals einen Schlussspurt hin und kassierte Werner Daemen (BEL), der bis dahin auf dem vierten Platz lag, in der letzten Runde.
Mattias von Hammerstein lag im Training noch über drei Sekunden hinter Teamkollege Bauer und startete auf dem 26. Startplatz ins Rennen. Der Thüringer arbeitete sich fast bis in die Punkteränge vor und beendete Lauf eins auf als Siebzehnter.
Der zweite Lauf wurde wiederum zur Beute vom Mann mit der Nummer eins. Eine Spatzierfahrt wurde es für Martin Bauer diesmal aber nicht. Jörg Teuchert, IDM Superbike-Meister 2006, blieb ihm dicht auf den Fersen. Dennoch ließ sich der Österreicher nicht aus der Ruhe bringen und blieb auf der Ziellinie 0,295 Sekunden vorn. „Ich hab´ alles versucht, aber der Martin hat immer so spät in die Ecken reingebremst…“, erkannte Teuchert die Leistung des verdienten Siegers an. Dario Giuseppettis Freude über den ersten Podestplatz war dagegen nur von kurzer Dauer. Wegen Missachtens der Startregel bekam der italienischstämmige Sohn eines Kaffeegroßhändlers eine 20-Sekunden-Strafe aufgebrummt und damit auf den neunten Platz zurückversetzt. Andreas Meklau erbte den Pokal und wichtige Meisterschaftspunkte.
Mattias von Hammerstein kam im zweiten Lauf besser mit der Holzhauer-Honda zurecht und konnte als 14. seine ersten beiden IDM-Zähler einheimsen.
Didier Grams (Limbach-Oberfrohna) und Georg Fröhlich (Wechsenlburg) mussten sich mit den Plätzen 28/24 beziehungsweise 30/26 begnügen.
IDM Supersport:
Das erste IDM-Rennen der Saison entschied erwartungsgemäß Arne Tode auf der Triumph Daytona für sich. Der Sachse erfüllte damit auch seine eigenen hochgesteckten Ziele, denn alles andere als ein Sieg wäre für den IDM Supersport-Meister 2006 eine Niederlage gewesen. In diesem Jahr legt Tode sozusagen einen Zwischenstopp in der deutschen Meisterschaft ein, um 2009 mit seinem Team G-Lab Racing in die WM einzusteigen.
Vladimir Ivanov (RUS) und Damian Cudlin (AUS) machten das international besetzte Podest komplett. Hinter dem amtierenden Meister Sebastien Diss (FRA) wurde Rico Penzkofer aus Böhlen Fünfter. Der BMW-Werkspilot in der Endurance-WM erwischte auf seiner Yamaha zwar den besten Start, konnte sich aber im Startgetümmel nicht an der Spitze behaupten.
Auch im zweiten Lauf am Sonntag fackelte Arne Tode nicht lange und ging vom Start weg in Führung. Eine Sekunde legte er pro Runde zwischen sich und seine Verfolger. Sebastien Diss konnte sich zunächst auf dem zweiten Platz halten, musste sich dann jedoch den schnellen SKM-Piloten Damian Cudlin und Rico Penzkofer beugen. Während Todes zweiter Sieg nur noch Formsache war, boten „Penz“ und Cudlin den Fans eine sehenswerte Show. „Ich hatte vertrauen zu Rico“ kommentierte der Mann aus Down-Under den fairen Infight mit seinem Teamkollegen, den er in der letzten Kurve für sich entschied.
Lokalmatador Michael Peh verfehlte die Punkteränge nur knapp. Der Saupsdorfer wurde Sechzehnter.
IDM 125:
Neue Talente braucht das Land! Nach dem Umstieg von Georg Fröhlich wird in der Nachwuchsklasse ein neuer Meister gesucht. Die Gewinner der vorangegangenen Jahre drehen derzeit in der Weltmeisterschaft ihre Runden und mit Stefan Bradl hat der deutsche Motorradsport seit langer Zeit wieder einen vielversprechenden Piloten hervorgebracht.
Der Trainingsschnellste Marcel Schrötter ist einer der in dieser Saison auf jeden Fall zum Favoritenkreis gehört. Nach Joey Litjens (NED) und Bastien Chesaux (SUI) fuhr Eric Hübsch (Lichtenstein) auf seiner Aprilia die viertschnellste Zeit und wird in seinem fünften IDM 125-Jahr mit um den Titel streiten. Sein ehemaliger Teamkollege Patrick Unger (Oberlungwitz) kann noch mehr Erfahrung vorweisen. Der Mechaniker im Kiefer-Team tritt 2008 nur sporadisch in der IDM an und nahm das erste Saisonrennen von der sechsten Startposition aus in Angriff.
Das Rennen war eine klare Angelegenheit für Schrötter. „Am Start war Joey mal kurz vorn, ich konnte ihn aber auf der Gegengeraden gleich wieder überholen“, so der Pflugdorfer nach dem Rennen. Mit nachlassenden Reifen hielt Schrötter seine Konkurrenten immer auf Abstand. Die Ziellinie überquerte er 1,3 Sekunden vor dem Franco-Schweizer Bastien Chesaux. Eric Hübsch verlor einen Podestplatz in den letzten Runden an Joey Litjens. Der Holländer war nach einem Sturz in Valencia in der vergangenen Woche nicht hundertprozentig fit. Patrick Unger kämpfte sich nach einem schlechten Start bis auf den fünften Platz vor, hatte jedoch schon über 10 Sekunden Rückstand auf den Sieger.
Sebastian Eckner aus Dresden, Zweiter im Regenrennen von Schleiz vor zwei Jahren, kam über Platz 15 und damit einen IDM-Punkt nicht hinaus.
IDM Sidecar:
Schlosser/Hänni (SUI) vor Moser/Waefler (AUT/SUI) hieß die Reihenfolge nach der Qualifikation. Die Gaststarter aus der Weltmeisterschaft waren im Training erwartungsgemäß vorn. Dahinter entschieden Roscher/Hildebrand das IDM-interne Duell gegen Hainbucher/Adelsberger (AUT/Wartenberg) für sich. Das hessisch-thüringische Gespann wird in dieser Saison neben den Rennen um den IDM-Titel auch wieder mit dem F2-Kurzgespann auf der Isle of Man antreten.
Am Sonntagnachmittag wurden Schlosser/Hänni ihrer Favoritenrolle gerecht und gewannen vor dem österreichisch-schweizerischen Gespann. Mike Roscher und Michael Hildebrand holten auf Rang drei 25 Punkte und führen damit die Meisterschaft vor Hock/Becker und Schröder/Burkard an.
Yamaha R6-Cup:
Auch nach dem Weggang von Cupsieger Thomas Rebien wird im Yamaha R6-Dunlop-Cup weiterhin dänisch gesprochen. Sören Jakobsen gewann den ersten Lauf der Saison vor Filip Altendorfer (Raubling) und Stefan Kerschbaumer (AUT).
ADAC Junior Cup:
Patrick Meile aus der Schweiz ging das Junior-Cup-Rennen von der Pole-Position aus an. Mit dem Dessauer Tobias Hinze, Patrick Vincon und Felix Forstenhäusler bildete er die Spitzengruppe, die den Sieg unter sich ausmachen sollte. Hinze entschied den Lauf mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,015 Sekunden vor Meile für sich. Patrick Vincon verteidigte seinen ersten Podestplatz gegen Forstenhäusler ebenfalls mit nur wenigen tausendstel Sekunden.
Der nächste IDM-Lauf findet am 16.-18. Mai in der Motorsport Arena Oschersleben statt. Im Juni wird man zusammen mit der Seitenwagen-Weltmeisterschaft auf dem Sachsenring zugast sein.