Die Tourenwagen-Weltmeisterschaft war am Pfingstwochenende in der Motorsport Arena Oschersleben zugast. 34.000 Fans sahen neben den packenden Rennen um den WM-Titel auch Läufe zur ADAC Procar-Serie, den internationalen Formel 3000 Masters, der Formel BMW und der Mini Challenge.
WTCC:
Das Zeittraining der Tourenwagen-Weltmeisterschaft fand am Samstagnachmittag auf feuchter Strecke statt. Der Höhepunkt sollte aber erst am Ende der 30minütigen Zeitenjagd erreicht werden. Auf dem abtrocknenden Kurs schnappte sich Andy Priaulx in seiner letzten Runde die Pole-Position. Die Seat-Piloten James Thompson, Rickard Rydell und Gabriele Tarquini mussten sich hinter dem Briten einreihen. Die „Schnitzer-Buben“ Dirk und Jörg Müller erlebten dagegen einen Tag zum Vergessen. Sie konnten bei ihrem Heimrennen nicht überzeugen und blieben mit Startplatz 6 bzw. 11 hinter den Erwartungen zurück.
Pünktlich zum Beginn des ersten Laufes der Tourenwagen-Weltmeisterschaft verirrten sich wieder einige Schauerwolken über die Motorsport Arena. Aber für die beiden Rennen sollte die Strecke dennoch trocken bleiben. Den Start gewann Andy Priaulx mit seinem Heckgetriebenen BMW, vor den Seats. Auch Dirk Müller nutzte diesen Vorteil und setzte sich hinter Thompson und Rydell auf Position vier. Obwohl das Überholen auf dem Oscherslebener Kurs nicht gerade leicht ist, schnappte sich der Deutsche beide Seat-Piloten. Zu diesem Zeitpunkt war der Vorsprung des amtierenden Weltmeisters jedoch schon auf über zwei Sekunden angewachsen, sodass sich Priaulx seinen bereits dritten Saisonsieg sichern konnte und damit die Tabellenführung übernahm. Den dritten Podestplatz holte der Schwede Rickard Rydell vor seinen Seat-Markenkollegen Gabriele Tarquini und James Thompson. Die Plätze sieben und acht belegten die Deutschen Jörg Müller und Peter Terting, die damit auch die erste Startreihe für den zweiten Lauf bilden sollten.
Dirk Müller erwischte den besten Start zum zweiten Lauf. Er schoss von Startplatz sieben aus bis auf Rang drei vor. Sein Teamkollege Jörg Müller, der sein Setup nochmals geändert hatte setzte sich an die Spitze vor dem besten Alfa Romeo-Piloten Augusto Farfus. Peter Terting wurde bis auf Position vier durchgereicht, hielt sich dort aber als bester der Seat-Piloten.
Da die Alfa Romeo für die Rennen in Oschersleben 20 Kilogramm abspecken durften war der 22jährige Brasilianer sogar in der Lage mit den Schnitzer-BMW um den Sieg zu kämpfen. Jörg Müller ließ sich seinen Heimsieg jedoch nicht nehmen und fuhr das Rennen souverän nach Hause. Augusto Farfus, dessen Reifen gegen Ende des Rennens stark nachließen, musste sich in den letzten Runden mit Händen und Füßen gegen einen immer stärker aufkommenden Dirk Müller wehren. „Er war auf den Geraden zu schnell“ begründete Dirk Müller die vergeblichen Überholversuche. Farfus sicherte Alfa Romeo mit seinem zweiten Platz acht wichtige Punkte für die Markenwertung in der die Italiener noch hinter Chevrolet liegen.
Nachdem man am Samstag nicht überzeugte, nahm das Wochenende mit drei Podestplätzen für das BMW-Team-Germany nun doch ein zufrieden stellendes Ende.
Der neue Führende in der Gesamtwertung ist Weltmeister Andy Priaulx. „Für mich bedeutet das aber zu diesem Zeitpunkt nicht viel“, so der Champion, der nur aufgrund der größeren Anzahl an Laufsiegen vor dem punktgleichen Yvan Muller (33 Punkte) liegt. Auf den Fersen sind ihnen Dirk Müller, James Thompson (je 32 Punkte), Rickard Rydell und Gabriele Tarquini (je 31 Punkte).
Vorjahressieger Alessandro Zanardi konnte in Oschersleben leider nicht in die Punkte fahren. Nach einer Kollision in Lauf 1 beendete er das zweite Rennen nur auf Rang 13. Dennoch gab es für den Italiener einen Grund zur Freude, denn der Artzt, der ihm 2001 nach seinem Unfall auf dem EuroSpeedway Lausitz das Leben rettete, kam in die Börde, um ihn zu besuchen.
Procar:
Für eine Überraschung sorgten die beiden BMW 120d vom Oscherslebener Schubert-Team, die das Feld der deutschen Produktionswagen in der Motorsport Arena bereicherten. Im Qualifying waren die 40 PS schwächeren Diesel-BMW auf nasser Strecke schneller als die Fahrzeuge der Division 1. Marc Hennerici sicherte sich somit vor seiner Teamkollegin Claudia Hürtgen die Pole-Position.
Den ersten Lauf konnte Hennerici dann auch für sich entscheiden. Doch zuvor musste er sich gegen einen stark fahrenden Philip Geipel durchsetzen. Der Plauener Toyota-Pilot führte das Feld lange Zeit an. Auch Vincent Radermecker konnte ihn daran nicht hindern. Den Tabellenführer stoppte ein Motorschaden an seinem Chevrolet Lacetti.
In der Schlussphase nutzte Hennerici die zahlreichen Überrundungen und passierte Geipel, der den hervorragenden zweiten Platz bis ins Ziel rettete. Dritte wurde Claudia Hürtgen im zweiten BMW 120d. Da Hürtgen und Hennerici bei ihren Gaststarts nicht punktberechtigt sind, kassierte Philip Geipel für seinen zweiten Platz die volle Punktzahl.
Im zweiten Lauf nutzte Marc Hennerici seine Pole-Position und ging von Beginn an in Führung. Claudia Hürtgen hatte nach einem Startunfall mit Rainer Bastuck und dem Russen Teregulov nicht mehr die Chance in das Geschehen einzugreifen. Philip Geipel hielt Platz zwei vor seinem Teamkollegen Mathias Schläppi aus der Schweiz und holte sich damit 10 weitere Meisterschaftspunkte.
Auch die Mini-Challenge trug am Wochenende zwei Läufe in der Motorsport-Arena aus. Für den Hohenstein-Ernstthaler Steve Kirsch, der in diesem Jahr vom Toyota-Yaris-Cup in den exklusiven Markenpokal wechselte, war ein Podestplatz in der Börde durchaus ein realistisches Ziel, da er zuletzt sogar mit Platzierungen unter den besten fünf auf sich aufmerksam machen konnte. Doch nach einem strategischen Fehler im Qualifying sprang nur die 18. Startposition heraus.
Sein Plan für das Rennen hieß folglich „so gut wie möglich durch zu kommen“. Schon beim Start konnte der 26jährige Fahrsicherheitsinstruktor fünf Konkurrenten hinter sich lassen und auch dem Getümmel in der ersten Kurve ging er gut aus dem Weg. Am Ende der ersten Runde verschwand Kirsch jedoch von den Zeitenbildschirmen. Nach einem technischen Defekt musste der Sachse aufgeben und stand damit für das Sonntagsrennen nur auf dem 33. Startplatz.
Deshalb hieß es am Sonntag für Steve Kirsch Schadensbegrenzung zu betreiben. In den 17 Rennrunden arbeitete er sich bis auf den 19. Rang vor.
Die Rennen gewann Steffi Halm und Alexander Burgstaller.
Gaststarter Ronny Melkus aus Dresden belegte die Plätze Zehn und Neun.