Der vierte von fünf Läufen zur Endurance-Motorrad-Weltmeisterschaft ging in der Magdeburger Börde über die Bühne. In der Saison 2018/19 hatten die Motorradrennfahrer schon zwei 24-Stunden-Rennen und ein 8-Stunden-Rennen hinter sich um sich nun bei weiteren acht Stunden zu beweisen.
Das Wetter war während der Trainingssitzungen sehr durchwachsen und so musste der eine oder andere Fahrer auch schon mal mit der guten Bördeerde Bekanntschaft machen.
Das Qualifying am Pfingstsamstag konnte dann bei kühlem, trockenem Wetter mit starkem Wind durchgeführt werden. Wie immer hat die Startposition nicht das Gewicht, wie bei Sprintrennen, denn acht Stunden wollen ohne Sturz, Defekt oder andere Unwegsamkeiten hinter sich gebracht werden. Das in der Tabelle führende Suzuki Endurance Racing Team mit Vincent Philippe, Etienne Masson und Gregg Black kam nur auf den dritten Startplatz. Die Pole sicherte sich das Team SRC Kawasaki France mit Jérémy Guarnoni, David Checa und Erwan Nigon, welcher danach schnell noch zwei Läufe zur deutschen Superbike-Meisterschaft fuhr und davon einen gewann. Der zweite Startplatz ging an Honda Endurance Racing, die mit der Fahrerbesetzung Randy de Puinet, Yonny Hernandez und Sébastien Gimbert antraten.
Für die Superstock-Klasse war es sogar der letzte Saisonlauf, da diese Kategorie beim letzten Event des EWC in Suzuka nicht startet. Hier führte mit 11 Punkten Vorsprung bei noch 15 zu vergebenden Punkten das deutsche BMW-Team Gert56 mit Stefan Kerschbaumer (AUT), Lucy Glöckner (GER) und Pepijn Bijsterbosch (NED). Glöckner holte mit Ihrer Trainingszeit den 10. Gesamtstartplatz heraus und Bijsterbosch fuhr wie Nigon am Samstagnachmittag mal eben die IDM-Rennen und erreichte einem 5. und einem 3.Platz.
Punkt 13 Uhr am Sonntag wurde das Rennen mit dem klassischen Le Mans-Start bei schönstem Wetter gestartet, welches bis zum Ende des Rennens anhalten sollte.
Aber bereits in der ersten Runde erwischte es Oliver Skach vom Team Grebenstein mit der einzigen Aprilia im Feld. Als dann auch noch der Startfahrer vom Bolliger Team Switzerland und einzig verbliebene Stammfahrer Nigel Walraven (NED) unter dem Motorrad zu liegen kam, musste das Safetycar auf die Strecke. Bereits vor dem Rennen mussten die beiden Schweizer Roman Stamm und Sébastien Suchet krankheitsbedingt durch die beiden Österreicher Marco Nekvasil und Julian Mayer ersetzt werden, was laut Hanspeter Bolliger keine leichte Aufgabe war, da an diesem Wochenende alle Serien auf verschiedenen Pisten unterwegs waren. Als nach dem Besuch im Medical-Center festgestellt wurde, dass auch Walraven mit einer Fußverletzung ausfiel und die beiden Österreicher das Rennen nun allein bestreiten mussten. Rang 18 im Schlussklassement war dann dennoch sehr respektabel. Bolliger sagte uns zum Rennende: „Nigel schaffte keine zehn Runden mehr mit dem Fuß. Ich habe nun keinen Fahrer mehr. Das habe ich in meiner ganzen Zeit in der EWC noch nicht erlebt.“
Auch der Tabellenführer Suzuki Endurance sah sich nach einem ersten Sturz am Ende des Feldes. Die Langstreckenspezialisten aus Frankreich kämpften sich jedoch unaufhörlich wieder nach vorn um bei einem weiteren Ausritt zu Mitte des Rennens das Feld noch einmal von hinten zu aufzurollen. Am Ende reichte es zu Gesamtplatz 10 und in der EWC-Wertung zu Platz 6. Beim ersten Crash der Suzuki-Mannschaft traf ein größerer Stein die Hand von Michael Laverty auf WEPOL-Racing-Yamaha, die unter der Leitung von Rico Penzkofer eingesetzt wird. Der Ire musste anschließend mit gebrochener Hand noch eine ganze Runde fahren, um wieder in die Box zu kommen. Auch hier ging es nur noch mit den verbliebenen zwei Fahrern Danny Webb und Sheridan Morais weiter. auch noch eine Gegen Rennhalbzeit machte sich jeodch noch eine Schraube im Motor selbstständig, woraufhin die Crew das Rennen aufgab. Die Trainingsvierten hatten sich in Oschersleben mehr erwartet.
Das tschechische Team Extéria KSPCS by EKO erhielt eine Stop und Go Strafe wegen Jump-Starts, bei der wiederum das Licht angelassen wurde was eine weitere Strafe nach sich zog. Vermutlich wurde diese Strafe nicht akzeptiert und angetreten und somit das Team frühzeitig disqualifiziert.
Das Dilemma im Feld ging weiter. Die Superstock -Meisterschaftsanwärter GERT56 by GS YUASA sahen ihren Startfahrer Stefan Kerschbaumer plötzlich an die Box schieben. Da war etwas gründlich schiefgelaufen. Man sprach von einem leeren Tank. „Probleme bei der Spritzufuhr“, die sich jedoch nach dem Tankvorgang in Luft auflösten, war die andere Erklärung.
Vorn entspann sich ein Dreikampf zwischen F.C.C Honda (Josh Hook, Freddy Foray, Mike di Meglio), YART-Yamaha (Brock Parkes, Marvin Fritz, Niccolò Canepa) und SRC Kawasaki (Jérémiy Guarnoni, David Checa, Erwan Nigon).
GERT56 konnte kurzzeitig aufatmen, da auch ihre nächsten Konkurrenten, das Junior Team LMS Suzuki, nach hinten durchgereicht wurden, aber in Form des Bikes mit der Nummer 96 MOTO AIN (Roberto Rolfo, Robin Mulhauser, Stefan Hill) entstand plötzlich neue Gegnerschaft.
An der Spitze blieb es bei den Startnummern 1, 7 und 11 von Honda, Yamaha und Kawasaki. Mit Abstand folgte die 111, das offizielle Honda Endurance Racing Team. Als das SRC Kawasaki France durch die Boxenstrategie leicht ins Hintertreffen geraten war und sich Entscheidung nur noch zwischen den Teams von Yamaha (YART) und Honda (F.C.C. TSR Honda France) fiel, geschah das Unfassbare. Eine Stunde und 15 Minuten vor Ende des Rennens beschleunigte Marvin Fritz aus der Hasseröderkurve heraus und in einer fulminanten Rauchwolke verabschiedete sich der Motor. Nachdem er im Triple stehen blieb und der Motor lichterloh brannte, erkannte der drittplatzierte Yonny Hernandez die Gefahr der Ölspur zu spät und rutsche mit hoher Geschwindigkeit ins Kies. Beide wurden zurück zu den Boxen gebracht, wo es jedoch keine Reparaturchance mehr gab.
Nun konnte der Vorjahressieger F.C.C. TSR Honda France recht beruhigt zu Ende fahren. Das Team SRC Kawasaki holte mit dem zweiten Platz nun so viele Punkte, dass es zur Gesamttabellenführung vor dem Rennen in Suzuka reicht. Dritte wurden das von Startplatz acht ins Rennen gegangene Team VRD Igol Pierret Experiences mit Florian Alt, Florian Marino und Xavier Simeon.
In der Superstockklasse, die offiziell als FIM-World Cup ausgetragen wird, siegte das Team Moto Ain, welches in der hektischen Schlussphase bis auf den vierten Gesamtrang nach vorn kam. Wójcik Racing Team 2 schaffte es sogar von Startplatz 18 auf 6 und belegte den zweiten Platz in der Superstockwertung, was sie ausgiebig feierten. Nach den beiden Yamaha durfte sich BMRT 3D Maccio Racing mit der Kawasaki auf den dritten Treppchenplatz freuen. Sie starteten als 21.
Für die Mannschaft von Moto Ain (Yamaha) gab es schließlich noch einen besonderen Erfolg zu verbuchen. Trotz der Aufholjagd der BMW-Truppe GERT56 um Lucy Glöckner gelang Ihnen nur der Punktgleichstand im Endklassement des Weltcups, wobei die Franzosen die besseren Einzelresultate aufweisen konnten. So blieb für GERT56 nur Silber. Bronze ging an BMRT auf Kawasaki, die ihr Punktekonto erst in den beiden letzten Läufen richtig füllen konnten.
Wer Spannung suchte, war hier unter den 15.000 Zuschauer richtig. Allerdings für Lokalhelden war der Tag diesmal nicht gemacht eher für textsichere französische Marseillaise-Sänger.