Mit der Neckermann-Ex-Werks-Suzuki

Erinnerungen an Lothar John

Im Alter von 91 Jahren starb am Freitag, dem 14. März 2025, Lothar John an Herzversagen.   Seine bildhaften Erzählungen, die zahlreichen Anekdoten aus dem über 20 Jahre langen Rennfahrerleben, seine Hilfsbereitschaft hat ihn nicht nur in Rennfahrerkreisen, sondern auch in seinem privaten Umfeld so beliebt gemacht.

Er war der älteste von 3 Brüdern einer motorradverrückten Familie. Sein Vater Willi nahm schon vor dem Krieg an Rennen und Zuverlässigkeitsfahrten in der alten Heimat Breslau teil. Der Krieg mit Flucht verschlug die Familie aus Breslau nach Schriesheim, ganz in der Nähe von Heidelberg. Dort lernte er Helmut Fath, den begnadeten Techniker und Seitenwagen-Weltmeister kennen, der im Nachbardorf Ursenbach wohnte. Das war sicherlich ein Schlüsselerlebnis für seine spätere Rennfahrerlaufbahn. Unvergessen ist die Schilderung mit dem Erlebnis seines ersten Rennens 1952 in Buchen im Odenwald, die auf Youtube verewigt ist.

Im Vergleich zur heutigen Epoche begann seine erfolgreichste Zeit als Rennfahrer erst im reiferen Alter mit Anfang 30. Obwohl er schon 1961 mit Platz 6 seinen ersten Punkt in der Weltmeisterschaft auf dem Hockenheimring in der Halbliterklasse sammelte, stellte sich der sportliche Höhepunkt erst Ende der 60er Jahre ein. Mehrfacher Deutscher Meister, Vizemeister in den mittleren Hubraumklassen 250 cm³ und 350 cm³, Weltmeisterschaftspunkte in den Klassen von 125 cm³ bis 500 cm³, Platz 9 in der WM-Abschlusstabelle 1969, kennzeichneten die fahrerischen Qualitäten. Zweifelsohne den Höhepunkt seiner Rennfahrerkarriere erreichte Lothar John mit dem 2. Platz hinter Weltmeister Kent Andersson beim Großen Preis von Deutschland.

Und selbst in der 50 cm³ Klasse wagte er in Spa-Francorchamps einen Gaststart auf einer Suzuki, die ihm sein Freund Hans-Georg Anscheidt geliehen hatte. Überhaupt war er einer der wenigen Fahrer, die schnell mit den verschiedensten Rennmotorrädern zurechtkamen. Begonnen hat alles mit einer BMW in der Halbliterklasse. Zunächst fuhr er mit einer getunten Stoßstangen-R50 in der Ausweisklasse die notwendigen Siege und Punkte für den Aufstieg in die internationale Lizenzklasse zusammen. Dann folgte 1960 der Umstieg auf die RS 54, die legendäre Produktions-Rennmaschine des bayerischen Herstellers.

Doch bald erwies sich die BMW als nicht mehr konkurrenzfähig. Eine Norton Manx 500 kam ins Haus. Danach liest sich Auflistung der Rennmaschinen wie das „Who is who“ der Rennmotorrad-Hersteller: Bultaco TSS 125, TSS 250, Honda CR 93, Suzuki TR 250, MZ 125, Yamaha TA 125, TD 2, TR2, TD2 und zum Abschluss wieder eine Suzuki TR 500. Die Umstellung von den einstmals erfolgreichen Viertaktern auf die schnelleren Zweitakter machte ihm keine Mühe.

Lothar John startete bereits 1958 mit der BMW auf dem Sachsenring. Auch beim ersten WM-Lauf auf dem Berg- und Talkurs war er dabei. Er war einer der wenigen Westdeutschen, welche auf einer MZ starteten. Mit einem achten Platz konnte er 1969 auf dem Sachsenring für MZ punkten. Aber auch bei den Rennen in Schleiz und Bautzen stand Lothar John am Start.

Am 17. September 1933 geboren, schaffte er den Spagat den Beruf im elterlichen Transportunternehmen als LKW-Fahrer und Rennfahrer mit 15 bis 20 Rennen im Jahr unter einen Hut zu bringen. Dazwischen noch die Rennmaschinen auf dem höchsten Stand zu halten und mit den doch bescheidenen finanziellen Mitteln die Rennerei zu bestreiten. Jahrelang diente ein hoffnungslos überladener 30 PS-Volkswagen-Bulli als Transportfahrzeug und Wohnmobil gleichermaßen mit äußerst bescheidenem Komfort. Aber das passte zur damaligen Zeit des Continental Circus der Grand-Prix-Rennfahrer.

Mit dem Tross der unzähligen Privatfahrer mit gleichen bescheidenen Mitteln aus allen europäischen und vorwiegend englischsprachigen Ländern, zog die Karawane von Rennen zu Rennen, die damals fast ausschließlich als Straßenrennen in den europäischen Städten stattfanden. Denn permanente Rennstrecken im heutigen Sinne gab es nur ganz wenige. Es war auch die Zeit in der Lothar viele seiner Rennfahrerfreunde verunglücken sah. Er blieb glücklicherweise von schlimmen Verletzungen verschont, was er immer betonte.

Mit 91 Jahren hatte er ein erfülltes, spannungsreiches Leben. Jetzt hat sich für Ihn die Zielflagge gesenkt.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am Allgemein. Setze ein Lesezeichen auf den permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Unsere Website verwendet Cookies. Indem Sie unsere Seiten weiterhin nutzen, erklären Sie sich damit einverstanden, dass Sie diese Daten zur internen Verwendung und zu Statistikzwecken zur Verfügung stellen.