Mit Spannung hatte die Bergrennsportgemeinschaft auf die diesjährige Ausgabe des Klassikers von St. Ursanne nach Les Rangiers gewartet. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke im Jura traf der Europa-Bergmeister der letzten drei Jahre, Simone Faggioli, auf starke Konkurrenz. Allen voran der Schweizer Marcel Steiner, der den Klassiker im letzten Jahr gewinnen konnte, als die Italiener das Rennen aufgrund von Sicherheitsbedenken boykottierten. Im Regenrennen 2010 verlor der französische Ausnahmefahrer Lionel Régal sein Leben. Seitdem wurden zusätzliche Maßnahmen zur passiven Sicherheit getroffen, der Charakter der Piste, auf der die Fahrer Spitzengeschwindigkeiten von über 250km/h und Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 175km/h erreichen, ist jedoch geblieben.
Erstmals wurden in St. Ursanne drei Wertungsläufe ausgetragen, wie es seit diesem Jahr im Reglement zur Berg-Europameisterschaft vorgeschrieben ist. Und so begann ein langer Renntag für französisch/schweizerische Verhältnisse schon ungewöhnlich früh, um 7:30 Uhr. Im Training am Samstag fuhr Faggioli bereits nahe an seinen Rekord von 1:45,28 (2009) heran. Steiner hielt sich mit einer 1:48er Zeit noch zurück. Im ersten Rennlauf herrschten die besten Bedingungen. Es war bereits warm und etwas kühlere Bergluft gab den Motoren noch genügend Sauerstoff um Leistung zu entwickeln. Marcel Steiner (Osella FA30) war ob des frühen Rennbeginns bereits hellwach und nach seiner 1:45,87 ging ein tiefes Raunen durch den Berghang am Petit Sousten. Nur wenige Sekunden später ging auch der direkt nach Steiner gestartete Simone Faggioli (Osella FA30) über den Zielstrich. Die Uhr blieb bei 1:43,42 stehen, absoluter Streckenrekord. Der Kampf um den Tagessieg war eröffnet, mit Vorteil Faggioli. Nicht wenige behaupten, dass er diesen auch schon vor dem Start gehabt haben könnte. In der Form des Werks-Osella, den mehr als nur die Lackierung von Steiners Wagen unterscheiden soll, und italienischer Marangoni-Spezialpneus.
Spätestens im zweiten Lauf drückte die Hitze bei über 35°C auf die Fahrer und die Motorleistung. Steiner erkannte das Fahrverhalten seines Wagens kaum wieder und sicherte mit 1:46,54 die zweite Position ab. Faggioli strauchelte mit 1:45,00 ebenso. Zweitschnellster war überraschend der 20jährige Joel Volluz in 1:46,42 im betagten 1995er Reynard-F3000. Volluz setzte damit sogar Marcel Steiner im Kampf um den zweiten Platz noch einmal unter Druck.
Die Uhr zeigte bereits 19:30 Uhr als die Favoriten zur finalen Auffahrt ansetzten. Der Renntag dauerte jetzt bereits 12 Stunden. Der junge Joel Volluz sah seine Chance sich mit einem schnellen Lauf auf den zweiten Platz vorzuschieben und riskierte noch einmal alles. Kurz nach dem Start in den engen Straßen von St. Ursanne hielten die Zuschauer den Atem an, als Volluz bei fast 200km/h einen wilden Drift gerade noch abfing. Ungewisse Sekunden folgten, als wenig später die rote Flagge gezeigt wurde, gefolgt von der erleichternden Nachricht eines technischen Defektes an Volluz´ Wagen. Das Getriebe am alten Reynard hatte dem jugendlichen Gasfuß nicht mehr standhalten können.
Steiners 1:46,40 reichten so für den zweiten Platz hinter Simone Faggioli, der sich mit 1:43,89 noch einmal in den Grenzbereich wagte.
Da von den drei Rennläufen nur die beiden Besten für die Gesamtwertung herangezogen werden, blieb es für Joel Volluz beim dritten Gesamtrang vor einem hervorragend aufgelegten David Hauser. Der 22jährige Luxemburger ist erst am Anfang des Jahres vom Formel-3-Rennwagen in einen Dallara-GP2 aufgestiegen. Zudem war Hauser zum ersten Mal überhaupt beim Bergrennen St. Ursanne-Les Rangiers am Start. Umso höher ist seine Steigerung auf 1:47,86 im letzten Rennlauf zu bewerten.
Die RSG Altensteiner Oberland hat sich mit dem Glasbachrennen bei Bad Liebenstein um die Austragung eines Berg-Europameisterschaftslaufes 2013 beworben. Mit etwas Glück werden die besten und mutigsten Piloten schon im nächsten Jahr in Thüringen vor der Kulisse des Rennsteiges die Grenzen ausloten.