Vor genau 80 Jahren stand die Bergstadt Freiberg im Mittelpunkt des Motorsports in Deutschland. Nach schweren Unfällen im Jahre 1928 (so gab es in Hohenstein-Ernstthal zum Beispiel drei Tote) wurden in großen Teilen Deutschlands Rundstreckenrennen verboten. Die sich anbahnende Wirtschaftskrise tat ihr übriges. So wurde in Hohenstein-Ernstthal eine Erhöhung der Sicherheitskräfte gefordert, was weder personell möglich war, noch die Finanzen des Motorradfahrerclubs hergegeben hätte. Das war natürlich Wasser auf die Mühlen derer, denen das „Geknatter der neumodischen Gefährte“ sowieso unheimlich war.
So fand 1929 das Kolberger Bäderrennen statt, bei welchem die Deutschen Meisterschaftsläufe ausgetragen wurden, die ursprünglich auf der Avus durchgeführt werden sollten. In Sachsen wurden die großen Veranstaltungen in Hohenstein-Ernstthal, Grillenburg und Königsbrück abgesagt. Einzig das Marienberger Dreieckrennen konnte am 2. Juni noch als Deutscher Meisterschaftslauf stattfinden.
Die Freiberger fanden heraus, dass sich das Verbot der Rundstreckenrennen auf „öffentliche Straßen“ bezog, und beantragten eine Rennveranstaltung abseits der Hauptstraßen. Dem wurde stattgegeben und so fand am 9. Mai 1929 das 1. Dreiecksrennen bei Freiberg statt, welches die 2. Sächsische Klubmeisterschaft einschloss, die erstmalig 1928 in Hohenstein-Ernstthal ausgetragen wurde. Die Strecke startete am Schössergut, am Ortsausgang von Freiberg, in Uhrzeigerrichtung nach Kleinwaltersdorf, von dort bis an den Ortseingang von Großschirma und zurück auf der Nebenstrecke Großschirma-Freiberg über 7,5 km.
Während die Ausweis-Fahrer aller Klassen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 70 km/h um die Strecke zogen, jagten die Lizenzler mit 10 km/h mehr um die Strecke. Immerhin wurden beide Rennen über 20 Runden = 150 km ausgetragen. Sächsische Klubmeister wurde der Schüttoff-Motorradclub Chemnitz mit Hirth, Müller und Rudolph vor der Vereinigung Leipziger Motorradfahrer mit Gehrmann, Köhler und Richter. Die schnellste Runde fuhr Karl-Otto Stegmann aus Oelsnitz/Erzgebirge mit 5:17 = 85,3 km/h, der sich aber mit seiner Mannschaft nicht platzieren konnte. Bei den Ausweisfahrern wäre der dritte Platz von Ewald Kluge auf Dunelt in der 250 ccm-Klasse zu erwähnen.
Trotz der bescheinigten einwandfreien Organisation und Durchführung unter Leitung des Landesgruppen-Sportleiters Arnd Gühne konnte die Veranstaltung in den Folgejahren nicht wiederholt werden und blieb somit eine einmalige Angelegenheit. Schon 1930 wurden die etablierten Rennen zum Beispiel auf der Avus und in Königsbrück und 1931 in Grillenburg wieder gefahren.
Fotos: Hermann Galinsky