Worte wie Energiewende, Ökostrom und erneuerbare Energien haben derzeit Hochkonjunktur. Vielerorts macht man sich Gedanken um den Ausstieg aus der Atomenergie oder die Sicherung der Mobilität bei versiegenden Ölquellen.
Motorrennsport-Archiv investiert in Solarenergie
Mit der Installation einer Solarenergieanlage mit 9 Modulen investiert das Motorrennsport-Archiv in eine Form der umweltfreundlichen Energieerzeugung, die in den nächsten Jahren mit helfen soll die Energiequellen Öl, Kohle und Atomkraft zu ersetzen. Diese Entwicklung wird sich nicht aufhalten lassen und auch den Motorsport insgesamt in der Zukunft stark verändern.
Motorsport als Wettbewerb der Technik
Der Motorsportindustrie, welche von einigen Umweltaktivisten gern als Energieverschwender gesehen wird, wird bei der bevorstehenden Energiewende eine wichtige Rolle zukommen. Bereits jetzt werden alternative Antriebskonzepte entwickelt, welche früher oder später in den gesamten Rennsport und die Serienfertigung einziehen werden. Denken wir an die motorsportlichen Anfänge um 1900, als die Rennsportpioniere begannen ihre Kraftwagen und Motorräder gegeneinander zu messen. Die rasanten Fortschritte im Motorsport waren in diesen ersten Jahren maßgebend für die Massenmotorisierung. Es ging um Leistungsfähigkeit, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Siege auf der Rennstrecke standen für diese drei Eigenschaften und damit für zukunftsweisende Technik. Dass das heute nicht mehr gilt, müssen immer mehr Automobil- und Motorradhersteller feststellen. Verzweifelt wird versucht die über 100 Jahre hochgezüchtete Technik zu kontrollieren, zu bändigen, zu reglementieren und einzufrieren. Das alles um eine Show zu bieten, also den Schein eines Wettbewerbs vorzutäuschen, der für die Massenfertigung von Fahrzeugen schon kaum noch relevant ist. Es wäre an den Weltverbänden des Zwei- und Vierradsports die Rahmenbedingungen für ein neues Zeitalter zu schaffen, in dem auch Energieeffizienz und Schadstoffausstoß neben den traditionellen Eigenschaften einen entscheidenden Platz im Wettbewerb einnehmen.
Alternative Antriebe im Motorsport heute
Der Porsche 911 GT3 R Hybrid ist beim Sportwagenhersteller zurzeit das Versuchsträgerfahrzeug. Das neuartige Hybridsystem wurde speziell für den Einsatz in Rennwagen entwickelt und hätte 2010 beinahe den Gesamtsieg gegen eine Reihe konventioneller Fahrzeuge großer Automobilkonzerne bei einer der härtesten Prüfungen im Motorsport geholt, dem 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife.
Zwei VW Scirocco GT24-CNG mit Erdgas-Antrieb stellten sich schon 2009 in der „Grünen Hölle“ starker Konkurrenz und gehören in ihrer Klasse zum Maß der Dinge. Bei weiteren Werkseinsätzen in der Schwedischen Tourenwagenmeisterschaft nach internationalem S2000-Reglement konnten bereits Laufsiege und der dritte Platz im Gesamtklassement 2010 eingefahren werden. 2011 geht der Scirocco R-Cup in Deutschland in seine zweite Saison. Die Rennen starten im Rahmen der DTM auch auf dem EuroSpeedway Lausitz und in Oschersleben. Durch die Verwendung des besonders umweltschonenden Bioerdgases wird die CO2-Emission im Vergleich zu herkömmlichem Kraftstoff um 80 Prozent reduziert. „Volkswagen verbindet mit dem Scirocco R-Cup Umweltbewusstsein mit Wirtschaftlichkeit und Sportlichkeit“, so Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen.
Die Rallye Monte Carlo wurde 2010 bereits zum zweiten Mal für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben ausgetragen. Teilnehmen dürfen alle Autos mit einem CO2-Ausstoß von weniger als 120 Gramm pro Kilometer. Im Teilnehmerfeld befindet sich auch der Toyota Auris Hybrid. Als erstes Vollhybridfahrzeug der Kompaktklasse wurden seit Markteinführung im vergangenen Sommer mehr als 14.000 Einheiten verkauft.
Im Motorradsport wurde 2010 mit der TTXGP die erste Rennserie für Elektromotorräder ausgeschrieben. Obwohl noch keiner der etablierten Hersteller in die Entwicklung eingestiegen ist, machen die E-Bikes große Fortschritte. Bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man finden seit 2009 neben den Rennen für konventionelle Zweiräder auch Rennen für Elektromotorräder statt. Die bisherigen Sieger hießen Rob Barber (2009 / 87,434 mph) und Mark Miller (2010 / 96,820 mph). 10.000 Pfund winken dem Teilnehmer, der die seit 1911 genutzte, über 60 Kilometer lange, Straßenrennstrecke als erster mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 100 mph (Meilen pro Stunde) umrundet. Für benzingetriebene Motorräder wurde diese Marke 1957 durch Bob McIntyre erstmals durchbrochen.
Der Motorsport, wie wir ihn jetzt kennen, wird sich weiterentwickeln müssen, um einem neuen Zeitalter gerecht zu werden. In der Rennsport-Historie hat es schon viele einschneidende Veränderungen gegeben. Dennoch fürchten Kritiker, dass mit dem Fehlen des Geruchs von verbranntem Rennbenzin und einer geringeren Soundkulisse das Zuschauerinteresse am Sport zurückgehen wird. Nüchtern betrachtet wird das vorübergehend vielleicht so sein. Wahre Motorsportanhänger, welche Motorsport nicht nur als Selbstzweck, sondern auch als wichtiges Prüffeld für Technik und Material sehen, werden dem Sport jedoch treu bleiben.