Für ihren vierten Saisonlauf kehrte die FIA-GT-Meisterschaft traditionell in die Motorsport Arena Oschersleben zurück. Im Jahr 1998 war die Serie immerhin eine der ersten internationalen Großveranstaltungen auf dem Bördekurs und machte hier in ihrer 12jährigen Geschichte schon zum neunten Mal Station. Zusammen mit der FIA GT3 European Championship und dem GT4 European Cup bot die FIA GT den 32.000 Zuschauern eine Vielfalt an Sportwagen. 18 Marken, darunter traditionsreiche wie Aston Martin, Maserati, Jaguar und Ferrari, aber auch Exoten wie der KTM Xbow, Morgan Aero 8 oder Ford GT sorgten für reichlich Abwechslung. Da könnte so manche deutsche Tourenwagen-Serie glatt neidisch werden…
Die Maserati MC 12 dominierten in den letzten vier Jahren auf der winkligen Motorsport Arena. Michael Bartels aus Plettenberg und sein Vitaphone-Team hatten sich beim einzigen deutschen Meisterschaftslauf einiges vorgenommen. Zusammen mit den Corvette-Piloten Christophe Bouchut und Xavier Maassen lagen sie nach den ersten drei Saisonläufen punktgleich an der Spitze des Gesamtklassements. Aber Bartels weiß: „Seit dem letzten Rennen haben wir ja noch 30 Kilo Zusatzgewicht im Auto. Die machen uns gerade hier in der Börde das Leben nicht einfacher.“
Im Qualifying bestätigte sich die Vermutung. Bartels und Teamkollege Andrea Bertolini kamen nur auf die fünftbeste Zeit. Die österreichischen Aston Martin vom Jetalliance-Team sollten das Maß der Dinge sein. Karl Wendlinger legte in 1:23,748 die Pole-Zeit vor, Teamkollege Alex Müller musste sich im Schwesterauto nur knapp geschlagen geben, positionierte sich aber als bester Deutscher im Grid. In Reihe zwei nahmen Bouchut/Maassen und das argentinische Duo Lopez/Basso im betagten Ferrari 550 Maranello Aufstellung.
In der GT2-Wertung herrscht die Übermacht der Ferrari F430 über die lange Zeit maßgebenden Porsche 911. AF Corse stellte mit Vilander/Bruni und Biagi/Montanari die Trainingsschnellsten. Hinter weiteren drei Ferrari hatten die Porsche-Speerspitzen Emmanuel Collard und Richard Westbrook bereits eine Sekunde Rückstand auf die GT2-Pole-Position.
Den fliegenden Start des 2-Stunden-Rennens gewann überraschend Alex Müller, der sich von Startplatz zwei im Getümmel der Startschikane an die Spitze schob. Christophe Bouchut bremste wenige Kurven später Karl Wendlinger aus, der nur als Dritter aus der ersten Runde zurück kam. Michael Bartels schob sich auf die vierte Position nach vorn, hatte aber Pech beim Überrunden und verlor den Anschluss zum Führungstrio.
Nach der Übernahme des Fahrzeuges von Alex Müller verlor Lukas Lichtner-Hoyer die Führung an Ryan Sharp, der das Schwesterauto von Karl Wendlinger übernommen hatte. Der Schotte baute den Vorsprung kontinuierlich aus. Eine Safety-Car-Phase im letzten Rennviertel brachte das Klassement noch einmal durcheinander, die beiden Jetalliance-Aston-Martin führten das Feld schließlich souverän an und gaben ihren ersten Doppelsieg nicht mehr aus den Händen. Mit einer guten Strategie brachte das deutsche Phoenix-Team seine Corvette mit der schweizerischen Fahrerpaarung Marcel Fässler/Jean-Denis Deletraz auf den dritten Platz. Der lange letzte Turn forderte gegen Ende des Rennens jedoch seinen Tribut: „Meine Reifen waren zum Schluss sehr schlecht. Ich musste alles geben um auf der Strecke zu bleiben.“ beschrieb Fässler die Situation. Michael Bartels fand in den Schlussminuten dennoch keinen Weg am Schweizer vorbei und bezahlte die Jagd nach dem Podiumsplatz auch noch mit einem Dreher. Dabei verlor er den vierten Rang an Teamkollege Miguel Ramos und rettete mit Platz fünf vier wichtige Meisterschaftspunkte ins Ziel. Damit eroberten Bartels/Bertolini alleinige Tabellenführung (24) vor Wendlinger/Sharp (22).
Gleich drei Ferrari F430 kämpften um den Sieg in der GT2-Klasse. Nach zwei Rennstunden trennten Vilander/Bruni gerade einmal 0,234 Sekunden von ihren Teamkollegen Biagi/Montanari. Weitere 0,823 Sekunden zurück überquerten Kirkaldy/Bell die Ziellinie. Für Gesprächsstoff sorgte nach dem Rennen die Fahrweise von Richard Westbrook, der im besten Porsche auf dem vierten Platz eine Runde auf die schnellen Ferrari verlor und in den Kampf um den Sieg eingriff, indem er das Spitzentrio nicht passieren ließ.
Die G2-Kategorie machten die beiden Mosler MT 900 vom GTO-Charouz-Team unter sich aus. Kenneth Heyer (GER) und Stephan Vojtech (CZE) gewannen, das Schwesterauto musste nach 13 Runden die Segel streichen.
Hart gekämpft wurde auch bei den Seriennahen GT4-Fahrzeugen. Gleich drei Läufe standen in Oschersleben auf dem Programm. Klaus Engelhorn und Nikolaus Mayr-Melnhof im Jetalliance-Aston-Martin sicherten sich am Samstag den Sieg. Am Sonntag überstand Mayr-Melnhof einen spektakulären Startunfall glücklicherweise unbeschadet. Die Laufsiege gingen an Alex Buncombe im Nissan 350Z.
Ein rekordverdächtiges Feld von 39 Fahrzeugen ging in den GT3-Rennen an den Start. 10 Hersteller schickten ihre Wagen in die Rennen und die Rundenzeiten lagen erstaunlich nahe beieinander. Erfolgreich waren die Fahrerpaarungen Pirri/von Gartzen (Ford GT) und Skula/Matzke (Corvette).
Die nächste Station der FIA GT heißt Spa-Franchorchamps. Beim Saisonhöhepunkt in den Ardennen müssen die Piloten die Mammutdistanz von 24 Stunden absolvieren.