In Schleiz ging es auf der einzigen nicht permanenten Rennstrecke im IDM-Kalender heftig zur Sache. Der Regen am Sonntagvormittag tat sein Übriges. Trotzdem ließen sich 32.500 Zuschauer das Zwei- und Dreirad-Spektakel nicht entgehen. Immer wieder kommen auch ehemalige Aktive und Journalisten nach Schleiz und sehen sich unerkannt in der Menge der Zuschauer die Rennen an.
IDM Superbike
Der bekennende Schleiz-Liebhaber Dario Giuseppetti hatte nach dem verpatzten Saisonstart zum Sturm auf die Spitze geblasen. Der Berliner hatte jedoch im ersten Rennen bei Regen und einer Stunde Startverzögerung nach dem Yamaha-Cup den Anschluss an die führenden Australier Muggeridge, der einen perfekten Start hatte, und dem zweiten Cudlin verloren und wollte mit Macht zur Spitze vordringen.
In der dritten Runde konnte er einen Sturz nicht verhindern, bei dem er sich Brüche des linken Beines zuzog. „50 Punkte waren budgetiert“, so der Technogym-Chef Winfried Reicht, „aber wieder einmal kam bei Giuseppetti der Italiener durch. Er hätte müssen unter diesen Bedingungen taktisch fahren und nicht auf Sieg.“ So konnten in beiden Rennen, wobei das zweite Rennen im Trockenen stattfand, die Taktierer ihre Plätze im Gesamtklassement festmachen: Martin Bauer (3./1.,187 Punkte), Karl Muggeridge (4./3.,163), Damian Cudlin (2./2.,160) und Matej Smrz (1./5.,155). Der dann folgende Ranseder verzeichnete in Schleiz zwei Ausfälle. Unter diesen Bedingungen konnten auch die beiden „Lokalhelden“ Sascha Hommel (9./7.) und Didier Grams (10./14.)punkten.
IDM Supersport
Das Samstagsrennen begann mit einem Massencrash in der ersten Kurve, wobei der Tabellenführende Jesco Günther alle Schuld von sich wies, was jedoch bei vielen Zuschauern Kopfschütteln hervorrief. So wurde auch der Lokalmatador Thomas Walther mit abgeräumt. Schlussendlich landete der Schweizer Daniel Sutter, der mit der Schleizer Strecke hervorragend zurechtkam, einen Doppelsieg und übernahm damit die Tabellenführung vor Günther und Knobloch. Wenn alles „normal“ zugeht, können nur noch diese drei den Titel bei den Supersportlern unter sich ausmachen. Auch im zweiten Rennen machte der Schleizer Walther mit dem Kies Bekanntschaft, so dass am Abend der regionale mdr-Fernsehsender nichts Positives berichten konnte.
IDM 125
Den ersten Saisonsieg holte sich Luca Grünwald vom Bischofswerdaer Freudenberg-Racing-Team. Der Tabellenführende Jack Miller sicherte sich in einem spannenden Gruppenkampf Platz zwei vor Florian Alt. Gaststarter Marcel Schrötter kam in diesem Gerangel mit dem Moped des im Training verletzten Toni Finsterbusch vom Freudenberg-Racing-Team nur auf den 6. Platz. Vermutlich stand aber bei ihm die Sicherheit an erster Stelle. Miller führt also weiter vor Amato (in Schleiz 5.) und Grünwald.
IDM Sidecar
Das Duell bei den Dreiradpiloten ging auch in Schleiz weiter. Diesmal siegten die Weltmeister Päivärinta/Hänni vor Hock/Becker. Damit führt Hock nur noch mit 10 Punkten und muss in den letzten beiden Läufen am Red-Bull-Ring und in Hockenheim alles geben, um den Meistertitel zu erringen. Auf die Plätze drei und vier kamen Roscher/Polchow und Zimmermann/Ziegler.
Yamaha R6-Dunlop-Cup
Abbruch und Wertung nach 11 Runden. Was war geschehen? Lucy Glöckner war auf feuchter Strecke an dritter Stelle liegend gestürzt und hatte eine Ölspur auf die Strecke gelegt. Nach dem Abbruch stürzten die beiden Führenden Danny Märtz (Dudenhofen) und Mattew Binns (CAN) dann noch auf der Ölspur. Damit stand der Veranstalter vor einer schweren Aufgabe: es war kein Fahrer zur Siegerehrung da! Märtz rollte dann als Erster mit seinem Motorrad ein, Binns wurde per Auto gebracht, nur Lucy Glöckner musste ins Medical Center und konnte nicht an der verspäteten Zeremonie teilnehmen. Aber außer „blauen Flecken von oben bis unten“ und einem kaputten Bike konnte die Rennamazone dennoch ein positives Resümee ziehen. Da der Meisterschaftsführende Jesco Raffin nur Achter wurde, konnte Glöckner sogar aufholen und liegt nur noch mit 14,5 Punkten zurück. Allain Bonnet schied in der ersten Runde aus und liegt nun in der Gesamtwertung vier Punkte hinter Glöckner auf der dritten Position.
ADAC Junior Cup
Max Maurischat (Hamburg) und Max Fritzsch (Claußnitz) ließen keine Zweifel an der Rangfolge im Gesamtklassement aufkommen und kamen in dieser Reihenfolge ins Ziel. Maurischat kam dabei nach verpatztem Training aus Startposition 16. Klaus Heidel (Burgstädt) und Kevin Rentzsch (Moritzburg) belegten die weiteren Plätze und somit gingen Platz 2-4 an den ADAC Sachsen.
Im schon genannten Regional-Fernsehbericht sprach selbst der Schleizer Clubvorsitzende von einem Investitionsbedarf in die Infrastruktur des Ringes. Aktive, Zuschauer und Journalisten fordern dies schon lange. Dass die IDM-Veranstalter diesbezüglich so eine Geduld aufbringen, ist dankenswert. Dass aber nun Tribünenbretter der morschen Buchhübeltribüne unter der Last der Zuschauer nach gaben und dort auch zu Verletzungen führten, ist nicht mehr tolerierbar. Es wird interessant werden, mit welchen Mitteln und in welchem Zeitrahmen die Verantwortlichen hier Abhilfe schaffen wollen. Die aktuelle Nachricht, dass die Renn- und Teststrecke „Bilster Berg“ in Nordrhein-Westfalen gebaut werden darf und auch für „kleinere Rennen“ genutzt werden kann, bekommt in diesem Zusammenhang eine ganz eigene Aussage. Auch das vom Formel-1-Strecken-Architekt Hermann Tilke erbaute Drivingcenter Groß Dölln nördlich von Berlin steht einer Anfrage der IDM-Veranstalter sicherlich auch offen gegenüber. Die Schleizer Verantwortlichen sollten sich nun Ihrer langen Tradition bewusst werden und zügig handeln, bevor der Zug abgefahren ist.