Ein neues Kapitel in der Geschichte der Formel 3 wurde am vergangenen Wochenende am EuroSpeedway Lausitz aufgeschlagen. Zum ersten Mal traute man sich im Rahmen der „Eastside 100“ in das 2-Meilen-Trioval, das für fast alle Fahrer Neuland war. Nach den erfolgreichen Rookie-Tests im Frühjahr hatten die Piloten eine besondere Lizenz für die High-Speed-Rennen erworben. Auch das Zusammenspiel mit dem Spotter wurde trainiert. Um in einem Pulk bei 250 km/h den Überblick zu behalten, muss der Spotter den Fahrer ständig über Funk Informationen über dessen Position und die der Konkurrenz liefern.
Auch zu diesem Rennen gibt es wieder einige Neuerungen im RECARO Formel-3-Cup. So kommt zum Beispiel Jan Seyffarth im Team seines Vaters zu einem Comeback für ein Rennen. Nachdem er die Formel 3 nach der Saison 2004 in Richtung Porsche-Cup verlassen hatte, pilotiert er nun den Dallara-Mercedes von Robert Kath. Ebenfalls ein Rückkehrer ist Marcel Leipert. Er fuhr nach der Saison 2004 im Ford Fiesta ST-Cup und meldete sich für das Oval-Rennen im Formel-3-Cup zurück. Der zweite Dallara-Renault im Leipert Motorsport Team wurde von Luca Iannaccone gefahren. Der Italiener ist normalerweise in der Trophy-Wertung (Fahrzeuge Baujahr 1999-2001) aktiv. Diese durfte allerdings am Wochenende nicht an den Start gehen, da die Wagen zu langsam sind. Das Team HS-Technik setzt mit dem Letten Harald Schlegelmilch auf einen dritten Fahrer. Er war in der ersten Saisonhälfte des Jahres 2005 noch in der Formel BMW unterwegs.
Im Qualifying zum ersten Lauf hatten JB Motorsport-Teamkollegen (NED) und Ho-Pin Tung (CHN) die Nase vorn. Mit 46,846 Sekunden legten sie im Paarlauf exakt die gleiche Rundenzeit hin. Es folgte das Seyffarth-Team mit Jan Seyffarth (Querfurt) und Julian Theobald (Wettenberg). Tabellenführer Peter Elkmann (Steinfurt), der im Team Jo Zeller Racing keinen Teamkollegen hat, musste sich seinen Windschatten suchen und kam so nur auf Startplatz fünf. Im zweiten Qualifying mischte er sich zwischen die schnellen Teams, bestehend aus zwei bis drei Fahrern und holte die Pole-Postion für den zweiten Lauf. Pascal Kochem war auf Startplatz zwei noch schneller als das JB Motorsport-Team mit Ho-Pin Tung auf Position drei und Ferdinand Kool auf vier.
Das Premierenrennen der Formel 3 verlief spannend. Nach dem Start bildete sich eine vierköpfige Spitzengruppe, die ständig ihre Positionen wechselte. Neben den Fahrern des belgischen JB Motorsport-Teams war auch der Querfurter Jan Seyffarth und Titelanwärter Peter Elkmann mit von der Partie. In Runde 15 brach Ho-Pin Tung in Turn 1 das Heck aus. Nach einem Dreher lehnte der BMW-Schützling seinen Rennwagen sanft an die Mauer an. Der erste Lauf war für den Chinesen damit vorbei. Nach einer Safety-Car-Phase wurde das Rennen wieder freigegeben. Die zweite Rennhälfte schloss nahtlos an die erste an. Insgesamt wurden 25 Führungswechsel in 26 Runden gezählt. Im letzten Umlauf sollten Jan Seyffarth, Ferdinand Kool, Peter Elkmann und Pascal Kochem den Sieg unter sich ausmachen. Auf der Ziellinie hatte der Seyffarth die Nase seines Dallara-Mercedes um 31 Tausendstel vor der des Holländers Kool. Elkmann und Kochem folgten mit nur wenigen Zehntelsekunden Rückstand. Peter Elkmann machte den Titel im RECARO Formel-3-Cup 2005 damit fix. Auf Platz fünf holte Julian Theobald mit seinem besten Saisonergebnis 4 Meisterschaftspunkte. Ronny Wechselberger aus Altlandsberg, der nur von der vorletzten Startposition ins Rennen ging, kam beim brandenburgischen Heimrennen immerhin noch unter die Top 10. Er wurde Zehnter.
Der zweite Lauf auf dem Trioval brachte einen spannenden Kampf an der Spitze des Feldes mit sich. Der Sieger vom Samstag, Jan Seyffarth musste jedoch, um einen Unfall zu vermeiden in die Wiese ausweichen. Das Gras verstopfte seinen Kühler, sodass er sein Rennen nach 6 Runden aufgab. Ein Teil eines Frontflügels in Turn 2 verursachte kurz vor Schluss des Laufs eine Safety-Car-Phase. Als das Rennen wieder freigegeben wurde musste Harald Schlegelmilch seinen Wagen mit technischem Defekt auf der Start- und Zielgeraden abstellen. Wieder kam das Safety-Car auf die Strecke, um das Feld zu neutralisieren. Man wertete die Reihenfolge hinter dem Führungsfahrzeug als Zieleinlauf nach 26 Runden. So gab es für das JB-Motorsport-Team einen Doppelsieg. Ferdinand Kool holte seinen zweiten Laufsieg im RECARO-Formel-3-Cup. Ho-Pin Tung machte mit Platz zwei das Doppel perfekt. Auf Position drei sicherte sich Pascal Kochem seine achte Podiumsplatzierung in der laufenden Saison. Für Ronny Wechselberger bedeutete Rang acht einen Punkt in der Meisterschaft. Der neue Meister der Saison 2005, Peter Elkmann, ging auf Platz 10 kein unnötiges Risiko mehr ein.
Im Rahmenprogramm trug die Formel 3000 EM ein Rennen auf dem Grand-Prix-Kurs des EuroSpeedways aus. Einziger deutscher Starter in dieser Serie ist Timo Lienemann, der 2004 noch im Formel-3-Cup um den Titel kämpfte. Er belegte im Rennen Platz zwei. Ebenfalls auf dem Grand-Prix-Kurs fuhr die Interserie zwei Läufe.