Die TCR international Series startete zum zweiten Male nach 2016 in der MotorsportArena Oschersleben. Zusammen mit der TCR Germany, der Formel 4 und dem HAIGO Historic Cup wartete ein umfangreiches Autorennsport-Wochenende auf die Zuschauer in der Börde. Erstmals seit elf Jahren wurde die Startkurve ohne die enge Schikane gefahren, sondern in der zügigen „Motorrad-Variante“. Timo Rumpfkeil, Formel 4-Teamchef, gefällt diese Variante besser als die Schikane: „Sie ist flüssiger, wenn sie auch mitunter viel Schrott produzieren kann“. Aber Unfälle gab es ja auch in diversen Rennen mit Schikane. Auch ein Fotograf freute sich: „Damals haben viele der alten Variante nachgetrauert, nun haben wir sie wieder“.
Luca Engstler und Gianni Morbidelli dominierten die aufgrund eines Stromausfalls nach einem Transformatorbrand im Umfeld von Oschersleben verkürzten Trainingssitzungen. Beide fahren einen VW Golf GTI. Im entscheidenden Qualifying waren mit Morbidelli und Jaap van Lagen (NED) ebenfalls zwei Volkswagen in Front vor Daniel Lloyd (Seat Leon). Auf den ersten sieben Plätzen vier VW und drei Seat vor dem ersten Honda Civic von Roberto Colciago.
Im ersten Lauf am Sonntag konnte Morbidelli seine Pole in einen ungefährdeten Sieg umsetzen. Lediglich nach einer Safetyphase war der erarbeitete Vorsprung dahin, aber beim Restart konnte der Altmeister seine Erfahrung ausspielen und behauptete die Spitze bis ins Ziel. Der Tabellenführer Attila Tassi (HUN, Honda) und der Tabellenzweite Roberto Colciago (ITA, Honda) wurden durch Ausfall bzw. Boxenstopp eingebremst. Ebenso wurde der einzige Deutsche im Feld und Vierfachstarter des Wochenendes, Luca Engstler (VW Golf), Opfer der Technik.
Jaap van Lagen kann sich auch nicht ins rechte Licht setzen, da er Opfer eines Remplers wurde. Der Verursacher bekam eine Durchfahrtsstrafe. Auch Jean-Karl Vernay (FRA, VW Golf) fällt aus, aber er wird im weiteren Verlauf noch eine Rolle spielen. Und wieder brennt ein Honda, der von Aurelien Panis. Daniel Lloyd (GBR, Seat Leon) und Rob Huff (GBR, VW Golf) belegen die Plätze zwei und drei. Schon hier sprach der Streckensprecher von einem „Tag des Mittelfeldes“ und er sollte auch im zweiten Lauf Recht behalten.
Der zweite Lauf begann mit einem Massencrash, den Roberto Colciago (ITA, Honda Civic) auslöste. Acht Fahrzeuge waren involviert, nur Vernay kann nach einer längeren Unterbrechung das Rennen mit den 14 Unbeteiligten wieder aufnehmen – zwölf davon kommen noch ins Ziel. Der im Reversegrid von der Pole gestartete Slovake Mat´o Homola im Opel Astra behält auch nach dem Neustart die Führung vor Vernay und Lloyd (GBR, Seat Leon). Der vom großen Crash verschonte Morbidelli („ich hatte sehr viel Glück“) schnappte sich einen nach dem anderen.
Nur bei Homola beißt er sich lange die Zähne aus, setzt diesen aber so sehr unter Druck, so dass er sich in der letzten Runde, nach einem winzigen Fehler Homolas eingangs der Esses, diesen schnappt und den zweiten Sieg einfährt. Der Franzose Vernay war happy sein Fahrzeug zum Neustart wieder auf den Startplatz gestellt zu haben. Er sicherte sich mit diesem dritten Platz die Tabellenführung vor Tassi und Colciago, die beide an diesem Wochenende nicht einen Punkt holten. Oriola, Borkovic und Engstler waren weitere Unglücksraben mit zweimal null Punkten.
Die TCR startet nun für die letzten drei Läufe nach Asien: Thailand, China und die Arabischen Emirate mit Abu Dhabi stehen noch auf dem Plan.
TCR Germany
Der Niederländer Niels Langeveld sorgte für die erste Pole für Audi im RS3 LMS in einem Feld von 37 Startern. Moritz Oestreich auf Platz 3 und Steve Kirsch auf Position 6 gingen für das Honda Team ADAC Sachsen, respektive Honda-Fugel, ins Rennen. Luca Engster steht mit seinen 17 Jahren auf Platz 4. Der Brite Josh Files führt die Tabelle haushoch an und startet hier aufgrund seines umfangreichen Zusatzgewichtes nur von Platz 14. Langeveld wird am Start auf Platz 5 durchgereicht. Oestreich übernimmt die Führung. Der Gesamtzweite Sheldon van der Linde steht schon nach kurzer Zeit ohne Motorleistung an der Box. Derweil kämpft Files im Feld gegen Langeveld und Steve Kirsch. Langeveld und Kirsch geraten aneinander, der Leidtragende ist Kirsch, der mehrere Plätze verliert. Dann zieht Files gegen Langeveld den Kürzeren, nachdem er ihn kurz vorher überholen konnte. In der vorletzten Runde gibt es den dritten Motorbrand für Honda in diesem Jahr für den zweitplatzierten Kris Richard so dass Oestreich unter dem Safety-Car ins Ziel fahren kann. Die Reihenfolge hinter ihm Pascal Eberle und Luca Engstler, Files wird zehnter, Kirsch zwöfter.
Mit der umgekehrten Startreihenfolge aus dem Training (Reverse Grid) bis Platz 10 ging es am Sonntag ins zweite Rennen. Die Bedingungen: nasse Strecke bei nachlassendem Regen mit abtrocknender Ideallinie, also auch eine Frage der Reifenwahl. Das Fahrverhalten in Kurve 1 glich einer Autocross- oder Drift-Veranstaltung und ließ auf die überwiegende Verwendung von Sliks schließen. Der von der Pole-Position ins Rennen gegangene Lukas Niedertscheider (AUT, Seat) wurde sofort von den Verfolgern geschluckt und schied später aus. Langeveld entledigte sich, wie im ersten Lauf, seiner Konkurrenten Kirsch und später Thoma durch Bodychecks, die jeweils ungeahndet blieben. Mit dieser Methode konnte nun auch Audi den ersten Laufsieg feiern. Josh Files (GBR, Honda) wurde zweiter wiederum vor Engstler und Oestreich, dem Vortagssieger. Files führt weiter die Tabelle an, seine Verfolger ließen alle Federn oder konnten gar nicht punkten.
Formel 4:
Die Formel 4 kam, wie die TCR Germany, bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr in die Magdeburger Börde, um hier ihren Halbzeitmeister zu küren. Im ersten Lauf kam der Kanadier Kami Laliberte-Moreira von der Pole-Position aus nicht vom Start weg und fand sich auf Platz 15 wieder. Der Trainingszweite, der Neuseeländer Marcus Armstrong, behauptete daraufhin die Führung vor Jonathan Aberdein aus Südafrika bis ins Ziel. Dritter wurde der Brasilianer Felipe Drugovich. Die Starter dieser Nachwuchsserie des ADAC sind somit rund um die Welt zuhause. Die neue Streckenvariante garantierte spektakuläre Überholmanöver auch außen herum, von denen mehrfach Gebrauch gemacht wurde. Die Tabelle ist noch sehr kompakt, da der Führende, der Este Juri Vips, nur sechster wurde und am ganzen Wochenende bisher noch nicht so richtig zurechtkam.
Der zweite Lauf begann mit einem spektakulären Start von Drugovich, der bis zur ersten Kurve fünf Wagenlängen auf Armstrong herausfahren konnte. Zum Ende des Rennens hin kam Armstrong nochmals auf, konnte aber zu keinem Überholmanöver mehr ansetzen. Drugivich wurde damit zum „Halbzeitmeister“ gekürt. Vips kämpft mit Laliberte um die siebente Position bis Laliberte sich im Gras wiederfindet und sich auch einen neuen Frontspoiler an der Box abholen muss. Das Wochenende begann so gut für den Van Amersfoort Piloten, um dann in diesem Desaster zu enden. Der Schweizer Fabio Scherer von US-Racing belegte in diesem Lauf Platz 3.
Im dritten Lauf konnte der Däne Frederik Vesti den Polesetter Michael Waldherr kurz nach dem Start überholen und sicherte sich somit seinen ersten Sieg in der Formel 4. Der dritte Rang ging an Juri Vips (EST), der damit neuer Tabellenführer vor Drugovich ist, der nur einen Punkt auf Rang zehn erzielte. Armstrong landete diesmal auf sechs, konnte aber damit die meisten Punkte aus der Börde mitnehmen und ist in der Tabelle Dritter. Nach weiteren drei Läufen am Nürburgring kommt die junge Meute dann am 15.-17. September an den Sachsenring um dann das Finale in Hockenheim auszutragen. Diese Meisterschaft ist weiterhin sehr spannend.
Ein Thema abseits der Rennen war allerdings Sophia Flörsch, welche für den ADAC Berlin-Brandenburg (Mücke Motorsport) startet. Nachdem sie im Training fast in ein vor ihr die Strecke kreuzendes SUV-Streckenfahrzeug gekracht war, veröffentlichte Sie sofort ohne Zustimmung des DMSB ein Onboard-Video in diversen Internet-Medien. Auf dem sieht man aber, dass sie mehrere rote Flaggen ignorierte. Nach einer von 20.000 Euro vorerst auf 5000 Euro reduzierten Strafe muss sie nun um ihre Rennfahrerlizenz bangen. Zunächst startete sie aber zunächst unter Vorbehalt in allen drei Läufen.
Für die neue alte Streckenvariante gab es für den Veranstalter viel Beifall, wie auch für den Umstand innerhalb eines halben Tages fast zwei Stunden Zeitverzug wegen des Stromausfalls aufzuholen um so die Fernsehübertragungen zu sichern. Dieser Tourenwagensport nah an der Serie gepaart mit den Nachwuchs-Monoposto-Piloten sorgt für die Rennaction, welche die Zuschauer sehen wollen, allerdings waren nur wenige an der Strecke. Weil alle Rennen im TV gezeigt wurden? Weil die Serie noch nicht so bekannt ist? Für das einzige Rennen der TCR International in Deutschland ist das schade.