Mit einem hochkarätigen Feld konnte der MC Heilbad Heiligenstadt für das diesjährige Ibergrennen aufwarten. Der ehemalige Streckenrekordhalter und dreifache Iberg-Sieger (2006, 2012 und 2014) Patrik Zajelsnik trat erstmals seit seiner nachträglichen Disqualifikation vor acht Jahren wieder im Eichsfeld an. Der in Freiburg beheimatete Deutsch-Slowene zeigte bereits im Training, dass die auf den kompletten 2,05 Kilometern frisch asphaltierte Bergrennstrecke schneller geworden ist. Zajelsnik bewegte seinen Norma M20FC trotz acht Jahren Iberg-Abstinenz gleich wieder auf dem Niveau des Streckenrekords. Diesen hatte Alexander Hin, der sich 2023 ganz auf die Europa-Bergmeisterschaft konzentriert und somit diesmal in Heilbad Heiligenstadt nicht an den Start ging, zuletzt im vergangenen Jahr auf 51,290 Sekunden verbessert.
Auch in den Rennläufen am Sonntag ließ Patrik Zajelsnik nichts anbrennen und unterbot den Streckenrekord mit 51,164 Sekunden gleich im ersten Lauf. Mit 50,563 Sekunden sollte es im zweiten Lauf sogar noch einmal deutlich schneller gehen. Der neue Streckenrekord bedeutet einen Schnitt von knapp 145 km/h auf dem engen und kurvenreichen Holzweg, der vom Ortsausgang Heilbad Heiligenstadt hinauf zum Forsthaus führt. Die perfekten Wetterbedingungen haben in diesem Jahr ebenfalls ihren Anteil beigetragen, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass schon im kommenden Jahr die magische 50-Sekunden-Schallmauer fällt.
Stefan Armbruster im Osella PA30 konnte bei diesem Tempo nicht Schritt halten. Der selbstständige Unternehmer, der erst im vergangenen Jahr in den Bergrennsport eingestiegen ist, beeindruckte jedoch mit schnellen 52er Zeiten und brachte so den sicheren zweiten Platz ins Ziel. Auf dem dritten Gesamtrang zeigte Bastian Voss im Tatuus Formel Master eine starke Leistung und setzte sich mit durchweg schnellen 54er Zeiten gegen Marco Lorig im schnellsten Formel-3-Renner durch.
Ein besonders starkes Starterfeld konnte der MC Heilbad Heiligenstadt bei den offenen Formel-Rennfahrzeugen aufweisen. Der Heiligenstädter Sascha Herz ist nicht nur als Organisationsleiter beim Ibergrennen aktiv, mit seinem Team Herz Motorsport hat er sich in der Szene mittlerweile auch einen Namen gemacht, wenn es darum geht ehemalige Rundstreckenfahrzeuge der Formel 3 und World Series für den Einsatz am Berg fit zu machen. Allein drei Teilnehmer mit Dallara-Boliden aus der ehemaligen World Series hatten sich für das diesjährige Ibergrennen angesagt. Robert Meiers, Gerd Kauff und Patrick Rahn brachten jeweils eines dieser Fahrzeuge an den Start, die Mitte der 2000er Jahre den Nachwuchs für die Formel 1 fit machen sollte. Unter anderem der junge Sebastian Vettel empfahl sich damals in dieser Nachwuchsserie für die Königsklasse. Auf dem 2,05 Kilometer langen Holzweg hatten die PS-starken Boliden allerdings das Nachsehen gegen die flinken 2-Liter-Rennwagen. Im klasseninternen Duell zwischen Robert Meiers und Patrick Rahn war jedoch für Spannung gesorgt. Schlussendlich hatte Meiers nach vier Wertungsläufen mit einem Streichresultat die Nase um gerade einmal drei Zehntelsekunden vorn.
Bei den Tourenwagen und Silhoueten-Rennwagen „mit Dach“ gibt es in diesem Jahr eine größere Änderung. Erstmals werden die Wertungsklassen und damit die Startreihenfolge nicht mehr aus Gruppen und Hubraumklassen gebildet, sondern nach dem neuen Performance-Faktor (PF) der FIA. In diesen Wert, der für jedes Fahrzeug individuell gebildet wird, fließen verschiedenste Parameter beispielsweise aus den Bereichen Motorleistung, Fahrzeuggewicht, Aerodynamik und Antriebsart ein. Die neuen Wertungsklassen werden dann anhand dieses PF-Wertes gebildet, so dass auch verschiedene Fahrzeug- und Tuningkonzepte konkurenzfähig eingestuft werden können. Die Leistungsklassen sollen dann auf möglichst gleichem Niveau gegeneinander antreten und so einen spannenden Wettbewerb für das Publikum bieten.
In der PF-Gruppe 5, Klasse 1 ist das neue Konzept aufgegangen, denn hier kämpften Lukas Friedrich und Markus Fink auf gleichem Niveau um den Klassensieg. Nur um drei Zehntelsekunden entschied am Ende Lukas Friedrich im Ford Fiesta das Duell für sich.
Berg-Urgestein Franz Weißdorn ist wieder einmal allen voraus und hat seinen VW Polo GT bereits auf das neue Reglement optimiert. So konnte ihm in der PF-Gruppe 5, Klasse 2 keiner das Wasser reichen. Eine Sekunde schenkte Weißdorn dem zweitplatzierten Marc Längerer pro Lauf ein.
Der Homburger Kai Neu hatte die PF-Gruppe 5, Klasse 3 so gut im Griff, dass er dank des Streichergebnisses auf den finalen Lauf verzichten konnte. Thomas Flik und Frank Lohmann trennten trotz Hubraumunterschied nur wenige Zehntel pro Wertungslauf. Schließlich hatte Flik im schwereren 2-Liter Renault Clio die Nase gegen den leichteren VW Polo mit 1400ccm-Motor von Lohmann knapp vorn.
Jens Weber und Marcel Hellberg bestimmten die Klassen 4 und 5 der PF-Gruppe 4. Auch in der PF-Gruppe 3 herrscht noch Nachholbedarf bei der Einstufung. Sowohl Sarp Bilen (Klasse 6), als auch Erwin Buck (Klasse 7) hatten mit ihrer Konkurrenz in der Klasse leichtes Spiel.
In der Gruppe 2 konnte Jochen Stoll den knappen Vorsprung gegenüber Marcel Gapp aus dem ersten Lauf mit jeder Auffahrt weiter ausbauen und sicherte sich so den Sieg in der Klasse 8. Werner Weiss (Klasse 9) und Holger Hovemann (Klasse 10) waren in ihren Leistungsklassen ohne Gegner.
Keine Neuerung ohne Ausnahme: Für die Wertung des KW-Berg-Cup, der in diesem Jahr seine 35. Saison austrägt, werden nach wie vor die altbekannten Hubraumklassen auseinanderdividiert. Auch der am Iberg besonders stark vertretene NSU-Bergpokal hat außerhalb der PF-Klassen eine Sonderstellung. Ganze 13 Fahrzeuge umfasste die Prinzengarde im Eichsfeld. Wie bei seinem Berg-Debüt im vergangenen Jahr hatte Jannik Hofmann die Konkurenz mit dem von Vater Steffen vorbereiteten NSU TT fest im Griff.