Auf der Motorsport Arena von Oschersleben starten die Automobilrennserien des ADAC schon beinahe traditionell in die neue Saison, in diesem Jahr jedoch mit einigen kleinen Änderungen. Viele Teams und Fahrerbesetzungen haben sich geändert, die wichtigste Veränderung des gesamten Rennwochenendes war aber die Premiere der neuen GT4-Meisterschaft, die den Mix aus Supersportwagen der GT3-Klasse im ADAC GT Masters, Tourenwagen der TCR-Klasse sowie der Nachwuchsserie Formel 4 in dieser Saison erstmals um eine weitere Klasse für Profis und Amateure ergänzt.
ADAC GT Masters:
Viel Neues gab es auch in der mittlerweile 13. Saison des ADAC GT Masters. Neue Teams, allen voran die Rückkehr der Marke Aston Martin mit dem neuen Vantage GT3 und der Einsatzmannschaft PROpeak Performance sowie das neue Audi-Team HCB-Rutronik-Racing. Auch das ehemalige Porsche-Team Schütz-Motorsport ist nach einigen Jahren Pause wieder dabei, man wechselte jedoch die Marke und setzt nun einen Mercedes AMG GT3 ein. Nicht mehr dabei ist dagegen die Plauener Mannschaft YACO-Racing mit Philip Geipel.
Im ersten Qualifying der Saison 2019 schaffte es nur ein Mercedes AMG GT3 unter die besten 15, doch der war richtig schnell. Der ehemalige BMW-Junior Marvin Dienst stellte den Schütz-AMG vor die beiden Audi R8 von Mattia Drudi und Patric Niederhauser auf die Pole Position. Auf den Plätzen vier und fünf folgten die beiden Corvettes, wobei David Jahn in der privaten RWT-Corvette einige Tausendstelsekunden schneller als Markus Pommer in der favorisierten Callaway-Corvette war. Die Zeitabstände waren in der durch Ballance-of-Performance (BOP) regulierten Klasse ohnehin knapp, denn die ersten 20 Fahrzeuge lagen innerhalb nur einer Sekunde.
Beim Start zum ersten Saisonlauf nutzte David Jahn die PS des V8-Motors in der Corvette und setzte sich noch vor der ersten Kurve hinter Marvin Dienst, der die Führung verteidigen konnte. Patric Niederhauser konnte zwar den dritten Platz halten, verlor jedoch bald den Anschluss an die beiden Führenden.
Unterdessen ereilten einem der Favoriten, dem Grasser-Lamborghini von Christian Engelhardt, technische Probleme. Eigentlich eine Seltenheit im ADAC GT Masters, doch in diesem Fall war Engelhardt zu hart über die Schikane geräubert und musste das Rennen anschließend an der Box beenden.
An der Spitze übergab Marvin Dienst den Schütz-Mercedes in Führung liegend an den Australier Aidan Read, der nun von Sven Barth in der RWT-Corvette verfolgt wurde. An die dritte Position hatte sich nach dem Fahrerwechsel die zweite Corvette geschoben, die nun vom Leipziger Marvin Kirchhöfer pilotiert wurde. Der machte jetzt mächtig Druck und dampfte den Vorsprung des Spitzenduos, das nun fast drei Sekunden langsamer fuhr als ihre Teamkollegen zu Rennbeginn, Runde um Runde ein. 15 Minuten vor Rennende hatte er den Anschluss hergestellt und über der Motorsport Arena zogen derweil dunkle Regenwolken auf. Acht Minuten vor Schluss fielen dann die ersten Regentropfen und als erster verabschiedete sich Sven Barth in die Leitplanke.
Mit Slicks auf Regennasser Fahrbahn war für reichlich Action gesorgt und sowohl Amateure als auch Profifahrer hatten mit den Bedingungen ihre lieben Probleme. Mit noch fünf verbleibenden Rennminuten scheuten die Teams einen weiteren Boxenstopp zum Wechseln der Reifen. Auch der Führende Aidan Read, der sein erstes Rennen in Deutschland fuhr, hatte Mühe den Mercedes AMG GT3 auf Kurs zu halten. Das nutzte Kirchhöfer aus und setzte sich an die Spitze, die er bis ins Ziel nicht abgab. Read wurde unterdessen von drei Audi R8 noch auf den fünften Platz durchgereicht. Zweite wurden Patric Niederhauser/Kelvin van der Linde im HCB-Rutronik-Audi bei deren GT-Masters-Debüt, Dritte wurden Christopher Haase und Jeffrey Schmidt für Mücke-Motorsport.
Der Sonntagmorgen hielt für die Qualifikation zum zweiten Rennen eine weitere Herausforderung im Regen bereit. Am besten meisterte Mirko Bortolotti die nassen Bedingungen und stellte den Grasser-Lamborghini auf die Pole Position. Stark aufgelegt waren auch die Porsche-Teams, die den Traktionsvorteil des Heckmotors zu nutzen wussten. Matteo Cairoli war wie sein italienischer Landsmann Bortolotti stark unterwegs und stellte den Porsche vom KÜS Team75 Bernhard daneben in die erste Reihe, vor dem Herberth-Porsche mit Thomas Preining und dem besten Audi R8, pilotiert von Dries Vanthoor.
Zum Rennstart war die Strecke wieder vollständig abgetrocknet, dennoch gab es durch den Abflug von Simon Reicher im Audi R8 schon nach der ersten Runde eine Safety Car Phase. Vorn hielt sich der Trainingsschnellste Mirko Bortolotti an der Rennspitze vor Thomas Preining, der Matteo Cairoli beim Start auf den dritten Platz verdrängen konnte. Als Bortolotti das Steuer an seinen Teamkollegen Christian Engelhart übergab, tauschte das Grasser-Team auch den Reifen hinten links. So büste man wertvolle Zeit ein und fiel auf den neunten Platz zurück. Zu allem Überdruss musste Engelhart dann auch noch eine Durchfahrtsstrafe antreten, weil er die vorgeschriebene Standzeit nicht eingehalten hatte. Robert Renauer sah sich so im von Thomas Preining übernommenen Herberth-Porsche nach den Boxenstopps in Führung. Ricardo Feller, der den Land-Audi früh von Dries Vanthoor übernommen hatte, folgte ihm jedoch dichtauf. Renauer ließ sich jedoch trotz abbauender Reifen nicht in einen Fehler treiben. Der amtierende Meister siegte souverän vor dem Land-Audi von Feller/Vanthoor und dem zweiten Grasser-Lamborghini von Franck Perera und Rolf Ineichen.
Patric Niederhauser und Kelvin van der Linde wurden Vierte und stehen gemeinsam mit Feller und Vanthoor nach dem ersten Rennwochenende in der Gesamtwertung an auf Platz zwei hinter Preining und Renauer. Die Sieger des Samstagsrennens Marvin Kirchhöfer und Markus Pommer gingen nach einem misslungenen Qualifikationstraining nur als Zwölfte über die Ziellinie.
ADAC GT4 Germany:
Die Premiere der ADAC GT4 Germany gab es bereits am Samstagvormittag. Florian Thoma, der – wie zahlreiche andere Teilnehmer, aus der TCR Germany kommend auf die nur wenig verbesserten Sportwagen wechselte, stellte seinen Aston Martin auf die Pole Position. Beim fliegenden Start musste er jedoch den drei schnellen BMW M4 GT4 von Marius Zug, Michael Schrey und Claudia Hürtgen den Vortritt lassen und sich als Vierter einordnen. Bei der Aufholjagd schmiss der Schweizer seinen Wagen in der Schikane sogar mit viel Schwung in die Streckenbegrenzung. Als Folge musste das Safety Car das Feld für einige Runden einbremsen, um eine sichere Bergung des Fahrzeugs zu gewährleisten. Auch der zweite Aston Martin mit Nordschleifen-Spezialist Jörg Viebahn am Lenkrad landete noch vor dem geplanten Fahrerwechsel im Bördekies und rief ein weiteres Mal Ron Dobmeier im Führungsfahrzeug auf den Plan.
Während des Boxenstoppzeitfensters machte vor allem der Norweger Mads Siljehaug auf sich aufmerksam, indem er aus den Tiefen des Mittelfeldes mit starken Rundenzeiten auf den Führenden Marius Zug aufholte. Der 23jährige aus Lillehammer war 2016 Vizemeister in der GT4 Europameisterschaft und kennt seinen KTM X-Bow schon aus vielen Jahren in dieser Meisterschaft. So spät wie möglich wechselte er folglich an seinen Teamkollegen Eike Angermayr, während Zug das Steuer des BMW an seinen Teampartner Gabriele Piana übergab. Nach den Boxenstopps führte Angermayr vor Piana und dem Österreicher Thomas Jäger, der den Schrey-BMW übernommen hatte. Jäger konnte sich aber nicht lange auf den Podiumsplätzen halten. Von hinten drückten zahlreiche schnellere Fahrer, wie Jusuf Owega, der den Mercedes AMG GT4 von seinem Bruder Hamza übernommen hatte und der zweite KTM X-Bow mit Reinhard Kofler am Steuer. 10 Minuten vor Rennende machte Eike Angermayr dann in Führung liegend den entscheidenden Fehler. Bei einem Ausritt in der Hotelkurve verlor der Österreicher 5 Positionen. Und auch der zweite KTM-Pilot verspielte den Sieg. Reinhard Kofler war bei seiner Aufholjagd etwas zu stürmisch unterwegs und kassierte für eine Feindberührung mit dem Owega-Mercedes eine Durchfahrtsstrafe.
Das Rennen endete mit einem Sieg für Marius Zug/Gabriele Piana vor Hamza und Juzuf Owega sowie Jan Kasperlik, der sich den Porsche 718 Cayman mit Porsche-Entwicklungsfahrer Lars Kern teilte.
Das zweite Rennen der ADAC GT4 Germany am Sonntagnachmittag startete Lars Kern im blauen Porsche Cayman vor Eike Angermayr im ebenfalls blauen Felbermayr-KTM X-Bow. Hendrik Still folgte im Cayman des KÜS Team75 Bernhard und Joonas Laapalainen im besten Aston Martin Vantage. Die BMW M4 GT4-Piloten Thomas Jäger und Gabriele Piana schossen beim fliegenden Start aus der dritten Reihe auf die Plätze zwei und drei nach vorn, während Kern die Führung behauptete.
Noch vor den Fahrerwechseln konnte sich Reinhard Kofler im True-Racing-KTM X-Bow an die zweite Position nach vorn arbeiten, die 2,5 Sekunden große Lücke zu Lars Kern zufahren und die Führung übernehmen. Fast zwei Sekunden war der Österreicher in dieser Phase des Rennens pro Runde schneller als der Rest des Feldes. Am Ende konnte er seiner Teamkollegin Laura Kraihammer 13 Sekunden Vorsprung mit auf den Weg geben. 13 Sekunden, das war der Abstand zwischen den beiden KTM, denen die Oscherslebener Rennstrecke wie keinem zweiten GT4-Fahrzeug lag. Mads Siljehaug versuchte den Vorsprung mit schnellen Runden zuzufahren, doch Laura Kraihammer fuhr den Sieg sicher nach Hause. Hinter den beiden KTM hielt Jan Kasperlir den Porsche Cayman auf Kurs und sicherte sich mit Lars Kern den zweiten Podestplatz des Wochenendes.
TCR Germany:
Vorjahresmeister Harald Proczyk machte im Training dort weiter, wo er im vergangenen Jahr beim Saisonfinale aufgehört hatte. Er legte die schnellsten Zeiten vor, war aber für den Geschmack der Rennleitung etwas zu schnell unterwegs, als im Qualifying die rote Flagge geschwenkt wurde. Ergebnis: Strafversetzung auf Startplatz vier. Die Pole-Position erbte so sein Hyundai-Markenkollege Max Hesse vor den beiden Fugel-Hondas von Mike Halder und Dominik Fugel.
Proczyks Meisterauto, den Opel Astra TCR, kaufte übrigens das Leipziger Team IMC-Motorsport, welches diesen Wagen in diesem Jahr mit dem Hohenstein-Ernstthaler Steve Kirsch einsetzt. Der Sachse verlor am Start einige Plätze, hielt jedoch im Mittelfeld stark mit. Nicht so stark hielt sich der Malaysier Mitchell Cheah Min Jie, der mit seinem Abflug gleich zu Rennbeginn das Safety Car auf den Plan rief.
Nach dem Restart lockte Halder den Führenden Hesse in einen Fehler und ging vorbei. So sollte es in einem, verglichen mit anderen TCR-Germany-Rennen, relativ ereignislosen Lauf auch zum Ende sein: Halder gewinnt vor Hesse und Proczyk. Steve Kirsch freute sich seit langem einmal wieder über ein zählbares Ergebnis: Rang neun, knapp hinter Markenkollege Jan Seyffert, der den Opel Astra TCR des thüringer Lubner-Teams pilotierte.
Dominik Fugel musste mit guten Aussichten auf einen Podestplatz aufgrund eines Frühstarts die Boxengasse für eine Durchfahrtsstrafe ansteuern und wurde am Ende nur Zwölfter.
Am Sonntag startete Gastfahrer Guido Naumann von der Pole Position. Die gute Ausgangsposition wurde ihm aber schon in der ersten Runde von Antti Buri im Audi RS3 streitig gemacht. In der Folge fiel der Hyundai-Pilot Naumann, der sonst als Redakteur bei Autobild arbeitet, immer weiter zurück. Theo Coicaud und Mike Halder hatten sich alsbald an ihm vorbeigesetzt und nahmen die Verfolgung von Buri auf. Mit viel Einsatz konnte sich Halder gegen Rennhalbzeit sogar am Belgier vorbei an die zweite Position setzen und anschließend den Abstand zum Führenden zufahren, doch am den Sieg konnte er Antti Buri nicht mehr streitig machen. Hinter Mike Halder nahm Harald Proczyk wichtige Meisterschaftszähler für den dritten Platz mit.
Während Dominik Fugel seinen Honda Civic mit abstellen musste, sah Steve Kirsch das Ziel als 13., wieder knapp hinter Jan Seyffahrth, der nach einem Ausritt in die Wiese Zwölfter wurde.
ADAC Formel 4:
Hinter dem Brasilianer Gianluca Petecof auf der Pole-Position hatten gleich zwei Rookies in der Startaufstellung Position bezogen: Roman Stanek und Paul Aron. Beim Start war es aber Van Amersfoort-Pilot Niklas Krütten, der sich an die zweite Stelle nach vorn schieben konnte. Diese musste er nach einem Fahrfehler im Verlaufe des Rennens wieder an Stanek abgeben. Petecof war zu diesem Zeitpunkt bereits um mehr als zehn Sekunden enteilt. Kurz vor Rennende musste Krütten sogar noch den Podestplatz an Teamkollege Dennis Hauger abgeben.
Bei nassen Streckenbedingungen am Sonntagmorgen sollte sich das wahre Talent des Formel-Nachwuchses zeigen. Der Start erfolgte aus Sicherheitsgründen nach zwei Runden hinter dem Safety Car, als die Strecke bereits deutlich eine auftrocknende Ideallinie zeigte. Dennis Hauger hatte keine Probleme seine Pole Position vor Petecof umzusetzen, doch ausgangs der Shell Esses kam er zu weit neben die Strecke und schmiss die Führung weg. Sein Team Van Amersfoort Racing hatte unterdessen Lucas Alleco Roy an die Box geholt, um ihn als ersten Fahrer mit Slicks auszustatten. Nach einem Ausritt in die Wiese bekam der 22jährige mit Wohnsitz in Monaco sogar die blauen Flaggen gezeigt, weil Spitzenreiter Petecof ihn überrunden wollte, aber dann zog Alleco Roy wieder davon, denn Petecofs Regenreifen waren hoffnungslos überhitzt. Niklas Krütten übernahm die Führung während der Brasilianer immer weiter durchgereicht wurde.
Während das Rennen zu einer Driftchallenge mit Regenreifen an Formelrennern auf trockener Ideallinie verkam, fuhr Lucas Alleco Roy mit seinen Slicks fast fünf Sekunden schneller pro Runde. Die nächste Safety Car Phase war nur eine Frage der Zeit und so bekam Alleco Roy wieder Anschluss an das Feld und Petecof die Möglichkeit, seine überhitzten Regenreifen gegen profillose Slicks zu tauschen. Beide waren nun in einer hervorragenden Ausgangsposition, doch sie blieben beim Pflügen durch das Feld an Konkurrenten hängen. Nur Arthur Leclerc, der Bruder des Ferrari-Fornel-1-Fahrers Charles Leclerc, der ebenfalls auf Slicks gewechselt hatte, ließ sich ausreichend Zeit. In der letzten Kurve war er am Führenden Niklas Krütten dran und startete ein Überholmanöver, welches für ihn im Kiesbett endete. So siegte Krütten auf Regenreifen vor Theo Pourchaire und Leclerc, der sich aus dem Kiesbett heraus noch als Dritter über die Linie rettete.
Für das letzte Rennen des Auftaktwochenendes konnten alle Beteiligten die Aufregung wieder etwas herunterschrauben. Auf trockener Strecke nahmen Roman Stanek und Alessandro Ghiretti in der ersten Startreihe Aufstellung. Die Sieger der vorangegangenen Läufe, Petecof und Krütten, mussten mit Startpositionen im Mittelfeld vorliebnehmen und konnten von dort nicht viel ausrichten. Für Petecof endete das Rennen sogar einmal mehr nach einer selbstverschuldeten Kollision vorzeitig an der Box.
An der Rennspitze hatten die Rookies Roman Stanek und Joshua Dürksen unterdessen alles im Griff und belegten in dieser Reihenfolge auch die ersten beiden Plätze. Dritter in einem der seltenen Formel-4-Rennen, die ohne Safety Car auskamen, wurde Alessandro Ghiretti.
Die nächste Saisonstation der Rennserien wird am 17.-19. Mai 2019 das Autodrom Most sein, bevor das Saisonfinale nach vier weiteren Rennwochenenden am 27.-29. September 2019 auf der anderen Seite des Erzgebirgskamms auf dem Sachsenring stattfinden wird.
Danke, sehr ausführlich und informativ.