In diesem Jahr feierte das legendäre Straßenrennen in Nordirland den Achtzigsten, doch so richtig feiern konnte man diesen Anlass leider nicht. An der Größe der Fahrerfelder lag´s sicher nicht, aber der Wettergott über der Nordatlantik-Küste bei Portstewart war in der Rennwoche nicht gut drauf und schickte kalte Temperaturen, Sturm und Regen! Naja, so ist eben Nordirland.
Im Eventprogramm waren nicht weniger als sieben Rennen angesagt, denn die 125er und 250er fuhren diesmal jeweils eigene Rennen und ohne die Supersport 400.
Die Trainings sind dienstags und donnerstags, jeweils Nachmittag bis Abend und am Samstag dann traditionell die Rennen.
Schön für uns Sachsen: Der Böhlener Rico Penzkofer feierte sein Debüt beim Straßenklassiker auf dem 14 Kilometer Dreieckskurs. Durch verschiedene Umstände hatte er aber nur die R6-Yamaha für die Supersport-Rennen dabei. Die R1-Yamaha fuhr der Belgier Marc Fisette, sein Teamkamerad beim Macau Racing Team, in den Superbike- und Superstock-Rennen.
Etwas zum Schmunzeln war´s schon, denn der erfahrene Rico Penzkofer galt auf dem schnellen Kurs als Anfänger und musste erst einmal beim Newcomer-Training eine orange Weste über dem Leder tragen und Instruktoren hinterherfahren. Das war natürlich nicht so Ricos Ding. Als Instruktor fungierte übrigens der elffache North-West-Gewinner Phillip McCallen!
Im ersten Qualifikationstraining sprang für „Penz“ dann die 21. Zeit heraus. Nicht so schön war es vom schweren Trainingsunfall von John Anderton zu hören. Der Nordire wurde auf gerader Strecke bei 250 km/h von seiner Maschine abgeworfen und kämpft im Hospital noch immer um sein Leben.
Am Donnerstag, dem zweiten Trainingstag, passierten ebenso viele Unfälle, doch glücklicherweise ohne böse Ausgänge.
Als die Supersportklasse nun endlich die zweite Qualifikationssession fahren wollte, schüttete es wie aus Eimern und Sturm kam noch dazu. Dadurch sagte die Rennleitung dieses Training ab. Für Rico Penzkofer blieb es damit beim 21. Startplatz und ohne weitere Trainingskilometer.
Am Samstag, nach feierlicher Eröffnung und der britischen Hymne, bei der die tausenden Zuschauer an der Strecke standen, spielte auch der launische Wettergott erstmals mit.
Zu Beginn standen die 250er zu ihrem Rennen über vier Runden am Start. Ab ging´s im Wellenstart zweier Gruppen, doch nach einer Runde rote Flagge und Abbruch! Bei „Mather´s Cross“ verunglückte der Nordire Mark Young schwer. Tags darauf erlag das 22jährige Talent seinen Verletzungen. An gleicher Stelle verunglückte ein Jahr zuvor Robert Dunlop.
Nach Neustart entwickelte sich das Rennen als extrem brisant. In der dritten und letzten Runde kollidierten Michael Dunlop und Christian Elkin in der Schikane „Juniper Hill“, nur wenige hundert Meter vom Ziel entfernt. Elkin stürzte in Führung liegend, Vorjahressieger Michael Dunlop konnte nicht ausweichen und musste ebenfalls zu Boden. Ein Beinbruch war die Folge für Christian Elkin, Dunlop verletzte sich an der Hand. Bruder William Dunlop gewann dann mit einem Vorsprung von über sechs Sekunden auf Chris Palmer (IoM) und Phil Harvey (GBR), alle auf Honda.
Durch Abbruch, Beräumungsarbeiten und den Einsatz des Rettungshubschraubers kam es zu einem enormen Zeitverzug. Die folgenden Rennen mussten daraufhin gekürzt werden.
Das zweite Rennen war das der Superbikes und anstatt fünf Runden waren derer vier angesetzt. Diesmal erfolgte der Start in drei Gruppen und man wollte es nicht wahr haben, in der dritten Runde Abbruch nach Unfall! John Walsh (Frohburg-Newcomer 2008) war in der „Magherabuoy Chicane“ gestürzt und brach sich einen Knöchel. Gewertet wurde das Rennen nach zwei Runden. Der alte Fuchs Steve Plater auf HM-Plant-Honda gewann hauchdünn vor dem Neuseeländer Bruce Anstey auf Relentless-TAS-Suzuki und John McGuinness (GBR/Honda). Marc Fisette vom Macau Racing Team wurde hier 16.
Dann das erste Rennen der Supersport 600 über vier Runden und der zeitverzug wuchs und wuchs! Rico Penzkofer kam aus Startreihe sieben gut mit der ersten Gruppe weg. Das Rennen mit 59 Fahrern zeigte sich voller Spannung und am Ende hieß der Sieger wieder Steve Plater und der Kiwi Bruce Anstay erneut Zweiter. Dritter wurde Michael Dunlop mit der Street-Sweep-R6-Yamaha, der auch die schnellste Runde mit einem Schnitt von 189,432 km/h fuhr.
Rico Penzkofer wurde ausgezeichneter Zwölfter von 50 Piloten im Ziel und damit bester NW200-Newcomer. Ricos Fahrstil wurde von den 123.000 Zuschauern mit Interesse aufgenommen und ebenso vom TV-Sender BBC, der auf seinem „BBC Red Button“-Programm und im Internet unter www.bbc.co.uk/nw200 umfangreich berichtete. Wer den Livestream verpasst hat, der kann sich die Höhepunkte der Rennen über das Internetportal ansehen.
Mit erheblicher Zeitverzögerung standen die 125er bei trockener Strecke zum Rennen über vier Runden am Start. Überraschend stark zeigte sich hier der Brite Oliver Linsdell auf der Flitwick-Honda, sonst unterwegs mit Supersport 400 und 600 Viertakt-Maschinerie. So kam es auch, dass Linsdell am Ende Dritter wurde, hinter dem überlegenen Sieger William Dunlop und dem Zweiten, Chris Palmer (IoM).
Die Superstock 1000 waren Rennen fünf des Tages und genossen eine sehr lange Startprozedur wie beim Grand Prix! Die 56 Fahrer gingen in drei Gruppen ins Rennen, vorgesehen auf vier Runden, doch war´s diesmal nichts Neues, Abbruch nach einsetzendem Regen in Runde drei und Wertung des Rennens nach zwei Runden.
Den Siegerkranz erhielt der Nordire Alistair Seeley (Suzuki), Zweiter wurde Landsmann Ryan Farquhar auf Kawasaki vor dem Schotten Keith Amor auf Honda.
Als die Superbikes das zweite Mal am Start standen, diesmal zum Hauptrennen „NW200-Superbike“, schüttete es aus Kannen und stürmte. Zusätzlich war die Strecke auf einigen Teilen fast trocken und anderswo sehr nass. Einige Teamchefs fuhren eine Besichtigungsrunde und beschlossen daraufhin den Startverzicht. Rennleiter Mervyn White sah es eben so und sagte das Hauptrennen, wie auch das zweite Rennen der Supersport 600 ab.
Somit hatte Rico Penzkofer nur die Möglichkeit gehabt in einem Rennen sein North-West-200-Debüt zu geben. Schade! Alles in allem war die Veranstaltung den Organisatoren in diesem Jahr durch die schwierigen Wetterverhältnisse ziemlich aus den Fingern geglitten, anders als man es aus den vergangenen Jahren gewohnt war.