Mit einem neuen Konzept ging die „German Speedweek“ in ihr elftes Jahr. Erstmals seit der Premiere 1998 wurde am Samstagabend ein Acht-Stunden-Rennen ausgetragen. Der Sonntag war den Piloten Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft vorbehalten, die ihr vorletztes Rennwochenende der aktuellen Saison abhielten. Die Titelfavoriten Arne Tode (Supersport) und Martin Bauer (Superbike) hatten die Chance schon vorzeitig den Meisterschaftsgewinn sicherzustellen. Dagegen geht es im Titelkampf bei den Seitenwagen und den Rennmaschinen bis 125 ccm denkbar knapp zu.
IDM Superbike:
„Startampel rot“ hieß es für die Superbiker am Sonntag vor ihrem ersten Rennlauf in der Motorsport-Arena. Grund war einsetzender Regen, pünktlich zur Startaufstellung. Reifen wechseln oder mit Slicks ein nicht einschätzbares Risiko eingehen. Die Teams hatten eine schwere Entscheidung zu treffen, wie sie das auf 16 Runden verkürzte Wet-race in Angriff nehmen sollten, denn es war nur ein kurzer Schauer, der für die Aufregung sorgte und die Strecke trocknete schnell wieder ab. Dass sich Meisterschaftsleader Martin Bauer auf seiner Honda nur als Siebenter qualifizierte und Konkurrent Jörg Teuchert von der Pole-Position aus in den Lauf starten durfte, sorgte für zusätzliche Spannung. Werner Daemen, der in der Gesamtwertung den dritten Rang inne hatte, musste dagegen seine Suzuki schon in der Einführungsrunde mit technischem Defekt abstellen.
Den aussichtsreichen zweiten Startplatz konnte der Belgier dadurch gar nicht erst einnehmen.
Nach dem Start fanden die beiden Dauerrivalen Teuchert und Bauer schnell an der Spitze des Feldes zusammen und diktierten das Tempo. Die Suzuki-Piloten Andi Meklau und Roman Stamm konnten die Pace bis zur Rennhälfte mitgehen, mussten dann aber abreißen lassen. Erstaunlicherweise war es der Franzose Gwen Giabbani, der auf der giftgrünen Kawasaki mit einer Reihe von schnellsten Rennrunden den Führenden Jörg Teuchert vor sich her jagte. Der behielt jedoch die Nerven und sicherte sich den Laufsieg trotz einiger Probleme. „Ich verlor Öl und hatte Mühe mich mit dem ölverschmierten linken Stiefel auf der Fußraste zu halten.“ Martin Bauer reichte der dritte Platz, um den Franke im Kampf um den IDM-Superbike-Titel weiterhin auf Abstand zu halten. „In den letzten Runden bemerkte ich Öl auf meinem Visier und nahm etwas Tempo raus, weil ich nicht wusste woher es kam“ so Bauer nach dem Rennen.
Eine starke Vorstellung zeigte auch Nina Prinz. Die schnelle Yamaha-Pilotin überquerte die Ziellinie als zehnte, vor dem Eisenacher Mattias von Hammerstein, der als 14. in die Punkte fuhr. Nur knapp konnte er dabei seinen Teamkollegen Michael Schumacher hinter sich halten, der mit dem 15. Platz sein bisher bestes Ergebnis einfuhr.
Im zweiten Lauf erwartete die Fahrer eine komplett nasse Piste. Regenspezialist Jörg Teuchert fand damit die besten Bedingungen vor und münzte seine Pole-Position in einen Start-Ziel-Sieg um. Roman Stamm auf seiner Suzuki konnte den Abstand zwar kurzzeitig bis auf 1,5 Sekunden reduzieren, blieb aber in der Schlussphase deutlich über Teucherts Rundenzeiten. „Ich hab´ heute was riskiert“ kommentierte der Schweizer in der Pressekonferenz seine famose Aufholjagd.
Platz drei sicherte sich überraschend der Ungar Gabor Rizmayer, der damit zum ersten Mal das IDM-Podest bestieg.
Beim Meisterschaftsfinale in Hockenheim wird das Duell Bauer-Teuchert seinen Höhepunkt finden. Nur noch 17 Zähler liegt Yamaha-Pilot Teuchert nun hinter dem Titelverteidiger, der in Oschersleben 24 Punkte verlor.
Georg Fröhlich brachte die MV Agusta nach den desaströsen Ausfällen in Schleiz endlich wieder einmal ins Ziel. Der 20jährige behielt im Regen des zweiten Laufes die Nerven und fuhr auf den zwölften Platz, sein bisher bestes IDM-Superbike-Resultat. Im ersten Rennen landete der Wechselburger auf Rang zwanzig.
Didier Grams (Limbach-Oberfrohna) kam auf den Plätzen 16 und 11 an.
IDM Supersport:
Mit dem Sieg im Samstagsrennen und einem dritten Platz im zweiten Lauf sicherte sich Arne Tode aus Glauchau seinen zweiten IDM-Supersport-Titel nach 2006.
Am Sonntag machten den Fahrern die regnerischen Wetterbedingungen das Leben schwer. Rico Penzkofer ergriff vom Start weg die Offensive und setzte sich an die Spitze des Feldes. Der Böhlener konnte sich von den Verfolgern leicht absetzen, Suzuki-Pilot Herbert Kaufmann klebte jedoch förmlich am Penzkofers Hinterrad. Gegen Rennende konnte sich der Routinier an vorbeischieben und fuhr zum Sieg. „Ich hab´ versucht an ihm dran zu bleiben, aber Herbert ist heute einen wirklich guten Strich gefahren“ erkannte „Penz“ seine Niederlage an.
Davon unbeeindruckt hielt sich Arne Tode auf der dritten Position. „Ich habe versucht mich heute auf das wesentliche zu konzentrieren, es war sehr schwer das Motorrad unter Kontrolle zu halten“ kommentierte der frisch gebackene Meister sein Rennen.
Für den Hohenstein-Ernstthaler Rigo Richter war es ein durchwachsenes Rennwochenende. Nach den Top-Ten-Platzierungen am Schleizer Dreieck reichte es nur zu den Plätzen 12 und 14. Besonders im sonntäglichen Regenrennen kämpfte der Brillenträger mit Problemen. „Beim Rausbeschleunigen drehte das Hinterrad ständig durch. Auch für das Vorderrad hatte ich kein richtiges Gefühl“, erklärte Richter.
IDM 125:
Marcel Schrötter qualifizierte sich einmal mehr auf der Pole-Position bei den 125ern. Im Rennen konnte sich der Bayer jedoch nur drei Runden lang im Sattel seiner Honda halten und stürzte bei einsetzendem Regen. Nach zahlreichen weiteren Stürzen entschied sich die Rennleitung für den Abbruch des Rennens.
Den Neustart durfte Schrötter mit der reparierten Maschine vom ersten Startplatz anführen, denn der Restart erfolgte nach der Wertung in Runde zwei. Auf der völlig nassen und äußerst rutschigen Strecke musste man sich nun schnell mit den Bedingungen vertraut machen, um in der Addition der Läufe die Nase vorn zu haben.
Marcel Schrötter behielt den Überblick und blieb im zweiten Teil des von vielen Stürzen geprägten Rennens vor dem Holländer Litjens. Der Vorsprung aus dem ersten Teil des Rennens reichte dem Pflugdorfer, der sich in den letzten Runden nur an Litjens´ Hinterrad zu klemmen brauchte, mit einer Sekunde zum Sieg.
Der Holländer gab sich nach dem Rennen frustriert. „Irgendwas ist hier falsch gelaufen, mit dem Abbruch beim ersten Teil“, machte er seinem Unmut Luft. Zwar ging die Meisterschaftsführung mit dem Oscherslebener Rennen an Schrötter, doch mit nur zwei Punkten Rückstand dürfte Litjens noch beste Chancen auf den Titel.
Im schwierigen Regenrennen glänzte Daniel Puffe (Schleiz) mit dem siebenten Platz.
IDM Sidecar:
Eine heiße Angelegenheit war auch das Rennen der Seitenwagen auf dem nassen Geläuf. Am besten meisterte das Mike Roscher, der sich für die Speedweek den Schweizer Adolf Hänni ins Boot holte. „André hat sich während dem Rennen in Schleiz zwei Halswirbel ausgerenkt, deshalb mussten wir auch das Rennen beenden.“, gab Roscher den Grund für den Wechsel an. Zwanzig Sekunden hinter dem deutsch-schweizerischen Gespann kamen die Österreicher Michael und Bernd Grabmüller ins Ziel, gefolgt von Schröder/Burkard.
Ein Rennen zum vergessen erlebten die Meisterschaftsführenden Hock/Becker. Von Platz drei gestartet erwischte das hessisch-sachsen-anhaltinische Duo einen miserablen Start und musste sich nach einem Ausrutscher mit dem zehnten Rang begnügen.
Erstaunlich schnell war Eckart Rösinger auf dem kleinen Formel-2-Gespann. Zusammen mit Bastian Born trieb er die Baker-Suzuki zwischenzeitlich auf dem sechsten Platz herum! Auf Auf abtrocknender Strecke machte sich jedoch zunehmend der Leistungsnachteil von 400 ccm bemerkbar. Am Ende reichte es zum zwölften Platz.
Uwe Göttlich und Johannes Koloska waren nach Getriebeproblemen in Schleiz wieder in voller Fahrt unterwegs – Platz fünf das Ergebnis.
Die Meisterschaft ist vor dem Saisonfinale am 7. September so spannend wie in keiner anderen IDM-Klasse. Hainbucher/Adelsberger, in Oschersleben Sechste, führen mit 107 Zählern, es folgen Hock/Becker (106) und Schröder/Burkard. Auch Grabmüller/Grabmüller und Kornas/Kölsch haben noch Chancen.
Endurance-WM:
In diesem Jahr wurde der Langstrecken-Weltmeisterschaftslauf in Oschersleben zum ersten Mal als Acht-Stunden-Rennen ausgetragen. Das Suzuki-Werksteam, die Sieger der letzten Jahre, waren auch diesmal in der klaren Favoritenrolle. Vincent Philippe, Matthieu Lagrive und Julien da Costa ließen keine Zweifel aufkommen und fuhren von der Pole-Position aus allen davon. Ein Sturz verhinderte jedoch den neuerlichen Triumph. Kawasaki France fuhr schließlich mit Ivan Silva Alberola, Julian Mazuecos und Erwan Nigon zum Sieg. Zweiter wurde Yamaha Austria mit TT-Sieger Steve Plater, Igor Jerman und Steve Martin.
Trotz des Zwischenfalls reichte es für die Werksmannschaft von Suzuki noch zum Sprung auf das Podest. Knapp verwies man Phase One auf den vierten Rang.
Mit Platz acht schnitt das deutsche RMT 21 Team gut ab. Die Fahrer Matti Seidel (Drebach) und Tomas Mikskovsky fuhren die acht Stunden zu zweit.