TT 2019: Triumph und Tragödie am ersten Renntag

Mit zwei Tagen Verspätung konnten die Rennen zur Tourist Trophy auf der Isle of Man endlich beginnen. An neue Rekorde war nicht zu denken, denn an gerade einmal einem Tag konnte ein reguläres Training stattfinden. Zusätzlich wurden zwei weitere Trainingssitzungen an den vergangenen beiden Sonntagen eingeschoben, so dass alle Teilnehmer ihre Mindestanzahl an Qualifikationsrunden drehen konnten. Gerade für die TT-Neulinge ist dies eine schwierige Situation, in der es nur vernünftig ist das Rennen als zusätzliche Trainingsrunden zu betrachten.

Davon sollten die Fahrer des ursprünglich auf sechs Runden angesetzten Superbike-Rennens von vornherein weniger bekommen. Auf vier Rennrunden und damit nur einen Boxenstopp war die Renndistanz im eng gestrickten Zeitplan gekürzt worden. Aufgrund der geringen Trainingszeit und Problemen mit seinem Superbike setzte Peter Hickman für das Rennen auf sein Superstock-Motorrad mit modifizierter Vorderradgabel und Hinterradschwinge aus dem Superbike. Mit dieser Kombination gelang es ihm in der zweiten Runde über den Snaefell Mountain bis zum Start-und-Ziel in Douglas die Führung von Kawasaki-Pilot Dean Harrison zurückzuerobern. Auf einem soliden dritten Platz liegend steuerte Manxman Conor Cummins auf der Padgetts-Honda die Box an. Für Norton-Pilot und Mountain-Course-Legende John McGuinness war das Rennen da schon nach Öldruckproblemen beendet.

Conor Cummins auf dem Weg zu einem weiteren Podiumsplatz bei seinem Heimrennen.

Kurz nachdem die Führenden die erste Zwischenzeitmessung bei Glen Helen auf ihrer dritten Runde passiert hatten musste das Rennen abgebrochen werden. Die Reihenfolge nach der zweiten Rennrunde wurde zum Rennergebnis und Peter Hickman zum Sieger erklärt. Es war der dritte Sieg des Briten bei der Tourist Trophy, ein Sieg bei dem keine Freude aufkommen wollte.

Peter Hickman auf der „Hybrid“-BMW aus Superstock- und Superbike.

Grund für den Abbruch war ein Sturz des Penz13.com-BMW-Fahrers Daley Mathison, nachdem dieser seinen einzigen Boxenstopp absolviert hatte. Nach etwa vier Kilometern kam der 27jährige zwischen den Ortschaften Braddan und Union Mills, im Streckenabschnitt Snugborough, von der Strecke ab und zog sich tödliche Verletzungen zu. Mathison konnte die TT Zero insgesamt dreimal auf dem Siegerpodest beenden. Im vergangenen Jahr startete er auch beim IRRC-Finale in Frohburg. 2019 wollte er mit dem Team Penz13.com die gesamte Meisterschaft bestreiten und belegte im ersten Rennen des Saisonauftakts in Hengelo einen fünften Platz.

Hinter Hickman, Harrison und Cummins lagen zum Zeitpunkt des Abbruchs James Hillier (Kawasaki), Michael Rutter (Honda) und Michael Dunlop (BMW) auf den Plätzen vier bis sechs.

Das Rennen der Seitenwagen lief über die volle Distanz von drei Runden. Die Birchall-Brüder hielten sich im Training noch dezent zurück, im Rennen ließen sie ihre ärgsten Konkurrenten John Holden und Lee Cain nicht einmal in ihre Nähe kommen. Mit neuem Rennrekord sicherten sich die amtierenden Weltmeister ihren sechsten TT-Sieg in Folge. Um fast 50 Sekunden mussten sich Holden/Cain schließlich Ben und Tom Birchall geschlagen geben, weitere 28 Sekunden zurück folgten Alan Founds und Jake Lowther auf dem dritten Platz.

Ben und Tom Birchall auf dem Weg zum Sieg.

Mit Reeves/Wilkes und Molyneux/Payne waren zwei Podestanwärter bereits wenige Kilometer nach dem Start ausgefallen. Hinter Peter Founds und Jevan Walmsley auf Platz vier wurden die TT-Neulinge Ryan und Callum Crowe Fünfte. Die Brüder von der Isle of Man sind die Söhne von Nick Crowe, der zwischen 2005 und 2008 fünf TT-Rennen gewann und seine Karriere nach einem schweren Unfall im Jahr 2009 beenden musste. Die Leistung der Crowe-Brüder ist umso erstaunlicher, da sie nur zwei Trainingsrunden fuhren und das Rennen überhaupt erst die Runden drei, vier und fünf des Nachwuchsduos auf dem TT-Kurs waren.

Nach den Dreiradartisten waren wieder die Solomotorräder an der Reihe. Zuerst für einige Trainingsrunden in den Klassen Lightwight und TT Zero, danach für das erste Supersport-Rennen. Im Lightwight-Training stürzte Derek McGee, einer der Favoriten in dieser Klasse, im Streckenabschnitt Greeba Castle und zog sich schwere Beinverletzungen zu. Schnellster des Lightwight-Trainings war einmal mehr Jamie Coward (Kawasaki) vor Michael Dunlop auf der Paton.

Das erste Supersport-Rennen war über die volle Distanz von vier Runden angesetzt. Zunächst gab James Hillier (Kawasaki) das Tempo vor, doch Supersport-Spezialist Lee Johnston, der mit seiner Yamaha auch in der Britischen Meisterschaft ganz vorn mitmischt, ging noch vor Ende der ersten Runde in Führung. In der zweiten Runde legte Hillier wieder zu und konnte den Abstand zu Johnston auf unter eine Sekunde reduzieren.

James Hillier

Gerade als der alles entscheidende Boxenstopp anstand, fielen über dem Westen der Insel die ersten Regentropfen, so dass sich Rennleiter Gary Thompson dazu entschloss, das Rennen nach zwei Runden vorzeitig mit der karrierten Flagge zu beenden.

So siegte Lee Johnston 3,6 Sekunden vor James Hillier und Peter Hickman (Triumph), der weitere 1,3 Sekunden zurück auf dem dritten Platz ins Ziel kam. Dean Harrison (Kawasaki) und Michael Dunlop (Honda) verpassten das Podest auf den Plätzen vier und fünf.

Für Lee Johnston war es der erste TT-Sieg überhaupt und auch darüber hinaus ein besonders emotionales Erlebnis. Der kleine Nordire hatte seinen Vater, Fan und Förderer 2016 nach einer Krebserkrankung verloren. Im vergangenen Jahr schien sich mit einem Vertrag im Honda-Werksteam endlich der große Durchbruch anzubahnen, doch die Ergebnisse blieben wohl auch wegen des konzeptionell veralteten Maschinenmaterials aus. In diesem Jahr spannte Johnston wieder mit alten Bekannten und Freunden zusammen und gründete sein eigenes Ashcourt Racing Team, wo er vom Aufbau der Motorräder bis zur Vermarktung wieder alles selbst in der Hand hat. Auch deshalb war es ein Sieg, der nicht nur auf der Strecke errungen wurde.

Aus deutschsprachiger Sicht belegten Horst Saiger (Yamaha) Platz 19, Julian Trummer (Honda) Platz 26 und der als TT-Newcomer mit wenig Training gestartete David Datzer (Suzuki) Platz 48.

Da sich die Wettervorhersage für den heutigen Dienstag mit Regenfällen und einer sehr niedrigen Wolkendecke bewahrheitete, wurden sämtliche Rennen und Trainings einmal mehr abgesagt. Die Zeichen stehen jedoch gut, dass ab dem Mittwochnachmittag sowie am Donnerstag und Fretag gefahren werden kann.

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