Übergewichtige Favoriten in Oschersleben schwach

Gleich kracht´s: Gené und Monteiro nehmen Larini im Chevrolet in die Zange

Das letzte Saisondrittel der Tourenwagen-Weltmeisterschaft wird traditionell in Oschersleben eingeläutet. Seit 2005 entführte Andy Priaulx die Meistertrophäe jedes Jahr auf die britische Kanalinsel Guernsey. Seit der Einführung des Seat-Leon-TDI mit Dieselmotor vor gut einem Jahr muss sich der 34jährige starker Konkurrenz erwehren.
2007 war es, als Yvan Muller im Seat Leon TDI den historischen ersten Selbstzünder-Sieg in der WM feierte und eben dieser Yvan Muller liegt mit seinen Markenkollegen Gabriele Tarquini und Rickard Rydell in der Punktetabelle vorn. In Oschersleben musste man jedoch erheblichen Ballast mit sich herumschleppen. Die vielen Erfolge in den vorangegangenen Rennen sorgten in Form von Strafgewichten für reichlich Spannung. Die Außenseiter nutzten ihre Chance und holten auch in der WM-Tabelle auf.

FIA WTCC:
Die Magdeburger Börde war in den letzten Jahren fest in den Händen von BMW. Mit ihren heckgetriebenen Fahrzeugen stahlen die Bayern ihren Konkurrenten regelmäßig die Show. Nach dem Qualifying stellte sich allerdings Ernüchterung ein. Bester BMW war Augusto Farfus auf Startplatz fünf. Der Schnitzer-Pilot profitierte dabei noch von einer Strafe gegen Tom Coronel, dem die viertbeste Trainingszeit gestrichen wurde.

Zeigte in Oschersleben keine Nerven und siegte in Lauf eins – Augusto Farfus

An der Spitze setzte sich überraschend Robert Huff im Chevrolet Lacetti durch. In 1:35,675 setzte der Brite die beste Zeit, fast zwei Zehntelsekunden vor den Diesel-Fahrern Gabriele Tarquini und Tiago Monteiro.
Eine weitere Überraschung gab es in der Independents-Trophy zu vermelden. Der Kroate Marin Colak, der aufgrund seiner Leistungen im Seat-Leon-Eurocup von Spaniern eine „Wildcard“ für das Rennen in Oschersleben erhielt, stellte seinen Seat Leon mit Ottomotor auf den achtzehnten Startplatz. Damit war Colak drittbester Privat-Fahrer und ließ eine Reihe Stammfahrer hinter sich.

Fannähe, wie hier bei der Autogrammstunde, wird in der Tourenwagen-WM groß geschrieben

Der Start zum ersten Lauf erfolgt seit dieser Saison fliegend. Mit der engen Startkurve in Oschersleben waren Kolissionen schon so gut wie vorprogrammiert. Der Brasilianer Augusto Farfus nutzte das Startgetümmel und schob sich an die Spitze des Feldes. Schnell konnte er mehr als zwei Sekunden Vorsprung auf Tarquini und die beiden Chevrolet-Piloten Huff und Menu herausfahren. Hinter ihm raufte man sich um die Positionen. Die Chevys gingen am Diesel-Leon von Tarquini vorbei, der mit viel Zusatzgewicht an Bord immer weiter zurückfiel. Augusto Farfus war da bereits auf und davon und konnte den Sieg nur noch durch einen eigenen Fahrfehler verhindern.
Weltmeister Andy Priaulx, nur als Achter qualifiziert, hielt sich auf dieser Position und spekulierte wohl auf die Pole-Position in Lauf zwei. In Runde sieben wollte der Brite einen Fehler vom vor ihm fahrenden Gabriele Tarquini ausnutzen, der schoss Priaulx dabei ab. Null Punkte für den sichtlich verärgerten Abo-Weltmeister und eine schlechte Startposition für Lauf zwei waren die Folge.

Porteiro, Coronel und Huff im Kampf um den Laufsieg in Rennen zwei

Während das Gerangel im Mittelfeld weiter ging waren die Podestplatzierungen ausgefochten. Farfus, Huff und Menu hatten sich erfolgreich gegen die Seat durchgesetzt. Für das BMW-Team Germany war es der erhoffte Heimsieg, wenn auch mit einem bitteren Beigeschmack. Farfus´ Teamkollege Jörg Müller musste sein Heimrennen mit kaputter Aufhängung frühzeitig beenden und verpasste im zweiten Lauf knapp die Punkte.
Stefano D´Aste ging als Gewinner der Independents-Trophy über die Linie. Marin Colak verlor in der letzten Runde noch den dreizehnten Platz an Wiechers-Pilot Olivier Tielemans und damit auch den dritten Platz in der Privatfahrer-Wertung.

Sinnbild des Rennwochenendes für Seat. Rydell und Teamkollege Yvan Muller plagten sich mit Zusatzgewicht außerhalb der Top-5

Zweiter Lauf, und schon am Start ging es wieder rund. Diesmal erwischte Felix Porteiro im BMW von der Pole-Position aus den besten Start, Markenkollege Augusto Farfus musste im Starteck in das Kiesbett ausweichen. Tom Coronel hielt im Seat-Leon-Benziner überraschend den zweiten Platz und machte sich mit schnellen Rundenzeiten auf die Verfolgung.
Andy Priaulx, von weit hinten gestartet, fuhr mit viel Wut im Bauch und tauchte schon nach fünf Runden in den Punkten auf. Auch „Gustl“ Farfus war gut unterwegs, allerdings steckte der Sieger des ersten Laufes hinter Jordi Gené fest.
Im Kampf um den Laufsieg zeichnete sich ein Dreikampf der Marken BMW, Seat und Chevrolet ab. Porteiro, Coronel und Huff waren nur durch wenige Hundertstelsekunden getrennt, sparten sich aber unüberlegte Aktionen und so blieb diese Reihenfolge bis zum Ziel erhalten. Auch Seat-Pilot Jordi Gené verteidigte seinen vierten Platz erfolgreich mit Händen und Füßen gegen die BMW-Meute. Priaulx, Farfus und Independents-Sieger Sergio Hernandez suchten vergebens einen Weg vorbei am Spanier.

Russische Bären in der Magdeburger Börde – Lada ist wieder im Motorsport aktiv

Die Gesamtwertung der Weltmeisterschaft schob sich in Oschersleben weiter zusammen. Spitzenreiter Yvan Muller konnte nur einen Punkt einfahren und liegt nun mit 66 Punkten zwei Zähler vor Teamkollege Gabriele Tarquini, der in der Börde komplett leer ausging. Andy Priaulx hält mit 53 Zählern die dritte Position, dicht gefolgt von Rydell, Huff und Porteiro, die bis zum Finale in Macau alle noch realistische Meisterschaftschancen besitzen.
„Ich hoffe die WM in den Top-5 beenden zu können.“ relativiert Felix Porteiro den Tabellenstand nach dem Laufsieg.

ADAC Procar:
Einen ihrer Saisonhöhepunkte hielt die ADAC-Procar-Serie in Oschersleben ab. Neben dem Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife sind die beiden Läufe im Rahmen der WTCC durchaus etwas Besonderes für die zweite Liga des deutschen Tourenwagensports.
Der Schweizer Peter Rikli überraschte im Qualifying mit der besten Zeit. In seinem weiterentwickelten Honda Accord distanzierte er die BMW-Konkurrenz aus dem Hause Engstler knapp. Stefan Neuberger und Jack Lemvard (Thailand) starteten damit aus den Positionen zwei und drei.
Eine Premiere feierte der Eigenregie entwickelte Toyota Auris von Philip Geipel. Für den Leubnitzer reichte es zum fünften Startplatz, hinter Bruder Charlie, der den „alten“ Toyota Corolla übernahm.

Procar-Sieger Jack Lemvard führte den Engstler-BMW zum Dopppelerfolg

Im ersten Rennen bließen die Engstler-BMW dann schon früh zum Angriff auf Peter Rikli, der aus der Pole-Position zunächst auch die Führung übernahm. Den Versuch sich gegen die Heckangetriebenen Bayern zu wehren bezahlte Rikli mit einer havarierten Frontpartie am Honda Accord. Das Fahrzeug lag damit nicht mehr optimal und der Schweizer musste Charlie Geipel und Wolfgang Treml den Vortritt lassen.
Vorn machte Jack Lemvard bei seinem Gastspiel den Sieg klar, Stefan Neuberger folgte mit einer Sekunde Abstand. Charlie Geipel durfte sich mit Platz drei über seine erste Podestplatzierung freuen, während Bruder Philip noch mit Kinderkrankheiten am Toyota Auris kämpfte und sein Rennen in der Box beendete.

Charlie Geipel gab im Toyota Corolla einen vielversprechenden Einstand in der Division 1

Auch im zweiten Lauf ließ der amtierende asiatische Tourenwagenmeister Lemvard keine Zweifel aufkommen und fuhr souverän zum Sieg. Wie schon im ersten Rennen komplettierten Neuberger und Charlie Geipel das Podest.
Philip Geipel sorgte mit dem sechsten Platz für die erste Zielankunft des nagelneuen Toyota-Modells. Den Punkteverlust wird der Vogtländer dabei verkraften können, denn bei noch drei ausstehenden Rennwochenenden liegt er mit 37 Punkten Vorsprung auf Jens-Guido Weimann souverän in Führung. Mercedes-Pilot Weimann kämpfte wie schon so oft in dieser Saison mit Problemen am C200. Heftige Probleme über das gesamte Wochenende hinweg und keine Punkte lassen seine Titelchancen nur noch theoretisch erscheinen.

Packenden Tourenwagensport gab es auch im Rahmenprogramm. Harte Positionskämpfe und viel Lackaustausch zeigten der Seat-Leon-Eurocup und die Formula Master. Für Show und Unterhaltung sorgte auch die Mini-Challenge, wo der Hohenstein-Ernstthaler Steve Kirsch die Plätze 11 und 13 einfuhr.

Die Fans brachten es mal wieder auf den Punkt
Steve Kirsch scheiterte knapp an einer Top-10-Platzierung bei den Minis

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