In der Woche vor dem automobilen Höhepunkt auf dem Sachsenring wurde der ADAC als Ausrichter des Motorrad-Grand-Prix von Deutschland bestätigt. Ein Paukenschlag, denn der bisherige Ausrichter, die SRM GmbH (Sachsenring-Rennstrecken-Management), ist damit aus dem Rennen.
Der Grand Prix wird also zukünftig wieder von Deutschlands größtem Automobil-Club ausgerichtet, so wie auch das ADAC GT Masters. Das Automobilwochenende auf der sächsischen Berg-und-Talbahn gehört zu den beliebtesten Veranstaltungen der Serie. 20.000 Besucher sahen an den beiden Renntagen jeweils einen Lauf zum GT Masters, ADAC TCR Germany, Porsche Carrera Cup und Spezial Tourenwagen Trophy.
ADAC GT Masters
Schon im Training überraschte Sportwagen-Weltmeister Timo Bernhard mit der schnellsten Zeit. Eine Überraschung deshalb, weil der Porsche auf dem Sachsenring in den vergangenen Jahren wegen seines Heckmotors nicht zu den Schnellsten gehörte. Bei der technischen Nachuntersuchung wurde ein Klebeband im Heckbereich gefunden, welches in Verdacht geriet nicht reglementskonform zu sein. Noch in der Startaufstellung wurde der 911er des Team Bernhard dann nachträglich auf den ersten Startplatz geschoben. Man durfte unter Vorbehalt starten. Der Audi R8 der Brüder Sheldon und Kelvin van der Linde ging daneben vom zweiten Platz aus ins Rennen.
Der Start begann mit einer kleinen Verzögerung. Auf dem Weg in die erste Kurve wird am Sachsenring immer besonders eng und so zeigten einige Fahrer wenig Disziplin. Nach einer weiteren Formationsrunde ging es dann los, doch das erste Safety-Car ließ nicht lange auf sich warten. Ausgerechnet der Leipziger Marvin Kirchhöfer in der Callaway Corvette schob den Plauener Philip Geipel in der zweiten Runde aus dem Rennen. Kirchhöfer konnte zwar weiterfahren, doch für Geipel war das Rennen damit beendet. Außerdem wurde auch der Mercedes der Titelaspiranten Markus Pommer und Maximilian Götz bei dem Zwischenfall aus dem Rennen befördert. Kirchhöfer, der sich ebenfalls noch Hoffnungen auf die Meisterschaft machen kann, zog sich einen Schaden am Fahrzeug zu und musste das Rennen aufgeben.
Vorn hatte Timo Bernhard das Rennen auch nach einer weiteren Safety-Car-Phase im Griff. Der Teamchef und Fahrer in Personalunion hatte etwas gefunden, das den Porsche auf dem Sachsenring konkurrenzfähig machte, mit oder ohne Klebeband, welches wohl keinen Einfluss auf die Performance gehabt hatte. Auch nach der Übergabe an seinen Teamkollegen Kevin Erstré lag der Porsche mit der Nummer 17 in Führung.
Estré überquerte die Ziellinie als Erster, doch der Sieg bleibt bis zu einer Entscheidung zur technischen Nachüberprüfung im Qualifying vorläufig. Sollte es zu einer Disqualifikation kommen, dann würden Sheldon und Kelvin van der Linde den Sieg und die volle Punktzahl erben. Auf dem dritten Platz landeten sensationell Nicolai Sylvest und Kim-Luis Schramm im Zakspeed-Mercedes AMG GT3. Das dänisch-deutsche Duo hatte in der Saison 2018 noch keinen einzigen Punkt einfahren können, doch am Sachsenring reichte es für einen Podestplatz.
Für den Sonntag hatte Klaus Bachler den zweiten Bernhard-Porsche auf die Pole Position gestellt. Man scheint also wirklich etwas gefunden zu haben, was den Porsche auf der kurvigen Strecke konkurrenzfähig macht. Ihm im Nacken saßen die beiden HTP-Mambas von Pommer/Götz und Dontje/Buhk im Schlangen-Design, sowie Markus Winkelhock im Mücke-Audi.
Der Start erfolgte, wie schon am Samstag, erst im zweiten Anlauf. Es sollte aber nicht lange gut gehen. In der ersten Kurve begann das Rodeo. Maximilian Götz musste den HTP-Mercedes nach Berührung mit Kelvin van der Linde mit Reifenschaden abstellen und mehrere Wagen, darunter auch Winkelhock, waren ebenfalls auf der Strecke gestrandet. Das Rennen musste mit der roten Flagge abgebrochen, um die Wagen zu bergen und die verschmutzte Strecke zu reinigen.
Nach dem Neustart blieb es zunächst ruhig, bis das Safety-Car wegen des MRS-BMW einmal mehr ausrücken musste. Jens Klingmann musste den Wagen mit deutlichen Rauchzeichen im Omega abstellen. Nach der erneuten Startfreigabe herrschte Rushhour in der Boxengasse, denn ein Großteil des Startfeldes kam gleich zum Boxenstopp. Bei der Ausfahrt aus der Boxengasse kollidierten Maro Engel und Luca Ludwig im Ferrari. Es hatten noch nicht alle Teams ihren Pflichtstopp absolviert, da schickte Indy Dontje wenige Meter vom gestrandeten Ferrari entfernt Mirko Bortolotti ins Aus.
Dieser Einsatz des Führungsfahrzeugs sollte noch für viel Wirbel sorgen, denn da einige Fahrzeuge gerade die Box anfuhren war nicht klar, wer aktuell führte. So kam es, dass beiden Audi des Teams EFP by TECE sowie der Aust-Audi von Remo Lips und Maximilian Hackländer nun vor dem Porsche von Klaus Bachler und Adrien de Leener lagen. Nach zahlreichen Runden hinter dem Safety-Car und einem gescheiterten Versuch den Führenden einzufangen, war dann die richtige Reihenfolge wieder hergestellt. Elia Erhart führte vor Teamkollege Florian Spengler, dessen Teamkollege Dries Vanthoor sich im Startchaos gedreht hatte und ganz an das Ende des Feldes zurückfiel. Auch Hackländer war in das Startchaos verwickelt und musste sich ganz hinten anstellen, jetzt waren die Audi-Teams plötzlich ganz vorn zu finden.
Vom 26. Startplatz hatte Pierre Kaffer das Rennen in Angriff genommen, bevor er den Wagen an Elia Erhart übergeben hatte. Hinter den drei Glücklichen sammelten sich Adrien de Leener, Jeffrey Schmidt (Mücke-Audi), Sheldon van der Linde (Land-Audi), Robert Renauer (Herberth-Porsche).
Amateurfahrer Remo Lips machte beim Restart keine gute Figur und eine Berührung zwischen de Leener und Schmidt, bei der de Leener, bei der der Belgier ins Kiesbett rollte, sorgte für den nächsten Einsatz des Führungsfahrzeugs. In den verbleibenden 12 Minuten galt es für die beiden EFP by TECE-Audi die Doppelführung zu verteidigen. Besonders gegen den immer stärker aufkommenden Sheldon van der Linde. Zuerst verabschiedete sich Florian Spengler vom zweiten Platz aus ins Kiesbett – mit Getriebeproblemen, wie sich später herausstellen sollte. Dann setzte sich van der Linde am Queckenberg mit einem starken Manöver an Jeffrey Schmidt vorbei auf den zweiten Platz.
Zwischenzeitlich musste Claudia Hürtgen die Corvette am Queckenberg nach einer leichten Leitplankenberührung abstellen. Elia Erhart, der vorn von Sheldon van der Linde stark bedrängt wurde, fuhr taktisch geschickt. Am Queckenberg wurden wegen Hürtgens Fahrzeug gelbe Flaggen geschwenkt und so viel für van der Linde ein wichtiger Punkt zum Überholen weg. Immer wieder zeigte sich der Südafrikaner im Rückspiegel des Außenseiters und an der EFP-Box schwitzte man, ob Erhart den Sensationscoup nach Hause fahren würde. Es blieb bis zum Schluss fair und Erhart fuhr den Sieg souverän nach Hause. Hinter van der Linde und Schmidt auf den Plätzen zwei und drei folgte Robert Renauer, der zusammen mit Teamkollege Mathieu Jaminet als Meisterschaftsführender zum Saisonfinale nach Hockenheim reist. Fünfter wurden die Sieger vom Vortag, Timo Bernhard und Kevin Estré, die am Sonntag mit 30 Kilogramm Erfolgsbalast am Start waren.
Auch noch mit Meisterschaftschancen in 14 Tagen: Daniel Keilwitz und Marvin Kirchhöfer, die nach dem unglücklichen Zwiscchenfall am Samstag mit dem siebenten Platz am Sonntag noch wichtige Punkte mitnahmen.
ADAC TCR Germany
Mitten in der Saison wechselte das Team Engstler von VW auf den auch in der WTCR erfolgreichen Hyundai i30. In Zandvoort gelang Luca Engstler der erste Sieg im neuen Wagen und auch am Sachsenring war der Sprössling von Tourenwagen-Altmeister Franz Engstler gleich wieder ganz vorn zu finden. Ihm folgte Mike Halder im Honda Civic vom Fugel Team, das am Sachsenring sein Heimspiel hatte. Ebenfalls Heimspiel hatte Steve Kirsch um Renault Megane, doch die Technik machte ihm einmal mehr in dieser Saison einen Strich durch die Rechnung. Sowohl am Freitag, wo Kirsch auch kurz neben der Strecke landete, als auch am Samstag und am Sonntag waren nicht mehr als ein paar Runden drin, dann musste der Hohenstein-Ernstthaler wieder die Box ansteuern.
Wie nicht anders zu erwarten, endete die erste Runde mit einer Safety-Car-Phase, denn gleich drei der 29 Fahrzeuge waren wenige Meter nach dem Start gestrandet. Luca Engstler konnte sich nach dem Restart vorn absetzen. Insgesamt dreimal musste sich Engstler nach diversen Safety-Car-Einsätzen durchsetzen, dann durfte sich der ehemalige Formel-4-Pilot als Sieger feiern lassen. Mike Halder und Harald Proczyk (Opel Astra) komplettierten das Podest.
Am Sonntag stand der als Meisterschaftsführender angereiste Niels Langeveld auf der Pole Position. Neben dem Audi-Pilot aus Holland nahm Michelle Halder Aufstellung, die am Vortag mit Platz fünf als beste Juniorin glänzte.
Auch am Sonntag musste das Führungsfahrzeug schon am Ende der ersten Runde ausrücken. Im Omega waren Alex Morgan und Benjamin Leuchter gestrandet und mussten geborgen werden. Luca Engstler war aufgrund der umgekehrten Startreihenfolge von Platz 10 gestartet. Nach dem Restart machte er sich an die Aufholjagd. Am Heck von Opel-Pilot Harald Proczyk biss sich Engstler allerdings für einige Runden die Zähne aus. Am Queckenberg gelang es Engstler dann mit etwas Nachhilfe auf den dritten Platz nach vorn zu kommen und auch Michelle Halder musste den Hyundai-Piloten eine Runde später vorbeilassen.
Niels Lengeveld wurde an der Spitze des Feldes immer langsamer. Hinter ihm stauten sich Engstler, Halder, Proczyk und Eberle. Schließlich zwang er den Holländer in einen Fehler und Engstler und Halder gingen vorbei. Dahinter nutzte der Schweizer Pascal Eberle die Gunst der Stunde sicherte sich den dritten Platz vor Proczyk und Lengeveld.
In der Meisterschaft führt nun Engstler (349 Punkte) vor Proczyk (341 Punkte) und Lengeveld (335 Punkte).
Porsche Carrera Cup
Den Porsche Carrera Cup am Sachsenring dominierten die Lechner Racing Piloten Thomas Preining und Michael Ammermüller. Preining, der die Pole Position herausgefahren hatte, fuhr am Samstag und am Sonntag jeweils einen souveränen Start-Ziel-Sieg heraus. Sein Teamkollege Ammermüller verlor beim Start wertvollen Boden, so das der Norweger Marius Nakken und Tim Zimmermann die Plätze zwei und drei einfuhren.
Am Sonntag machte Michael Ammermüller seine Sache besser und verteidigte den zweiten Platz. Dritter wurde Larry ten Voorde, der Toni Wolf den Podestplatz noch abjagen konnte. Wolf, der aus Schönbrunn im Erzgebirge kommt und am Sachsenring somit sein Heimrennen absolvierte, hätte beinahe die Sensation geschafft, aber der Holländer war am Ende stärker. Schon am Samstag zeigte Wolf mit Platz sechs eine starke Leistung.